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ADB:Vordermayer, Hans

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Artikel „Vordermayer, Hans“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 299–300, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vordermayer,_Hans&oldid=- (Version vom 28. Dezember 2024, 11:15 Uhr UTC)
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Vordermayer: Hans V., Bildhauer, geboren 1841 zu Holzkirchen als der Sohn eines Bäckermeisters; erhielt, da der Vater großen Werth auf das Zeichnen legte, ebenso frühzeitig wie seine Brüder, Unterricht in dieser Kunst, welche der brave Zimmermann Quirin Paul Herder in einer von ihm begründeten Schule lehrte, wozu die Gemeinde den anfänglich beanstandeten Zuschuß von jährlich zwölf Gulden beisteuerte. Und der wackere Zimmermeister mußte die Sache gut angestellt haben, denn aus seinen Schülern ging manch geachteter Künstler hervor, wie auch die nachfolgenden Mathias und Rupert V.; ihm dankte mancher Schlosser und Kupferschmied (darunter der geschickte und in getriebener Kupferplastik so hervorragende Saturnin Kiene, welcher erst 39 Jahre [300] alt, am 26. Aug. 1878 zu Tölz starb), die erste Anregung und solide Grundlage. Dann kam Hans V. von seinem 10. bis 15. Jahre in das Erziehungsinstitut nach Metten und darauf drei Jahre lang in die Lehre des Architekten Schuller zu Landshut. Von da fand er den Weg in das Atelier des Bildhauers Jos. Otto Entres zu München, dessen kostbare kunsthistorische Sammlung ebenso viele Belehrung bot, wie die praktische Methode dieses im Bereiche der Holzskulptur bahnbrechenden Meisters. Merkwürdiger Weise traf V. hier auch mit dem hochbegabten Lorenz Gedon zusammen, welcher mit dem brennendsten Eifer in die gleiche Bahn lenkte. Nach diesen gediegenen Vorstudien im Gebiete der deutschen Kunst besuchte V. die Akademie und machte 1863–66 unter der Leitung des Prof. Maximilian Widnmann tüchtige Bekanntschaft mit der Antike und erweiterte seinen Gesichtskreis und Schönheitssinn durch neue Technik und weitere classische Bildung, wobei er nebenbei nicht nur mit eigenen Arbeiten seine Existenz sicherte, sondern auch seine Brüder kommen ließ und zu ihrer tüchtigen Schulung nach Möglichkeit beitrug, während er selbst mit einer Schwester seines Freundes Gedon ein eigenes Heim gründete. V. arbeitete für verschiedene in Restauration befindlichen Kirchen, insbesondere aber auch, nach Gedon’s Entwürfen, und mit dem talentvollen Ludwig Bierling († am 27. Mai 1886 zu Ammergau), an der artistischen Ausstattung der neuen Gemächer für König Ludwig II. in der Residenz. Im J. 1874 erhielt V. eine Berufung als Vorstand der Schnitz- und Bildhauerschule nach Partenkirchen. Neun Jahre wirkte der durch seinen Entwicklungsgang ganz dazu befähigte Künstler als Vorstand und Lehrer, bestrebt die finanziellen Verhältnisse der Schule zu bessern und unablässig bemüht, den Sinn des Schülers frei von jeder Schablone für das Originelle und Schöne zu gewinnen. Es gelang ihm bedeutende Erfolge zu erringen, so daß die Anstalt auf den Ausstellungen zu München, Nürnberg, Leipzig, Melbourne bald glänzend vertreten war. Indessen führte ihn die Liebe zur eigenen Kunstausübung, welche von der Lehrthätigkeit ganz überwuchert wurde, 1883 wieder nach München zurück, wo es nun galt neue Verbindungen anzuknüpfen und Aufträge und Bestellungen zu suchen. Sie stellten sich auch rechtzeitig ein und seiner vielseitigen Begabung gelang es alsbald Altäre zu bauen, neue Skulpturen zu schaffen, darunter viele Madonnen- und Heiligenstatuen, insbesondere auch eine „Charitas“ für das Spital zu Lenggries. Seine beste Kraft einsetzend zehrte er seine Gesundheit auf; er verschied während eines Aufenthaltes zu Ostermünchen am 9. Juli 1888 und wurde an der Seite seines geliebten Bruders Rupert zu Holzkirchen begraben. Sein ältester Sohn Ludwig V. trat in die Fußstapfen des Vaters, arbeitete nach dem Tode desselben bei seinem Oheim Mathias V. und dann bei Begas in Berlin.

Vgl. Prof. Dr. Sepp im Kunstvereins-Bericht f. 1888, S. 73.