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ADB:Petz, Johann

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Artikel „Petz, Johann“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 35–36, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Petz,_Johann&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 05:19 Uhr UTC)
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Petz: Johann P., Bildhauer, geboren am 16. Mai 1818 zu Leermoos, † am 7. März 1880 in München. Ein echtes Prototyp aus dem Lande Tirol, welches so viele wackere Künstler nicht allein zum großen Contingent der Münchener Maler und Bildhauer, sondern auch weit in andere deutsche Gaue stellte. Die Liebe und der Drang zu seinem künftigen Beruf muß wol tief in ihm gesteckt und frühzeitig zu Tage getreten sein, da der mit Schnitzen und Zeichnen hantirende Junge selbst nicht mit Schlägen von seinen instinktiven Beschäftigungen abzubringen war. Wie unzählige Andere, darunter beispielsweise Joseph Anton Koch (welcher an Ernst Jaffé endlich einen längst verdienten, umsichtigen Biographen 1905 gefunden hat) und Karl Blaas (der seinen schweren Entwicklungsgang in seiner so anziehenden Autobiographie, herausgegeben von Adam Wolf, Wien 1876, schilderte), wurde auch P. als Hirte der heimathlichen Heerde verwendet, bis dem frühreifen Jungen die Geduld riß, daß er noch rechtzeitig zu einem entfernten Verwandten, dem Bilderschnitzer Augustin Scharmer in Wildermiemingen, flüchtete, einem trefflichen, braven Mann, dessen Anleitung und Unterweisung er durch vierthalb Jahre genoß. Dann wandte sich P. 1837 auf gut Glück, ohne Empfehlungen und Mittel, nach München, bei einigen Landsleuten etwa „in Condition“ zu kommen. Sein guter Stern führte ihn mit dem wackeren Konrad Eberhard (1768, † 1859) zusammen, welcher das tüchtige Talent erkannte und mit der ihm angeborenen Güte nach bester Möglichkeit förderte: Er nahm ihn in sein Atelier, ließ ihn für sich arbeiten, unterstützte seine geistigen und leiblichen Interessen, sorgte für Aufträge und brachte ihn im entscheidenden Moment, bei dem Ableben des berühmten Dogmatiker Heinrich Klee (s. A. D. B. XVI, 69), für ein Denkmal in Vorschlag. Petz’s Entwurf einer von Fialen überragten und mit der idealen Kreuzblume abgeschlossenen spitzbogigen Nische, welche eine den „guten Hirten“ darstellende Sandstein-Statue aufnahm, begründete schnell den Ruf des jungen strebsamen Künstlers. Ehe seine tirolische Heimath auf den so ausgezeichneten Landsmann sich besinnen konnte, kamen schon Aufträge aus England: P. modellirte zwei „Kreuzwege“, einen größeren und kleineren mit je 14 Reliefdarstellungen, welche großen Beifall fanden und in der Folge vielfach, auch nach Amerika, wiederholt werden mußten. Ebenso drängten sich Bestellungen auf Grabdenkmale (z. B. für die Familie Görres), Altäre und kirchliche Arbeiten, so daß P. sich eine Zeitlang mit seinem Landsmann Josef Knabl (s. A. D. B. XVI, 260) associirte, bis Letzterer erst von Sickinger engagirt wurde, aber alsbald auf eigene Füße sich stellte. P. übernahm die Ausschmückung der Pfarrkirche zu Cham, wohin er 1849–51 drei Altäre, Kanzel u. s. w. fertigte. Als Hauptaltarbild componirte er eine 16 Fuß hohe, die Verklärung Christi darstellende Gruppe, in die Seitenaltäre kamen trefflich ausgeführte Statuen. Von 1854–56 lieferte P. die vollständige künstlerische Einrichtung der Pfarrkirche zu Arnschwang, ebenso der ehemaligen Klosterkirche zu Seeon, und einen 47 Fuß hohen Hochaltar im Spitzbogenstiel für Vilsbiburg mit einer Gruppe der Krönung Mariens und der am Grab [36] der entschwebten Gottesmutter staunenden Apostel. Andere Arbeiten schlossen sich an für Taufkirchen (vorm Wald), Isen (1860) und Riedering (bei Rosenheim), wobei P. sich in verschiedenen Stylarbeiten sehr geschickt bewährte; dazu zählte auch ein Abendmahl für die neurestaurirte Münchener Frauenkirche (1859). Damit war übrigens seine plastische Thätigkeit beendet. Die Uebernahme einer Oekonomie, die Führung von Nutzbauten verdrängten den Künstler. P. erinnert in seiner Weise vielfach an den Entwicklungsgang des alten Pietro Vanucci da Perugia: Da sein Drang zu lernen lange keine gebührende Nahrung erhielt, so traf P. als Künstler doch Vieles, mehr durch innige, natürlich warme Empfindung und Instinkt als durch ausgereiftes Studium. Die volle Bewältigung der Form blieb ihm versagt, aber das Originelle, Primitive seiner Kunst machte seine Erzeugnisse sehr anziehend und liebenswürdig. So zählt P. längst vor den neueren Malern dieses Genre in England zu den „Prä-Raphaeliten“ in dem Gebiete der deutschen Plastik. Aus eigener Erfahrung drang P. bei seinen Kindern auf gründlichen Unterricht und weitere Ausbildung. Einer seiner Söhne erwählte das juristisch-historische Studium und bekleidet die Stelle eines k. Reichsarchivrath.

Vgl. L. Lang, Münchener Sonntagsblatt, 1862, S. 13. – A. Mayer, Die Münchener Frauenkirche, 1863, S. 26 u. 1875, S. 59. – Beil. 26 der Augsburger Postzeitung vom 26. März 1880.