ADB:Voigtländer, Peter Wilhelm Friedrich von

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Artikel „Voigtländer, Peter Wilhelm Friedrich von“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 215–216, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Voigtl%C3%A4nder,_Peter_Wilhelm_Friedrich_von&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 04:21 Uhr UTC)
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Voigtländer: Peter Wilhelm Friedrich v. V., Optiker, Sohn des Vorigen, geboren zu Wien am 17. November 1812, † am 8. April 1878 zu Braunschweig. Nachdem dieser Enkel des berühmten Mechanikers J. C. Voigtländer seine Studien auf dem Wiener Polytechnikum vollendet hatte, machte er Reisen durch Deutschland, England und Frankreich und übernahm 1835 das väterliche optische Institut, welches er bald zu noch höherer Blüthe brachte. Die von ihm construirten Doppelperspective, die verbesserten Kellner’schen Oculare, und vor allem vorzügliche achromatische Fernrohre, über welche sich die Astronomen Gauß, Schumacher und Stampfer auf das günstigste aussprachen, gingen aus der Werkstätte Voigtländer’s hervor, der selbst mit den mathematischen Grundlagen der höhern Optik vollkommen vertraut war. Auf Grund der Berechnungen des Wiener Professors Petzval fertigte V. das erste genaue photographische Porträtobjectiv und gab dadurch der Kunst, Lichtbilder herzustellen, einen ganz neuen Anstoß. Die Nachfrage nach solchen Gläsern wurde eine derartige, daß sich V. zur Begründung einer zweiten Anstalt entschließen mußte und zwar verlegte er dieselbe nach Braunschweig, aus welcher Stadt seine Gattin stammte. Bis zum Jahre 1865 waren aus der Fabrik bereits 18 000 photographische Objective hervorgegangen.

Verschiedene Gründe, unter denen auch die von V. in einer eigenen Schrift (Braunschweig 1859) geschilderten Prioritätsstreitigkeiten ihre Rolle spielten, [216] bewogen ihn, die Wiener Fabrik 1868 aufzuheben und gänzlich nach Braunschweig überzusiedeln. Den österreichischen Adel hatte er 1866 erhalten, und sein Name wird durch je eine großartige Stiftung in Wien und Ungarn verewigt, welche er dort unmittelbar vor seinem Scheiden machte; für seine Person war er bereits 1849 nach Norddeutschland übergesiedelt. Am 1. October 1876 hatte er die Geschäftsleitung seinem ältesten Sohne Friedrich Ritter v. V. übergeben, während gleichzeitig auch sein Stiefsohn Dr. Sommer, Professor am herzoglichen Collegium Carolinum, der Firma in allen theoretischen Fragen zur Seite stand. An äußeren Ehren war F. v. V. sehr reich; wichtiger jedoch war für ihn zweifellos der Umstand, daß der Name V., unter dem insbesondere eine gewisse Gattung weit verbreiteter Marinefernrohre bekannt ist, sich einer stets wachsenden Achtung in allen industriellen und fachwissenschaftlichen Kreisen zu erfreuen hatte. Auf die großen Fortschritte, welche seit Gründung des Abbeschen glastechnischen Laboratoriums in Jena auch in dem Voigtländer’schen Etablissement erzielt wurden, kann hier nicht näher eingegangen werden.

Exner, Beiträge zur Geschichte der Erfindungen Oesterreichs, Wien 1873, S. 513 ff. – C. v. Wurzbach, Biogr. Lexikon des Kaiserth. Oesterreich, 50. Theil, Wien 1884, S. 235 ff. – F. Ritter v. Voigtländer; biograph. Skizze, Braunschweig 1874. – Privatmittheilungen.