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ADB:Vincentius, Caspar

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Artikel „Vincentius, Caspar“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 734–735, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vincentius,_Caspar&oldid=- (Version vom 21. Dezember 2024, 05:15 Uhr UTC)
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Vincentius: Caspar V., ein Componist aus dem Ende des 16. und Anfange des 17. Jahrhunderts, der aus Speier gebürtig war und zuerst an der Hauptkirche zu Speier um 1611 Organist war, dann um 1617 an die Andreaskirche in Worms kam und von dort gegen 1625 an der Kathedrale in Würzburg als Organist wirkte (die Stellungen sind durch seine Druckwerke festgestellt, dagegen ist obige Geburtsstadt fraglich). Vincentius (oder Vincenz) war ein großer Verehrer des sogenannten Generalbasses, unter dem man seiner Zeit eine Begleitung der Gesänge auf der Orgel oder dem Claviere nach einem bezifferten Basse verstand. Einer Begleitung die, wie wir von Seb. Bach wissen, sehr kunstvoll, aber auch wieder sehr einfach sein konnte und bestimmt war, die etwa schwachen oder gar unbesetzten Chorstimmen zu unterstützen oder fehlende Intervalle zu ersetzen. Es liegt auf der Hand, daß eine derartige Begleitung je nach den Fähigkeiten des Organisten ausfiel und das feine Stimmengewebe der Compositionen des 16. Jahrhunderts eher verderben als bessern konnte und doch war man im 17. Jahrhundert ganz erpicht darauf, selbst ältere Gesangswerke von Lassus und Palestrina damit zu versehen und sie im Drucke herauszugeben. So setzte auch V. zu Lassus’ Magnum opus von Lassus’ Söhnen 1604 herausgegeben, im J. 1625 einen Generalbaß und gab denselben mit einer Vorrede heraus, welche seine Ansichten darüber entwickelt (theilweise abgedruckt in Monatshefte f. Musikg., Bd. 4, S. 209). Ebenso versah er Abraham Schadaeus großes Sammelwerk „Promptuarium music.“ 1611, 1612, 1613 und 1617 in 4 Theilen mit einem Generalbaß, dessen 4. Theil er selbst nach dem Absterben Schadaeus’ herausgab. In dem Werke von Schadaeus ist er mit 30 lateinischen Gesängen zu 5, 6, 7 und 8 Stimmen vertreten, von denen einige dann Bodenschatz in seine späteren Sammelwerke wieder aufnahm (siehe meine Bibliographie, S. 912). Leider fehlen die Partituren zu seinen Gesängen, so daß ein Urtheil über seine Schreibweise bis jetzt nicht feststellbar ist. Sein hinzugefügter Generalbaß aber beweist recht schlagend, wie unmöglich es dem Begleitenden gewesen sein muß den Gesang ohne Störung zu begleiten, denn die Bezifferung, die allein im Stande war ein Bild von der Stimmenführung zu geben, ist so mager, daß [735] sich nur hin und wieder einige Zahlen finden; alles Uebrige mußte der Organist nach Gutdünken hinzufügen; daß es den Stimmen eine Hilfe gewähren konnte, ist nur dann denkbar, wenn er die Composition sehr genau kannte. Der Schreiber dieser Zeilen hat in seiner Jugend oft genug aus so einer Generalbaßstimme Kirchencantaten begleiten müssen und weiß daher, wie unsicher eine solche Begleitung bei einem fremden Satze ausfallen muß. Man behilft sich dann eben mit den einfachsten dünn gehaltenen Accordfolgen.