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ADB:Eberhard, Konrad

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Artikel „Eberhard, Konrad“ von Friedrich Pecht in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 571–572, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Eberhard,_Konrad&oldid=- (Version vom 11. Dezember 2024, 17:03 Uhr UTC)
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Eberhard: Konrad E., Bildhauer, geb. 25. Novbr. 1768 in Hindelang im Allgäu, gest. am 12. März 1859 in München, einer der hervorragendsten Künstler der sogenannten Nazarenerschule, die sich einst in Rom um Overbeck gesammelt; er war sogar der erste der ihre Principien in die Skulptur übertrug, ein „christlich germanischer“ oder vielmehr romantischer Bildhauer ward. Seine Anfänge ließen das nicht voraussehen. Er begann seine Studien noch beim Vater, der ebenfalls Bildhauer war, und half demselben bei den Arbeiten für Kirchen, die er in der Umgegend ausführte. 1796 nach München gekommen, trat er dort in die Schule des Roman Boos, jenes hochbegabten letzten Zopfkünstlers ein und blieb in derselben bis 1806, wo ihn König Ludwig nach Rom schickte. Dem Zuge der Zeit folgend, verließ er hier alsbald die barocke aber auch malerisch-lebendige und wirkungsvolle Behandlung des Boos und griff auf die Prärafaeliten und die Altdeutschen zurück, in welchem Streben er sich mit dem bald nachher nach Rom kommenden Overbeck begegnete und sich von da an aufs innigste an denselben anschloß. Er malte und zeichnete dort auch viele religiöse Compositionen. In seiner Profan-Bildhauerei theilt er nichtsdestoweniger aber auch die durch Thorwaldsen nach Carstens’ Vorgang eingeführte antikisirende Richtung, so bei mehreren mythologischen Gruppen, die er in Marmor für den König ausführte, zunächst einer Muse mit dem Amor, jetzt in der Glyptothek, die mit seiner religiösen Sculptur nur durch die süßliche Sentimentalität der Auffassung und den Mangel jeder naiven Frische zusammenhängt, im übrigen aber gewissenhaft studirt, wenn auch mager und langweilig glatt gemacht erscheint. Es gilt das auch von einem sitzenden Faun mit dem kleinen Bacchus und einer Leda mit dem Schwan, endlich einer Diana mit dem Endymion. In den religiösen Arbeiten macht sich neben der altdeutschen besonders das Studium des Luca della Robbia und Ghiberti fühlbar, obwol er auch hier die Naturfrische meist durch Sentimentalität ersetzt. Bei der Rückkehr nach München 1816 zum Professor der Akademie ernannt, führte er indeß doch einige Madonnen voll Reinheit und Lieblichkeit in diesem Geschmack, meist in Alabaster aus. Sie möchten das beste sein, was er hervorgebracht und haben bleibenden Werth. Auch einige Reliefs mit christlichen Stoffen im Besitze des Geheimraths Ringseis sind nicht ohne Verdienst.

Die Verzierung eines Gemachs der Villa Massimi mit Reliefs zum Homer, die ihn schon 1821 wieder nach Rom geführt, kam nicht zur vollen Ausführung wegen Tod des Bestellers, nur einige derselben wurden vollendet. Zurückgekehrt machte er die Monumente der Bischöfe Sailer und Wittmann im Dom zu Regensburg, mehrere Statuen und Reliefs am Blindeninstitut und der Allerheiligencapelle in München. Sie zeigen überall die starke Einwirkung der Altdeutschen wie der Altitaliener, leider aber ohne die Feinheit des Naturstudiums der letzteren. Das beste blieben jene schon erwähnten kleinen Alabasterarbeiten. – Bei all diesem half ihm sein Bruder Franz, mit dem er eng verbunden von Jugend an gearbeitet. Er machte nun noch eine Anzahl Büsten für die Walhalla und das Monument der Prinzessin Caroline in der Theatinerkirche. – Indeß trat doch überall sein überhandnehmender Mysticismus der Ausbildung seines Talentes [572] hindernd in den Weg. Fast bäurisch schlicht und unscheinbar in seiner ganzen Erscheinung ward er von der glänzenderen Persönlichkeit Schwanthaler’s in der Gunst des Königs bald überflügelt, und erhielt daher wenig Aufträge. Doch führte er noch die beiden Heiligenfiguren am Isarthor, ziemlich schwache und rohe Arbeiten, aus. In den späteren Jahren warf er sich ganz auf die Composition christlicher oft sehr unverdaulich mystischer Stoffe, die er bald im Stile des Overbeck, doch ohne dessen Talent und Schönheitssinn, bald ganz archaistisch machte, meist in Contouren oder schwach colorirt ausführte, bis er nach und nach halb vergessen ob seiner die Frömmigkeit mit der Kunst verwechselnden und ans Muckerische streifenden sentimentalen Richtung in München starb. Wie so viele Künstler litt auch er an einer ungenügenden Bildung. Dies im Verein mit der unkünstlerisch, mehr modern ultramontanen, als gesund germanischen Romantik, der er sich in die Arme geworfen, hat sein ursprünglich schönes Talent nie zu voller Entfaltung[WS 1] gelangen lassen.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Enfaltung