ADB:Wagner, Zacharias

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Artikel „Wagner, Zacharias“ von Viktor Hantzsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 585–587, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wagner,_Zacharias&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 21:07 Uhr UTC)
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Wagner: Zacharias W., namhafter sächsischer Reisender, wurde am 10. Mai 1614 zu Dresden als Sohn des Stadtrichters geboren. In seiner Jugend widmete er sich weniger den gelehrten Studien, als vielmehr dem Zeichnen und Kupferstechen. Um sich in diesen Künsten weiter auszubilden, begab er sich im Alter von 19 Jahren nach Amsterdam, arbeitete hier einige Monate in der Werkstatt des durch seine Atlanten berühmten Kartographen Wilhelm Blaeuw und ließ sich darauf im Sommer 1634, von Abenteuerlust getrieben, als Soldat für die holländisch-westindische Handelsgesellschaft anwerben. Noch in demselben Jahre wurde er nach Brasilien geführt, das die Holländer seit 1630 theilweise besetzt hatten. Als man seine Geschicklichkeit im Zeichnen erkannte, verwendete man ihn nicht mehr als Soldat, sondern als Musterschreiber. Der Statthalter Graf Johann Moritz von Nassau-Siegen beschäftigte ihn nebst anderen Deutschen, unter denen Georg Marggraf, Georg Cralitz und Wilhelm Glimmer zu nennen sind, mit wissenschaftlichen Untersuchungen und mit der Anfertigung von Karten. Höchst wahrscheinlich war er Mitarbeiter an Marggraf’s Atlas Brasiliensis, möglicherweise hat er auch die Karten entworfen, welche Barlaeus, der Geschichtschreiber der holländischen Herrschaft in Brasilien, seinem Werke Rerum per octennium in Brasilia et alibi nuper gestarum historia einfügte. Auf mehreren Zügen in das Innere des Landes fand er Gelegenheit, allerlei merkwürdige Thiere und Pflanzen, sowie eingeborene Wilde verschiedener Stämme abzuzeichnen. Er brachte auf diese Weise ein Sammelwerk von 109 sauber illuminirten Blättern zusammen, das den Titel führt: „Thier Buch, Darinnen viel unterschiedene Arten der Fische Vögel vierfüßigen Thiere Gewürm Erdt- undt Baumfrüchte, so hin undt wider in Brasilischen [586] bezirck undt gebiethe der Westindischen Compagnie zu schauwen undt anzutreffen“. Jeder Abbildung fügte er eine kurze Beschreibung bei. Dieses Werk Wagner’s, dessen Text an Hans Stadens Reisebuch erinnert, ist ein würdiges Seitenstück zu der Historia rerum naturalium Brasiliae (Lugd. Bat. 1648) seines Freundes Georg Marggraf, das in 429 Holzschnitten die wichtigsten Naturgegenstände Brasiliens, namentlich Pflanzen darstellt und vermuthlich unter Wagner’s Mitwirkung entstanden ist. 1641 verließ W. den Dienst der Westindischen Compagnie und kehrte in seine Vaterstadt zurück. Da es ihm aber hier nicht gelang, einen geeigneten Wirkungskreis zu finden, begab er sich bereits im Frühling des folgenden Jahres wieder nach Amsterdam. Hier ließ er sich als Cadet für die Ostindische Handelsgesellschaft anwerben und segelte mit der Herbstflotte nach Batavia, wo er zunächst der Garnison zugetheilt wurde, bis er durch seine Leistungen im Kartenzeichnen die Aufmerksamkeit des Generalgouverneurs Anton van Diemen erregte, der ihn zum Schreiber ernannte. Da er Gewissenhaftigkeit und Fleiß mit seltener Auffassungsgabe vereinigte, stieg er rasch empor, wurde wegen seiner Gewandtheit in der Buchführung und in diplomatischen Unterhandlungen auch zu Kaufmanns- und Gesandtschaftsdiensten verwendet und trat 1648 durch eine Heirath in verwandtschaftliche Beziehungen zu der höheren holländischen Colonialbeamtenwelt. 1651 ging er als Gesandtschaftssecretär nach Tonking und Formosa, zwei Jahre später, nachdem er unterdessen die Würde eines ordentlichen Justizraths erhalten hatte, als bevollmächtigter Gesandter nach Canton, um hier mit dem chinesischen Vicekönig Unterhandlungen wegen eines Handelsvertrags anzuknüpfen. Obwol dieses Unternehmen im wesentlichen ohne Erfolg blieb, da er unterlassen hatte, die chinesischen Beamten durch Bestechungsgelder zu gewinnen, wurde er 1656 mit ausgedehnten Vollmachten nach Japan geschickt, um auch hier günstigere Bedingungen für den Handel der Compagnie zu erwirken. Er kam an den Kaiserhof nach Jeddo, erwarb sich hier durch Austheilung reichlicher Geschenke die Gunst der maßgebenden Personen, hatte aber das Unglück, bei einem Brande, der den größten Theil der Stadt mit dem kaiserlichen Palaste verzehrte, seine Papiere und sonstigen Habseligkeiten einzubüßen. Er begab sich deshalb wieder nach Batavia, kehrte aber bald mit neuen Instructionen zurück und erledigte glücklich die ihm aufgetragenen Geschäfte. 1660 reiste er als Commissar des Generalgouverneurs nach der Insel Celebes, wo er mit dem König von Makassar einen Friedens- und Freundschaftsvertrag abschloß. Im nächsten Jahre wurde er Oberbaumeister für Indien, da ihn aber dieses Amt zu häufigen beschwerlichen Dienstreisen nöthigte, die ihm ein anhaltendes Gichtleiden zuzogen, sah er sich nach kurzer Zeit gezwungen, um eine anderweite Verwendung im Colonialdienste zu bitten. 1662 erhielt er die verantwortliche und einflußreiche Stellung eines Gouverneurs der Capcolonie, die er fast fünf Jahre hindurch bekleidete. Nachdem er 25 Jahre lang der Compagnie gedient hatte, beschloß er, seinen Lebensabend in der Heimath zu verbringen. Er nahm deshalb seinen Abschied und traf als Viceadmiral einer von Batavia heimkehrenden holländischen Flotte im Juli 1668 in Amsterdam ein. Doch ehe er die Weiterreise nach Deutschland antreten konnte, befiel ihn ein Fieber, dem er am 18. October desselben Jahres erlag. Sein oben erwähntes „Thier Buch“, sowie eine „Kurtze Beschreibung der 35-jährigen Reisen und Verrichtungen, welche Weyland Herr Zacharias Wagner in Europa, Asia, Africa und America, meistentheils zu Dienst der Ost- und West-Indianischen Compagnie in Holland, rühmlichst gethan und abgeleget, aus des Seeligen gehaltenen eigenhändigen Journal“ befinden sich in der Bibliothek des kgl. Kupferstichcabinets zu Dresden.

Festschrift zur Jubelfeier des 25jährigen Bestehens des Vereins f. Erdkunde [587] zu Dresden, 1888, S. 57–71. – Ambassades de la Compagnie hollandoise des Indes d’Orient vers l’Empereur du Japon. Vol. II. La Haye 1696. – Charlevoix, Histoire et description générale du Japon. Paris 1763. VII.