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ADB:Halbreiter, Ulrich

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Artikel „Halbreiter, Ulrich“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 403–404, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Halbreiter,_Ulrich&oldid=- (Version vom 17. Dezember 2024, 12:00 Uhr UTC)
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Halbreiter: Ulrich H., Historienmaler und Silberarbeiter, geb. am 11. Juli 1812 zu Freising, † am 26. November 1877 zu München, kam früh mit seinen Eltern nach München, studirte auf der Akademie, besonders unter der väterlich liebevollen Leitung Schlotthauer’s, welchen er 1834 auch auf einer Studienreise nach Mailand und Oberitalien begleitete. Nachdem H. unter Heinrich v. Heß in der Basilika und unter Cornelius an den Fresken der Ludwigskirche mitgeholfen hatte, ging er mit einer von Oberbaurath Gärtner geführten Künstlercolonie nach Athen, um mit Kranzberger, Claudius Schraudolph und Anderen in der Residenz König Otto I. einen 280 Fuß langen Fries mit Scenen aus den griechischen Freiheitskämpfen in Fresco zu malen, wozu der unerschöpfliche L. Schwanthaler die Entwürfe skizzirt hatte. Auf H. kam die „Schlacht bei Karbonissi unter Marko Bozzaris“, die „Verheerung von Morea unter Ibrahim Pascha“ und die „Vertheidigung von Missolunghi“, außerdem malte er eine Anzahl von Gruppen für die Wände des königlichen Tanzsaales. Ende December 1843 ging H. über Smyrna nach Constantinopel, von da nach Alexandria und Kairo, überall die unmittelbaren Eindrücke durch den Zeichenstift festhaltend, dann eilte er mit einem Wüstenritt über Gaza, Jaffa und Ramlah nach Jerusalem. Ueberrascht durch die Ungenauigkeit und Willkühr der von dieser Stadt existirenden Abbildungen, ging H. vier Wochen lang täglich auf den Oelberg, um vom Thurme der Auffahrtskapelle die vor ihm liegende Stadt mit der rings sich bietenden Fern- und Rundsicht zu zeichnen. Nach verschiedenen Abstechern an den Jordan und das todte Meer, den Hebron und Bethlehem, wo er überall reiche Landschaftsstudien sammelte, reiste H. nach Jaffa und auf dem Seewege nach Kaipha, bestieg den Karmel, ritt über Nazareth, wo er wieder längere Zeit zeichnete, an den Tabor und nach Tiberias, dann nach St. Jean d’Acre, fuhr [404] über Sidon nach Beyrut, ging mit einer Karawane nach Damaskus und Baalbek, endlich über Beyrut nach Cypern, Smyrna und Syra, nach Malta und Sicilien, wo er Syracus, Catania und Messina besuchte und über Palermo und Neapel nach Rom kam. Nach viermonatlichen Studien kehrte er in die Heimath zurück, wo er die eingeheimsten Studien zunächst zu einem 100 Fuß im Umfang haltenden, 18 Fuß hohen Rundgemälde mit der vom Oelberg ausgezeichneten Ansicht von Jerusalem und der weitesten Umgebung verwerthete, wozu ihm A. Löffler als Landschaftsmaler half, während Ferdinand Piloty und Theodor Horschelt die Staffagen übernahmen. Das Bild erhielt ob seiner künstlerischen Vollendung und minutiösen Treue und Wahrheit die größte Anerkennung durch G. H. v. Schubert, Titus Tobler, Dr. Sepp und andere Palästinareisende. Nach einer langen Rundfahrt über Wien, Berlin und Köln gelangte es schließlich als ein Geschenk frommer Katholiken an den Papst nach Rom, wo es im zweiten Stockwerk des Lateran eine beinahe vergessene und möglichst ungünstige Aufstellung an der Wand eines langen Corridores fand. Von diesem Bilde erschien ein sieben Fuß langer Kupferstich von Ruf in Zürich; außerdem gab H. heraus sechs von Lebschée und Borum auf Stein gezeichnete Blätter, mit je einer größeren Ansicht im Mittelbild und vierzehn kleineren, dasselbe umrahmenden Veduten, alle von gleich liebevoller Durchbildung und diplomatischer Treue. Sie errangen eine gewisse Autorität, kein einschlägiges Fachwerk ignorirte selbe, wie die Werke von J. A. Meßmer, Fr. Adolf und Otto Strauß, Dr. Sepp u. A. beweisen. Außer mehreren Porträtbildern malte H. ein Altarbild („Anbetung der Hirten und Könige“, gestochen von A. Rordorf) in die Kirche zu Erpfting (1846), eine 20 Fuß hohe „Himmelfahrt Mariens“, eine „Hl. Anna“ für Graf Arco-Valley (in Ried), etliche Altarbilder nach Unterammergau. Außerdem entwarf H., da er durch Heirath in Besitz eines altrenommirten Silberarbeitergeschäfts gekommen war, eine Menge von Zeichnungen als rüstiger Vorkämpfer eines besseren Geschmacks und zwar zu einer Zeit, wo das große Wort von der „Hebung des Kunsthandwerks“ noch ein dunkler Begriff war. In jüngeren Jahren verfügte H. über eine ausgezeichnete Singstimme, womit er vielfach in Concerten glänzte, insbesondere durch den Vortrag jauchzender Almenlieder und Bergreihen, welche er auf oftmaligen Wanderzügen durch die Alpen aus dem Munde des Volkes eingeheimst hatte. Eine Auswahl, welche auch viele eigene Compositionen Halbreiter’s enthält, erschien unter dem Titel „Bayerische Gebirgslieder“, ausgestattet mit Arabesken (München 1839) in 3 Heften, außerdem noch 1848 ein kleiner Cyclus „Soldaten-G’sangeln“ (gedichtet von P. Zipperer).

Vgl. Nekr. in Beil. 353. Allg. Ztg. 19. Decbr. 1877.