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ADB:Gedon, Lorenz

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Artikel „Gedon, Lorenz“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 258–263, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gedon,_Lorenz&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 19:19 Uhr UTC)
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Gedon: Lorenz G., Bildhauer und Architekt, geboren am 12. November 1843 zu München, als der Sohn eines Tändlers und Auctionators, † am 27. December 1883. Ein günstiger Zufall führte den Knaben frühzeitig zu dem Bildhauer Jos. Otto Entres (geb. am 13. März 1804 zu Fürth, † am 18. Mai 1870 in München), wo sein angeborener Sammeleifer förderliche Nahrung fand und die Pietät für alle Erzeugnisse der alten Kunst gepflegt wurde. Entres war ein umsichtiger Kenner altdeutscher Holzsculptur, er hatte die Gabe, Verständniß und Empfindung dafür auch bei Anderen in gleichfühlender Weise zu wecken. Im Besitze einer auserlesenen Sammlung vorzüglicher Schnitzwerke, welche er mit größtem Eifer auf fortwährenden Reisen und mit Aufwand aller seiner Mittel zusammengebracht hatte, legte er, wie ehedem Francesco Squarcione in Padua, dieses kostbare Material seinen zahlreichen Schülern als Bildungsmittel vor, ließ sie danach copiren und wußte, obwol ihm das Wort nicht willig und wohlgefügt vom Munde ging, die innere Gluth der Begeisterung erwärmend in Andere überströmen zu lassen. Dabei war Entres obwol im innersten Herzen, wie ehedem Fr. Hoffstadt (geb. 1802 zu Mannheim, † am 7. September 1846 zu Aschaffenburg), dem Spitzbogenstil mit patriotischem Eifer zugethan, doch gegen die Producte anderer Perioden nie ungerecht; er ließ jeder Zeit ihr Gutes und zog alles zur nützlichen Erklärung, Beleuchtung und Gegenwirkung gerne in sein Bereich. Was ihm für seine Zwecke erreichbar und dienlich schien, sammelte er, wenn nicht zu bleibendem Besitz, doch zu Tausch und Weitererwerb brauchbar, und speicherte diese Schätze durch sein ganzes Haus, bis er endlich, altersmüde und krank, alles auf einen Schlag in einer Riesenauction (1868) wieder auflöste und zerstreute, wobei er freilich, unfähig sich davon zu trennen, einen Theil seiner Lieblinge wieder zurücknahm. In dieser artistischen Atmosphäre und Vorschule saß G. fünf Jahre: sie bildeten das Programm zu seiner weiteren Thätigkeit; sein folgendes Schaffen und Sammeln ward dadurch bedingt und erhielt seine Richtung. Dann ging G. (um 1862) auf kurze Zeit zu dem gewandten Ho1zbildhauer Joh. Petz (geb. am 16. Mai 1818 zu Lermoos, † am 7. März 1880 in München), der sich indessen damals, weniger als Plastiker thätig, einer gewaltigen Baulust hingab und wohnliche Häuser aus der Erde entstehen [259] ließ, um selbe gleich wieder für neue Projecte loszuschlagen. Auch diese Erfahrung machte sich G., wenn auch in ganz anderer Weise, später nutzbar, hielt aber, da nichts Neues zu lernen war, hier nur kurze Zeit aus, ebenso in der Mayer’schen Anstalt und bezog dann die Akademie, um unter der Leitung des Professor Max Widnmann in die Schönheit der Antike eingeführt zu werden. Der krausköpfige Kunstjünger, welcher durch sein eigenwilliges Kennen und Können seine bisherigen Lehrherren und Arbeitgeber, bei denen er „in Condition“ gestanden, überrascht und piquirt hatte, brachte neben allerlei, den akademischen Anfängern meist mangelnden, praktischen Vorkenntnissen, eine unverwüstliche Zuversicht mit und trotz den fühlbarsten Lücken ein juveniles Selbstbewußtsein, welches seine jungen Freunde enthusiastisch mit sich riß. G. aber hatte den glücklichen Vorzug, daß er den beim Ringkampf um die höchsten Ideale unvermeidlichen Zwiespalt zwischen Wollen und Ausführung nicht katzenjämmerig auf seine Umgebung wirken ließ, sondern sich trotz aller Niederlagen, mit ungeschwächtem Eifer immer wieder begeisterte. Es brannte in ihm ein ungezügeltes Feuer, wie zur Zeit der „Sturm- und Drang-Periode“ unserer Litteratur, es blitzte und kochte über, es sprudelte, quoll und dampfte, oft hexenküchenmäßig, koboldartig, titanisch. Daß für Philister, Zwerge und andere ruhige Erdenbewohner der Verkehr mit angehenden Titanen, welche sich gerade am wenigsten durch Höflichkeit auszuzeichnen gewillt sein sollen, von jeher nicht immer erquicklich und erfreulich war, liegt auf platter Hand.

Während seines Aufenthaltes an der Akademie fertigte G. viele Entwürfe, von denen nur Weniges in die Oeffentlichkeit kam, erst 1866 brachte er einen schön modellirten „Barbarossa“ (etwa drei Viertel Lebensgröße), an welchem besonders der durchgebildete Kopf auffiel, in den Kunstverein, auch den originellen Pokal für den akademischen Gesangverein (Zeichnung dazu in der sogen. Maillinger-Sammlung) und hatte die Kühnheit, bei der Concurrenz um das Nationaldenkmal für den König Maximilian II. mit Hähnel, Kreling, Widnmann, Brugger, Zumbusch und Schilling die Wette zu wagen. Sein Project blieb unvollendet, da G. bei dem inzwischen (1866) ausgebrochenen Kriege seiner Militärpflicht genügen mußte, zeigte aber schon die ganze decorative Kraft und Tendenz des jungen Plastikers, welcher mit Beseitigung des seither unentbehrlichen architektonischen Aufbaues, auf einem nur aus etlichen Stufen bestehenden Sockel eine von Löwen gezogene Quadriga erdachte, von welcher der Herrscher, von der allegorischen Gestalt des „Friedens“ geführt, seinen hochherzigen Willen dem Volke verkündet, während die Personificationen des Handels, der Industrie, Wissenschaft und Wohlfart in zwei Hälften dem seltsamen Gefährte ihr Geleite gaben. Die Hauptgruppe (wobei der König die linke Seite einnahm) war ebenso klar gedacht, wie das Damen-Cortege mit den Löwen unvermittelt und ohne Linienwirkung einherwimmelte, so daß das Ganze wohl bei einem mit malerischem Detail vorüberrauschenden Festzuge eine überraschende Wirkung erzielen, nicht aber bei einem stabilen Denkmal den imposanten Eindruck behaupten konnte, welcher der monumentalen Plastik in erster Reihe zukommt. G. bewies damit, wie überhaupt mit der Mehrzahl seiner Schöpfungen, eine eminente Begabung zur decorativen Improvisation – einer seiner getreuesten hat ihm zutreffend den humoristischen Beinamen eines „Reichstapezierers“ aufgebracht –, bei welcher ebenso das architektonische wie das plastische und malerische Element gleichmäßig zur Sprache gelangt und dem Auge des dilettirenden Betrachters ein höchst angenehmer, geradezu fascinirender Reiz bereitet wird, ohne daß jedoch weder ein Baukünstler, noch ein Bildner oder Maler als Fachmann dadurch bleibend befriedigt werden könnte.

[260] Vom „Altdeutschen“ ausgehend, durch die Antike wandernd, wurde G. auf seiner artistischen Entwicklung naturgemäß in die damals wieder zu Ehren kommende „Renaissance“ getrieben, welche indessen, wie überhaupt ein Theil der Münchener Schule, zum unnationalen Barock- und übermüthigen Rococo- und „Zopf“-System hinüberneigte und alsbald mit dem hochnäsig-leeren „Empire“-Stil liebäugelte, woraus die völlige Willkür der neuesten „Jugend“ entsproßte. G. fühlte das Dilettantische dieses geistreichen Geflunkers und den Mangel des historischen Ernstes und tieferen Studiums in dieser „modernen“ Richtung; ihm mangelte nicht der gute Wille, wol aber die Geduld und Zeit, welch letztere nur zu freigebig und verschwenderisch mit lustiger Kneipgenialität nutzlos und unwiederbringlich verplempert wird.

Zu den schönsten Leistungen zählt wol der „triumphirende Ritter Georg“, womit G. eine Preisaufgabe der Akademie 1868 löste; eine verkleinerte Wiederholung (gegossen von Herzner und ciselirt von Halbreiter), kam 1872 in Besitz des Prinzen Otto. Dann modellirte G. 1869 verschiedene Büsten (noch 1882 eine Richard Wagner’s) und concentrirte seine Kraft auf allerlei Gewerbliches, wie die reichen Zimmereinrichtungen für Baron Todesco, den baulustigen Major v. Lutz, Atelier und Bibliothek für die Gräfin Arco-Valley u. dergl., entwarf zur Feier des Sieges bei Sedan eine nicht sehr glückliche, schlotterige „Germania“ und inscenirte die glänzende Trophäe vor der Akademie beim Einzug unserer Truppen (1871), eine ganz virtuose Leistung seiner Decorationsgabe; zeichnete Grabdenkmale, modellirte Figuren zu den Oefen von Hauberrisser’s neuem Rathhaus, arbeitete mit bei den ebendaselbst errichteten Gedenktafeln zur „Erinnerung an die im deutsch-französischen Feldzug gefallenen Münchener“ (diese Gedenktafeln im Atrium des neuen Rathhauses sind entworfen von G. Hauberrisser, ausgeführt von Steinmetzmeister Weigl, die Trophäen und Kränze modellirte Gedon, A. Halbreiter besorgte den Bronzeguß), zauberte Häuserfaçaden mit decorativen Figuren und Sculpturen, darunter leitete er auch die Erweiterung und den Umbau des Hauses für den Grafen v. Schack (jetzt mit der berühmten Galerie Eigenthum des Kaisers Wilhelm II.), eine Arbeit, welche 1872–1874 durchgeführt wurde. Das Publicum blieb stutzig, die Kritik, wenn auch nicht so „einstimmig verurtheilend“ wie der Berichterstatter in Lützow’s „Zeitschrift“ (IX, 238), doch mehr als rückhältig mit dem von anderer Seite nur zu beifällig gespendeten Lobe. Der Tadel, daß G. über die einfachsten Regeln der Statik doch gar zu kühn sich weggesetzt habe, ist gewiß nicht unbegründet. G. sei, so hieß es beiläufig, ohne Frage ein bedeutsames Talent, aber es fehle ihm am künstlerischen Wissen und am richtigen Gefühl für das Maaß des Erlaubten; Vor allem thue ihm Studium noth, denn alle Begabung ersetze nicht dasselbe u. s. w.

Andere Bauten, welche G. gleichfalls façadirte, z. B. das Palais der Herren Schön und Heyl in Worms, die Villa Meggendorfer, das Eymannsberger Haus am Rindermarkt, des Bankiers Ruederer am Marienplatz und das Hôtel Bellevue (mit dem schwerfälligen, völlig unvermittelten Portal), auch die unausgeführten Projecte zum Kunstgewerbehaus in München und Berliner Reichstagsgebäude tragen fast alle mehr oder minder die angedeutete Signatur. Bei aller Hochachtung für Gedon’s Talent, sein Wollen und Können, muß man doch gegenüber seiner architektonischen Thätigkeit einige Reserve beobachten. Als G. aus dem Leben schied, war der Künstler weiter gereift, aber noch nicht fertig; bei seinem rastlosen Arbeitsdrang hätte er sich wohl noch mannichfaltig geklärt und geläutert. Er war eine zu ehrliche und gesunde Natur, als daß ihn diese theatralische Effecthascherei in die Länge befriedigt hätte. Der Schwerpunkt seiner Verdienste fällt überhaupt nicht in die [261] Architektur. Seine decorative Begabung verleitete ihn zu Mißgriffen. Diese, häufig ganz unnationale, aus allen Stilarten gemischte, mit der sogenannten „Renaissance“ getriebene Willkür, erinnert an die kauderwälsche Sprachmengerei und Wortverwilderung, welche inmitten des XVII. Jahrhunderts unsere Litteratur überfluthete; eine solche Confusion ziemt aber nicht als geistiger Ausdruck eines neuerstandenen Volksbewußtseins. Ein Schriftsteller, welcher heut zu Tage in der Sprache des Philander von Sittewald, im Schwulste eines Daniel Lohenstein oder Hoffmann von Hoffmannswaldau und Christoffel von Grimmelshausen schreiben wollte, würde keinen Leser und Zuhörer finden. Aber im Bereiche der Kunst verlangt man von uns Bewunderung für solche äquivalente Mißgriffe. Glücklicher war G. im Gebiete der decorativen Sculptur und Einrichtung einzelner Säle, z. B. im fürstlichen Schlosse zu Dessau, insbesondere aber in seinen Erzeugnissen für das Kunstgewerbe, obwol auch hier eine fieberhafte, prickelnde Unruhe und Hast fast alle seine Schöpfungen, selbst die sogenannte „Hubertus-Uhr“ durchzittert. Es war, als hetze eine dräuende Ahnung der ihm gesetzten kurzen Spanne Zeit den Künstler vorwärts und weiter, der mit einem von staunenswerther Leichtigkeit unterstützten Fleiße das Verschiedenartigste ergriff. Während seine rastlose Phantasie an Ueberraschungen arbeitete, behielt er noch genügende Fonds, um gleichsam spielend, jene decorativen Inscenirungen auf den Ausstellungen zu Paris, Wien und München und bei unzähligen anderen Anlässen zu arrangiren, in welchen er sein Ingenium bekundete in glänzendster Weise, die freilich das Mißliche hat, daß sie augenblicklich viel angestaunt und bewundert, gleich der Kunst des Mimen und Virtuosen, wieder verschwindet und verduftet und nur in verblaßter Erinnerung bei den Zeitgenossen ein kurzes Fortleben genießt. Hier war G. am größten. Für diese opferwilligen Leistungen verdiente er reichlich Dank und Bewunderung, auch in Form von Ordensauszeichnungen, und Decorationen von Baiern, Preußen, Oesterreich und Frankreich erfolgten, ohne daß jedoch der Künstler darauf absonderlich geachtet oder davon Gebrauch gemacht hätte. Sein Name gewann durch diese Expositionen den universell-populären Klang, welcher rückwirkend seinen plastischen Erzeugnissen zu statten kam.

Es wäre wirklich eine Pflicht der Pietät, alle diese oft nur in den flüchtigsten Umrissen hingeworfenen Skizzen und Ideen in den uns heute zur Reproduction verfügbaren Mitteln wiederzugeben und in einem die gewöhnliche Form weit überbietenden Album zu publiciren. Auch die Mißgriffe und Irrungen eines solchen Genius sind lehrreich und bei richtiger Betrachtung gewinnbringend. Einzelnes hat die „Zeitschrift des Münchener Kunstgewerbevereins“ gelegentlich abgebildet, z. B. einen „Lustre und Wandarm“ (1877, Tafel 31), ein „Lesepult“ (1878, Tafel 16), die von Professor Dr. Sepp eines eigenen Vortrags gewürdigte „Hubertus-Uhr“ (1881, Tafel 33), welche als Ehrengeschenk der Stadt München für das VII. Deutsche Bundesschießen gereicht wurde (modellirt von L. Gedon und J. v. Kramer, ausgeführt in Bronze und Silber von Karl Winterhalter, gewonnen von Al. Dandl in Landshut; aufgestellt bei der Internationalen Kunstausstellung 1883), der „Kaminaufsatz“ im großen Saale des Münchener Kunstgewerbehauses (1882, Tafel 7) und die schöne „Thüre“ für den Prachtbau des Commerzienrathes Heyl zu Worms (ausgeführt von J. v. Kramer und L. Bierling), (1884, Tafel 1). Ein ähnliches Thor erwarb aus Gedon’s Nachlaß Dr. Hirth für sein in der Louisenstraße, nächst den Propyläen gelegenes Familienhaus, zu dessen Einrichtung G. die Hauptdirective gegeben hatte.

[262] Von König Ludwig II. wurde G. vielfach bei Ausschmückung des Linderhofes und Chiemseeschlosses mit Aufträgen betraut, insbesondere bei der Anfertigung des berühmten Prachtwagens (vgl. Lützow’s Zeitschrift 1873, VIII, S. 14), dessen ornamentaler und figürlicher Theil beinahe ganz aus Gedon’s Hand hervorging. Seltsamerweise soll eine Fahrt in demselben, insbesondere durch die erschütternde Gegenwirkung des rückwärts angehängten Posaunenengels nicht zu den Freuden des Lebens gehören.

Zu Gedon’s weiteren Arbeiten zählen viele Grabdenkmale, z. für die Familie Seckendorf, Kaulbach (1876) und Riedinger (1881 in Augsburg), das Project zu einem Liebigdenkmal und andere Leistungen, darunter auch der Löwe mit dem bairischen Wappen auf dem Starnberger Salondampfer. Auch das Entstehen des sogenannten Paulusmuseum zu Worms und dessen innere Ausschmückung war Gedon’s Werk. Zahllose Zeichnungen für Gewerbemeister, Schmiede, Weber u. a. zu Nutz und Zier des Lebens, zur behaglichen Gestaltung von Wohnräumen lieferte seine immer breitwillige Gefälligkeit. In seinem Hause und Atelier sammelte er eine kostbare Menge der seltensten Alterthümer, Prunkgeräthe und allerlei subtile Erzeugnisse der Kleinkunst welche er wieder plötzlich losschlug, um aufs neue mit verdoppeltem Eifer frische Schätze zusammenzutragen – ein eigenes Museum, welches er sorglich zur Sicherung der Zukunft für seine zahlreiche Familie ordnete und bestellte. Sonst war ihm das Geld ein ziemlich gleichgültiges Ding, er hatte kaum einen anderen Begriff davon als daß es Chimäre sei; es flog herein und hinaus. Seine Meinung sollten auch die Auftraggeber theilen. Nicht selten überschritt er seine Voranschläge und widerlegte so, wenigstens indirect aber gründlich, den herkömmlichen Aberglauben, daß ein Renaissancebau billiger zu stehen komme als die „theuere Gothik“. Wenn es nur gut und schön nach seiner Intention wurde, alles weitere blieb ihm gleichgültig. Deshalb änderte er immer wieder, riß rücksichtslos nieder, bis es seiner Meinung und seiner Ansicht genügte. An sich selbst dachte er nicht. Durchaus selbstlos beim stärksten Selbstgefühl war er sinen Freunden ein Spiegel der Treue, ein Muster und Vorbild des fleißigsten Schaffens, aber auch der fröhlichsten Geselligkeit. Ihnen decorirte er, schon den Tod im Herzen, ihr neues Kneiplocal. Die grünen Gewinde und Kränze hingen noch frischduftig an den Wänden, als ihn das längst mit stoischer Ruhe erwartete Ende von seinen qualvollen Leiden erlöste. In der stillen östlichen Ecke an der Arkadenreihe des südlichen (alten) Campo Santo betteten sie ihn zur letzten Ruhe; ein originelles Denkmal steht darüber. Bei seinem Begräbniß zeigte sich ein Wetteifer von Theilnahme, wie sie außer Franz v. Seitz vordem nur Wenigen erwachsen war (vgl. Nr. 360 d. „Augsb. Abendztg.“, 31. Dec. 1883, und „Münch. Neueste Nachrichten“, 1. Jan. 1884). Gedon’s Kunstsammlungen wurden am 18. Juni und den folgenden Tagen 1884 versteigert. Der mit Gedon’s Porträt nach F. A. v. Kaulbach und vielen Illustrationen von Lossow, R. Seitz u. a. ausgestattete Katalog, umfaßte 1257 Nummern, welche ein überraschend hohes Resultat ergaben.

Vgl. die Nekrologe von Dr. G. Hirth in Nr. 362 d. Münch. Neuesten Nachrichten, 28. Dec. 1883; Nr. 2 d. „Augsburger Sammler“, 5. Jan. 1884; Beil. 6 d. Allg. Ztg. 1884 und Beil. 67 d. Allg. Ztg., 7. März 1884; Dr. Fr. Schneider im 5. u. 6. Hefte d. „Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins“ für 1884; Kunstvereins-Bericht für 1883, S. 63 ff.; Nr. 2116 d. Illustr. Ztg., Leipzig, 19. Jan. 1884; Ludwig Pietsch in Paul Lindau’s „Nord und Süd“, Juli 1884 (mit Porträt nach F. Lenbach); Regnet in Lützow’s „Zeitschrift“ 1884. XIX, 251 ff. – G. Hirth, Franz [263] v. Seitz und Lorenz Gedon. Festrede, München 1884. – Fr. Pecht, Aus meiner Zeit, 1894. II, 246 ff. – Singer 1896. II, 21.