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ADB:Wagner, Ferdinand

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Artikel „Wagner, Ferdinand“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 491, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wagner,_Ferdinand&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 09:47 Uhr UTC)
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Wagner: Ferdinand W., Historienmaler, geboren 1820 zu Schwabmünchen, anfänglich zum Kürschnerhandwerk bestimmt, kam 1835 nach München, wo er als Schüler von Cornelius und Schnorr an der Akademie die seine ganze folgende Lebensthätigkeit entscheidende Richtung und Lehre fand. Ein schon 1838 gemaltes Bild „Konradin’s Abschied von seiner Mutter zu Schwangau“ erwarb dem jugendlichen Künstler viele Theilnahme, ebenso ein im Geiste von Christian Ruben empfundenes Chiemsee-Motiv mit „Zwei in einem Kahne fahrenden Mönchen“, worauf weitere landschaftliche Darstellungen mit Staffagen aus dem baierischen Hochlande folgten. Auf seine ursprünglich betretene historische Bahn brachte ihn 1848 der schöne Auftrag zurück, für den Plafond der Kirche zu Schwabmünchen ein „Jüngstes Gericht“ zu malen. Durch diese ernste, großartige Composition und deren farbenkräftige Ausführung in Fresko wurde der junge Künstler schnell bekannt. Bald darauf erregte W. durch ein großes Kirchenbild („Krönung Mariens“) zu Gundelfingen 1852 und ein für Königsbrunn auf dem Lechfeld 1858 vollendetes Frescogemälde die Aufmerksamkeit des Fürsten von Fugger-Babenhausen, welcher ihm nun die Fresken am „Fugger-Hause“ zu Augsburg übertrug, eine dankenswerthe Aufgabe, die der Künstler in glücklichster Weise von 1860 bis 1863 löste (vgl. Beil. 72 „Allgem. Ztg.“ vom 14. März 1862), so daß ihn die Stadt Augsburg zum Ehrenbürger und das Freie Deutsche Hochstift in Frankfurt zu seinem Meister ernannte. Cornelius, welcher diese Bilder, noch dazu in wenig gelungenen Photographien kennen lernte, schenkte denselben seine volle Theilnahme: „Wagner ist, soviel ich urtheilen kann, in ernster Zurückgezogenheit und männlicher Bescheidenheit zu einem Künstler geworden, von dem ich, nach allem was ich erfahren, die günstigste Meinung hege.“ – Weiter erhielt W. den Auftrag, die Façade der Kanzlei zu Constanz mit Fresken zu zieren („Einzug Friedrich II. in der Stadt“, „Belehnung des Burggrafen von Nürnberg mit der Mark Brandenburg“). Dann restaurirte unser Künstler die aus dem 17. Jahrhundert stammenden Wandmalereien am Hause der sieben Kurfürsten in Breslau; auch schmückte er das dortige Rathhaus und die neue katholische Kirche mit gleichfalls sehr beifällig begrüßten Fresken, ebenso die Façade des Schlosses zu Monaco. Darauf folgten neue Bilder zu Heimerdingen (1867) und Memmingen (1868). Die Krone seiner Schöpfungen aber bildet der große Fresken-Cyclus in der durch Karl Bernatz im romanisch-italischen Style erbauten Stadtpfarrkirche zu Friedberg (vgl. Joh. Schrott in Beil. 209 „Allgem. Ztg.“ vom 28. Juli 1878). Während seiner Arbeit gab es einen, in der früheren italienischen Kunstgeschichte öfter abgespielten Spektakel, weil W. den Kopf eines schönen Mädchens, das den kränklichen und mit vielfachen Sorgen beladenen Künstler durch ihr Clavierspiel bisweilen erheiterte, als heilige Lidwina in ein Bild gebracht hatte! Leider erschwerte ein langjähriges Nervenübel die Thätigkeit des ebenso hochbegabten wie fleißigen Meisters, welcher am 13. Juni 1881 zu Augsburg seinen Qualen erlag. W. hatte eine von der Münchener Schule abzweigende Bahn eingeschlagen, er huldigte einem realistischen Idealismus, indem er seine hohe geistige Auffassung mit einem lebenswahren, natürlichen, farbensatten Vortrag verband. Vgl. Nekrolog von E. v. H. in Lützows Zeitschrift 1881. XVI, 618.