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ADB:Umbach, Jonas

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Artikel „Umbach, Jonas“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 272–273, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Umbach,_Jonas&oldid=- (Version vom 16. November 2024, 18:53 Uhr UTC)
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Umbach: Jonas U., Maler, Zeichner und Kupferätzer, geboren zu Augsburg 1624, war der Sohn eines evangelischen Predigers, wahrscheinlich des Magisters Jonas Umbach, der im J. 1632 Diakonus an der St. Ulrichskirche war. Trotzdem muß der Künstler convertirt haben, da ein großer Teil seiner Arbeiten zur Verherrlichung der katholischen Kirche diente. Leider wissen wir wenig über das Leben dieses trefflichen Mannes, auch sein Bildungsgang ist unbekannt, nur so viel erhellt aus seinen Werken, daß er in Italien gewesen sein muß. In Augsburg wurde er bischöflicher Kammermaler und saß auch im großen Rathe der Stadt. Zufolge Stetten hätte er durch seine böse Frau sehr zu leiden gehabt. Sein Bildniß ist u. A. von Melchior Küsell im J. 1652 gestochen; es zeigt ein mageres Gesicht, ein forschendes, klares Künstlerauge, einen ausdrucksvollen Mund; nach Sitte der Zeit trägt er bis auf die Schulter herabwallende Locken. Charakteristisch für die hereinbrechende Herrschaft der französischen Sprache ist es, daß die Unterschrift französisch (allerdings gräulich) verfaßt ist. Sie lautet: Poin Remonstrance Dun bon Ceur, et Beaucoup De l’Obligation que Je Doy, á Mon Cher ammis Mons: Jonas Umbach, luy Offert Dunc Son Portraict, en bone fraternité Eternelle Melchior Küssell Graveur. Füßli setzt Umbach’s Tod, wol nur willkürlich, um 1700; 1685 muß er noch gelebt haben, da er das junge Ehepaar Maximilian II. Emanuel, Kurfürst von Baiern, und Maria Antonia von Oesterreich zusammen auf einem von 4 Pferden gezogenen Wagen dargestellt hat (Stich von E. Hainzelmann). Die Hochzeit derselben fand eben 1685 statt.

U. war unstreitig ein Künstler von großen Fähigkeiten. In andere Verhältnisse, andere Zeiten versetzt, würde er zweifellos ein hervorragender Maler geworden sein, so drückte aber die erbärmliche Lage Deutschlands im 17. Jahrhundert sein Talent danieder. Nagler gibt an, daß U. Küchenstücke, Geflügel, Landschaften mit Mondlicht gemalt habe. P. v. Stetten in seiner Kunst-, Gewerb- und Handwerksgeschichte von Augsburg erwähnt von ihm ein Altarblatt an einem Seitenaltar des Augsburger Domes, die Marter der hl. Apollonia, „in welchem der Ausdruck der Schmerzen der Leidenden sowohl als der der Grausamkeit an ihren Peinigern sehr stark ist“. Jedenfalls sind die Oelgemälde sehr selten. Dagegen hat unser Künstler eine Menge Zeichnungen hinterlassen, besonders landschaftliche, die vorwiegend italienische Motive mit Ruinen, Felsen u. s. w. darstellen; sehr häufig bediente er sich zu diesen der Schwarzkreide und höhte weiß auf. Diese Blätter zeigen eine tüchtige Ausführung und sind in der Wirkung öfters recht pikant. Unbedeutender sind die religiösen, überhaupt historischen Zeichnungen.

[273] Noch mehr bekannt ist U. in seinen Radirungen, von denen Nagler (Monogrammisten IV, Nr. 541) angibt, daß er deren 224 genau beschreiben könne. Darunter seien 20 Blätter mit Darstellungen aus dem alten und 39 aus dem neuen Testament, 22 Blätter mit Madonnen und heiligen Familien, 41 mit Heiligen, 11 mit Andachtsbildern, 45 mit profanen und mythologischen Compositionen, 10 mit Genrebildern, 12 mit Jagden, 10 mit Pastoralen und 24 mit Landschaften. Die religiösen Darstellungen befriedigen am wenigsten, da man in ihnen doch größere Vertiefung sucht; trotzdem sind einige, worin die Landschaft eine größere Rolle spielt, recht hübsch. Viel mehr sprechen die mythologischen Darstellungen mit ihren zierlichen und frei bewegten Figuren an, desgleichen die Hirtenscenen, und vorzüglich die Landschaften, in denen sich unleugbar viel Naturgefühl kund gibt. Italienische Motive mit Bergen und Ruinen wiegen in ihnen durchaus vor. Umbach’s Nadel ist spielend, ja graziös geführt. Um wie viel steifer sind nicht z. B. die Radirungen römischer Ruinen, welche B. Zäch nach ihm ausgeführt hat. Die Platten Umbach’s geriethen später in die Hände der Erben des Augsburger Kunsthändlers Jeremias Wolff, welche ihre Adresse (Haered. Jer. Wolffij exc. A. V. C. P. C. Maj.) darauf druckten. Deshalb sind die Abdrücke ohne die letztere vorzuziehen.

Der Künstler zeichnete viele kirchliche und allegorische Compositionen, die, von handwerklichen Stechern in Kupfer gebracht, wenig erquicklich sind. Wie unangenehm wirkt nicht z. B. die große Folge von Heiligen des Benedictinerordens, welche B. Kilian, J. G. Waldreich und M. Küsell stachen! Sonst stachen noch nach seinen Vorlagen G. A. Wolfgang, Phil. Kilian, J. E. Haid u. a. v. Stetten gibt an, daß U. „überhaupt sehr viel für Kupferstecher, Goldschmiede, besonders Treiber und andere Künstler gearbeitet“ habe.