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ADB:Vrancx, Sebastian

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Artikel „Vrancx, Sebastian“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 372–373, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vrancx,_Sebastian&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 00:43 Uhr UTC)
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Vrancx: Sebastian V., Maler, wurde am 22. Januar 1573 in der Jakobskirche zu Antwerpen als Sohn des Kaufmanns Jan V. getauft. Er war Schüler Adam van Noort’s, der aber keinen Einfluß auf seine Kunst gewann, und ging noch sehr jung nach Italien, wo Johannes Turpinus im J. 1597 einen Kupferstich, der die „Bekehrung des Paulus“ darstellt, nach einem Gemälde von seiner Hand veröffentlichte. Nach seiner Rückkehr in die Heimath wurde er im J. 1600 als Meister in die Lucasgilde von Antwerpen aufgenommen. Im J. 1607 wird B. Courtoys als sein Lehrling erwähnt. Im J. 1610 finden wir ihn als Mitglied der Gilde der Romanisten, einer Brüderschaft, die nur Künstler aufnahm, die in Rom gewesen waren. Im folgenden Jahre wurde er Mitdecan, 1612 Oberdecan und 1616 Schatzmeister der Lucasgilde. Er starb am 19. Mai 1647 und wurde in der Klosterkirche von Unserer-Lieben-Frauen-Brüderschaft begraben. – V. war in erster Linie Landschafts- und Schlachtenmaler. Namentlich leistete er in seinen Darstellungen von Reitergefechten, die häufig den Vordergrund seiner Bilder einnehmen und höchst realistisch behandelt sind, Bedeutendes. Das Braunschweiger Museum besitzt sein berühmtes Reitergefecht bei Vucht unweit Herzogenbusch, das Michael Snyders gestochen hat, und das früher fälschlich dem Esaias van der Velde zugeschrieben wurde. Bezeichnete Bilder von seiner Hand findet man außer in Braunschweig („Ein Raubanfall“) im Schlosse zu Aschaffenburg (drei Darstellungen mit Reitergefechten), in der alten Pinakothek zu München („Wallfahrer“), im Museum zu Rotterdam („Plünderung eines Dorfes“), in der kaiserlichen Galerie zu Wien („Das Innere der Antwerpener Jesuitenkirche“) und in der Sammlung des Consuls Weber in Hamburg („Lagerscene“). Nach ihnen lassen sich die unbezeichneten Bilder in Gotha, Kassel, Darmstadt, Madrid und in der Liechtensteingalerie in Wien bestimmen. Merkwürdig erscheint der Umstand, daß V. für die Medici gearbeitet hat. Im Neapeler Museum wird eine vortreffliche Ansicht der Villa Medici aufbewahrt, die sein Monogramm S. V. und die Jahreszahl 1615 zeigt. Auch in der Pinakothek zu Parma findet sich ein echtes Bild des Meisters, nach dessen Arbeiten viel radirt wurde. – V. war übrigens nicht nur ein tüchtiger Maler, sondern auch ein großer Freund der Dichtkunst. Als solcher war er ein eifriges Mitglied und ein opferwilliger Förderer der Violier, für die er vierzehn Stücke schrieb, zu denen eine Anzahl Schäfer- und Trauerspiele gehören. Als „wijkmeester en kapitein der burgerlijke wacht“ leistete er auch in militärischer Hinsicht seiner Vaterstadt wesentliche Dienste, die ihn, mehr als es ihm lieb war, von seinem eigentlichen Berufe, der Malerei, abhielten.

[373] Vgl. M. Rooses, Geschichte der Malerschule Antwerpens. Uebersetzt von F. Reber, München 1880 (Register). – H. Riegel, Beiträge z. niederländ. Kunstgeschichte. Berlin 1882. II, 48–54. – van den Branden, Geschiedenis der Antwerpsche schilderschool. Antwerpen 1883. S. 470–474. – van Mander, Le livre des peintres … par H. Hymans. Paris 1885. III, 290. 294–296. – A. Woltmann und K. Woermann, Geschichte der Malerei. Leipzig 1885. III, 398–400. – Frederiks en van den Branden, Biographisch Woordenboek. 2. Aufl. Amsterdam 1888. S. 853.