ADB:Vannius, Valentinus

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Artikel „Vannius, Valentinus“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 483–484, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vannius,_Valentinus&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 14:02 Uhr UTC)
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Vannius: Valentinus V. oder Wanner, reformatorischer Theologe, † 1567. Als der erste evangelische Abt des Klosters Maulbronn in Württemberg hat V. einen geachteten Namen in der Reformationsgeschichte seines Vaterlandes. Geboren zu Beilstein in Württemberg, widmete er sich als Jüngling dem Studium der Theologie und trat in den Cistercienserorden und zwar im Kloster Maulbronn. Nach Anbruch der Reformation beriefen die päpstlich gesinnten Domherren von Konstanz den herangereiften Mann als vertrauenswürdigen Nichtlutheraner zu sich als ihren Domprediger. Aber durch Luther’s Schriften wurde er dem mönchischen Leben und dem gesammten Katholicismus entfremdet und begann das Evangelium mit großer Kraft zu verkündigen. Kaufbeuren hat er evangelisirt und 1526 auch in Mindelheim evangelisch gepredigt; wir finden ihn sodann als evangelischen Pastor zu Leonstein[1] unter den dortigen Grafen Friedrich und Ludwig bis 1532, sodann bis 1535 in Kulmbach. In diesem Jahre rief ihn Herzog Ulrich von Württemberg in die Heimath zurück und machte ihn zum Pastor in Beilstein. Nach anderthalbjähriger Thätigkeit in diesem Amte wurde er 1537 Pastor in Backnangen[2] und 1538 Spitalgeistlicher in Stuttgart, wo er einem Erhard Schnepf und den anderen schwäbischen Reformatoren im Reformationswerke hülfreichst zur Hand ging. Da brachte die Einführung des Interims auch in sein Leben einen jähen Umschwung. Als nämlich der Herzog Ulrich 1548 ihn neben anderen Vertrauensmännern dazu gebrauchen wollte, die schwäbischen Geistlichen zur Annahme des Augsburger Interims zu bewegen, lehnte V. seine Mithülfe ab, wurde aber deshalb seines Amtes entsetzt. Erst nach Beilegung der Wirren, welche durch das Interim entstanden waren, bekam er 1550 wieder eine feste Anstellung und zwar als Pastor und Decan in Cannstatt bei Stuttgart. In dieser Stellung traf ihn 1552 der ehrenvolle Auftrag des Herzogs Christoph von Württemberg, neben Brenz und anderen am Trienter Concil theil zu nehmen und dort die württembergische Confession öffentlich zu vertheidigen. Die Gesandten erhielten [484] diese ihre Anweisung vom Herzoge am 24. Februar, trafen am 18. März in Trient ein, erreichten aber nicht, daß das Concil sie zu einer Sitzung zuließ. Am 7. April erklärten sie daher bestimmt ihre Abreise, die sie auch antraten, nachdem sie erkannt hatten, daß das Concil es mit der Einigung der Protestanten und Katholiken nicht ernst nahm. 1558 wurde V. von seinem Landesfürsten zum evangelischen Abte von Maulbronn eingesetzt. In dieser Stellung starb er 1567, am 27. August.

Von Konstanz ausgegangen, hatte V. anfangs als Reformator zwinglischer Observanz gewirkt, war aber je länger desto mehr dem Lutheraner Brenz nahe getreten. Er hat sich zwei Mal verheirathet; von seiner ersten Ehefrau, mit welcher er sechzehn Jahre verheirathet war und welche 1548 in Stuttgart starb, hatte er fünf Kinder (zwei Söhne und drei Töchter); die zweite, Anna Rieler, Ulrich Majer’s Wittwe, starb 1557.

Schriften von V.: „Bedencken, was von der Meß zu halten“ (1558, 1557); „Historia von der Meß in zwey Theilen wider Johannem Fabri“ (Tübingen 1557, 1567). Fischlin (s. unten) fügt zu diesen Titeln noch die Bemerkung hinzu: „De scriptis ejus conferatur Biblioth. König p. m. 830, qui tamen in nomine hallucinatur, Valerium pro Valentino nominans …Sylva locorum communium Theologicorum. Argentorati 1563. – Epistola ad Marbachium ap. Fecht., Epl. Theol. P. I, p. 5.“

Vgl. Ludw. Melch. Fischlin, Memoria Theologorum Wirtenbergensium. Pars I (Ulmae 1710), p. 14–18. – (Zedler,) Universallexikon, 52. Theil 1747 fol. sub voce „Wanner“. – K. Th. Keim, Schwäbische Reformationsgeschichte (Tüb. 1855), S. 19, 26, 37, 57, 71. – Am ausführlichsten die Württembergische Kirchengeschichte. Herausgegeben vom Calwer Verlagsverein. Calw und Stuttgart 1893, S. 263, 376, 382, 391.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 483. Z. 17 v. u. l.: Löwenstein statt Leonstein. [Bd. 45, S. 675]
  2. S. 483. Z. 13 v. u. l.: Backnang statt Backnangen. [Bd. 45, S. 675]