ADB:Wagner, Johann Franz
Häberlin Ostern 1753 die Universität Helmstedt, um Philosophie, Mathematik und Theologie zu studiren. Als eifriger Liebhaber deutscher Poesie und Beredsamkeit wurde er bald Mitglied, später Secretär und dann Senior der dortigen Deutschen Gesellschaft und erhielt 1756 von dem kaiserl. Pfalzgrafen und Augsburger Rathsherrn v. Hartenstein den Titel eines kaiserl. gekrönten Dichters. Im J. 1754 vertraute ihm der Abt Seidel seine vier jüngeren Söhne an, seit 1756 wohnte er bei seinem Landsmann Häberlin, der ihm stets das größte Wohlwollen bewies. Nachdem er Doctor der Philosophie und Magister artium liberalium geworden und 1756 die facultas docendi erworben, hielt er Vorlesungen über verschiedene Disciplinen der Philosophie und deutsche wie römische Beredsamkeit. Seit 1759 Rector der Stadtschule gab er, der zugleich Custos der Universitätsbibliothek war, mehrere lateinische Programme (von denen zwei auf den damaligen siebenjährigen Krieg Bezug haben) und ein [509] deutsches Programm (Lehre von den Vernunftschlüssen) heraus. Schon früher hatte er außer dem „Versuch eines Beitrags zur Wahrheit und zum guten Geschmacke in Poesie und Prosa“ (1758) eine Reihe lateinischer Dissertationen und Gedichte wie Recensionen für die Ephemerides Helmstadienses veröffentlicht. 1762 wurde er als außerordentlicher Professor des Carolinums und Conrector des Katharineums nach Braunschweig, 1763 als Professor und Rector des Rathsgymnasiums nach Osnabrück berufen, wo er in seinen Mußestunden hauptsächlich römische Classiker – nämlich die Werke des Julius Cäsar (1765) und Curtius Rufus (1768), Cicero’s Cato major (1770), Sueton’s Kaiserbiographieen (1771), Sallust’s Jugurtha (1772) und die erste Dekade des Livius (1776 u. 1777) – übersetzte. Er starb am 23. April 1778.
Wagner: Johann Franz W., der Sohn eines Buchdruckers, war am 14. Juni 1733 in Ulm geboren. Nachdem er dort das akademische Gymnasium besucht, auch schon in mehreren angesehenen Häusern Privatunterricht gegeben, disputirt und eine Dissertation geschrieben, bezog er auf Veranlassung des Helmstedter Professors- Vgl. W. Knoch, Gesch. des Schulwesens … zu Helmstädt. Abth. II, (Helmst. Gymnas.-Progr. 1861) S. 34 und das Verzeichniß seiner Schriften bei Meusel, Lexikon der teutschen Schriftsteller XIV (1815), S. 323.