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ADB:Tuscher, Markus

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Artikel „Tuscher, Markus“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 27–28, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tuscher,_Markus&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 09:10 Uhr UTC)
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Tuscher: Markus T., Maler und Kupferstecher, wurde am 1. Juni 1705 bei St. Sebald in Nürnberg getauft; sein Geburtstag ist nicht bekannt geworden. Er war ein uneheliches Kind. Sein Vater soll ein Bortenmachergeselle gewesen sein und Ferdinand Tuscher oder Tischer geheißen haben. T. blieb bis zu seinem vierten oder fünften Jahre bei seiner Mutter und kam dann in das Nürnberger Findelhaus, wo er schon sehr früh eine unwiderstehliche Neigung zum Zeichnen an den Tag legte. Er erregte dadurch die Aufmerksamkeit des damaligen [28] Pflegers des Findelhauses, Karl Benedict Geuder’s von Heroldsberg, der ihn zu dem Maler Joh. Daniel Preisler in die Lehre schickte. T. blieb zehn Jahre lang bei Preisler und begab sich dann im J. 1728 mit einem Stipendium der Stadt Nürnberg in der Tasche auf die Wanderschaft nach Italien. In Rom angelangt, verlegte er sich auf das Copiren, machte die Bekanntschaft des berühmten Kunstsammlers Baron Philipp v. Stosch, der sich ihm gegenüber als Maecenas aufspielte, und lieferte für dessen Werk über Gemmen, und ebenso für dessen Medaillensammlung eine Menge von Zeichnungen. Nebenbei versuchte er sich auch als Steinschneider, jedoch ohne in diesem Fache etwas Bedeutendes zu leisten. Ursprünglich hatte er die Absicht, gemeinsam mit Johann Justin Preisler, dem ältesten Sohne seines Lehrers Johann Daniel Preisler, der gleichfalls für den Baron v. Stosch in Rom künstlerisch thätig war, die Rückreise in die Heimath anzutreten, er kam aber im J. 1734 in Gesellschaft des Barons v. Stosch nur bis Livorno, wo er vier Jahre lang blieb. Im J. 1740 wandte er sich nach Florenz, wo er das Probeblatt für die Münzgeschichte Siciliens lieferte, die P. Giuseppe Maria Pancrazi herauszugeben gedachte. Im nächsten Jahre finden wir T. in London beschäftigt, das ägyptische Reisewerk seines Freundes Friedrich Ludwig Norden zur Herausgabe vorzubereiten und mit Kupferstichen zu versehen. Die Kosten für das Unternehmen bestritt die dänische Gesellschaft der Wissenschaften. Auf diesem Wege kam T. mit Christian VI. von Dänemark in Berührung. Er erhielt einen Ruf, als Professor und königlicher Hofmaler der Malerschule nach Kopenhagen zu kommen und siedelte nach der dänischen Hauptstadt über, wo er namentlich unter der Regierung Friedrich’s V. großen Einfluß gewann. Er wußte den König zu bestimmen, die Malerschule zu erweitern und nach französischem Muster einzurichten. Während der Hofbaumeister Eigtved als Director und Graf Moltke als Präsident an die Spitze der Schule gestellt wurde, erhielt T. selbst die Ernennung zum ersten Professor, als welcher er sowol als Schriftsteller, wie als Lehrer für seine Schöpfung thätig war. Seine Hauptarbeit aber in Kopenhagen war die Vollendung des Norden’schen Reisewerkes, das er noch vor seinem Tode im J. 1751 bis auf einen geringen Rest auch vollendete. - Tuscher’s künstlerisches Vorbild und Ideal war Poussin. Wie dieser entnahm er seine Stoffe am liebsten der antiken Mythologie. Er malte u. a. auch ein Bild „Mars und Venus“, sowie eine „Sappho und Cupido“. Sein Hauptverdienst liegt in der Höhe seiner technischen Leistungsfähigkeit. Er war nicht nur mit der Führung des Grabstichels und der Radirnadel wohl vertraut, sondern beherrschte auch alle Manieren der Malerei. Seine verdienstvollste Arbeit sind die Radirungen zu dem Reisewerk seines Freundes Norden, von dem es eine französische und eine englische Ausgabe gibt. Das künstlerisch vollendeteste Blatt aber von seiner Hand ist jenes, das den Einzug Franz III. von Lothringen und seiner Gemahlin Maria Theresia in Florenz darstellt. Unter den übrigen ragen noch hervor der „amant vieillard“, die allegorische Darstellung seiner eigenen Hochzeit mit dem Motto: „Praemia virtuti dant nubia“, „Christus und die Samariterin am Brunnen“, eine Jugendarbeit, sowie eine Anzahl Porträts und Landschaften.

Vgl. G. K. Nagler, Neues allgemeines Künstlerlexikon XIX, 171-174. München 1849. - Franz Friedr. Leitschuh, Die Familie Preisler u. Markus Tuscher (Beiträge zur Kunstgeschichte. Neue Folge III). S. 25–51. Leipzig 1886.