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ADB:Warbeck, Veit

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Artikel „Warbeck, Veit“ von Johannes Bolte in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 165–166, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Warbeck,_Veit&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 03:05 Uhr UTC)
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Band 41 (1896), S. 165–166 (Quelle).
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Warbeck: Veit W., der Uebersetzer der Schönen Magelone, ist um 1490 zu Schwäbisch Gmünd geboren. Sein Vater, der angesehene Bürger Thomas W., den Kaiser Friedrich III. durch Verleihung eines Wappens ehrte, bestimmte ihn als jüngeren Sohn für die diplomatische Laufbahn und sandte ihn auf die Universität Paris, wo er 1508 zum Magister der freien Künste promovirt wurde. Seine Kenntniß der französischen Sprache empfahl ihn, nachdem er sich 1514 nach Wittenberg begeben hatte, bei dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen, der ihn als Secretär an seinen Hof zog, auf seinen Reisen mitnahm und zu vertraulichen Sendungen benutzte. So wohnte er 1519 in Leipzig der Disputation seines innig verehrten Lehrers Luther mit Eck bei und sah 1521 Luther’s Einzug in Worms mit an. Mit seinem Freunde Spalatin pflog er in diesen Jahren einen intimen Briefwechsel. Seit 1522 lebte er zu Weimar als Hofgeistlicher (er hatte 1519 die Weihen empfangen) des Prinzen Johann und unterwies auch dessen Sohn, den späteren Kurfürsten Johann Friedrich, in der französischen Sprache. Als dieser 1532 zur Regierung kam, machte er seinen früheren Hofmeister zum Vicekanzler. Doch starb W. schon am 4. Juni 1534 zu Torgau. Er hinterließ aus seiner Ehe mit Anna v. Hacken zwei Söhne und eine Tochter Anna, die 1554 Luther’s Sohn Paul heirathete.

Warbeck’s einzige litterarische Leistung ist die Verdeutschung des französischen Romans von Peter von der Provence und der schönen Magelone, die er 1527 dem Kurprinzen Johann Friedrich zu seiner Vermählung widmete, die aber erst Spalatin nach seinem Tode zum Drucke beförderte (Augsburg 1535). Er hatte damit unter den französischen Ritterromanen, für die damals am kursächsischen Hofe ein entschiedenes Interesse herrschte, eine gute Wahl getroffen; denn vor andern zeichnet sich diese Erzählung, die den aus Tausend und einer Nacht bekannten Stoff von der Trennung eines mit einander flüchtenden Liebespaares und seiner wunderbaren Wiedervereinigung an den Küsten des Mittelmeeres localisirt, durch die zarte Anmuth der Darstellung und die Vermeidung alles Schwulstes [166] und aller Effecthascherei aus. Das Verfahren des Uebersetzers vermögen wir genau zu verfolgen, da außer Warbeck’s eigener Handschrift auch das von ihm benutzte Exemplar des französischen Originals, ein zierlicher Pergamentcodex mit einer (vermuthlich von W. selbst herrührenden) lateinischen Interlinearversion auf uns gekommen ist. W. hat sich also gleich dem Pfaffen Konrad, der vierhundert Jahre vorher das Rolandslied zuerst ins Lateinische und daraus in deutsche Zunge übertrug, einer wortgetreuen lateinischen Uebersetzung, der auch grammatische Erläuterungen beigefügt sind, als Hülfsmittel bedient. Er übersetzt gewissenhaft, ohne in Wortwahl und Ausdruck je undeutsch zu werden. Durch kleine Zusätze verdeutlicht er die Seelenstimmung der handelnden Person oder macht die Situation anschaulicher. Eine Annäherung an das deutsche Ritterideal ist es, wenn er an Peter von Provence die „Zucht“ hervorhebt und aus seinen grünlichen Augen und röthlichen Haaren „freuntliche augen und gel har als golt“ macht. Als entschiedener Protestant streicht er consequent alle Spuren der Heiligenverehrung, also die Gebete zu Petrus und Maria, wie er auch catholique stets durch „christlich“ wiedergibt. Warbeck’s Verdeutschungsarbeit gewann rasch eine große Verbreitung, und zwar nicht nur in Deutschland, wo Hans Sachs sie dreimal dichterisch gestaltete und Ludwig Tieck sie 1796 einer zart empfundenen Modernisirung unterzog, sondern auch im Auslande. Aus einer niederdeutschen Uebertragung ging das dänische Volksbuch hervor, das in Island und Schweden nachgeahmt wurde; auf dem hochdeutschen Texte fußt die böhmische Uebersetzung, aus der eine polnische und eine russische flossen.

Die schöne Magelone, aus dem Französischen übersetzt von Veit Warbeck 1527. Nach der Originalhandschrift herausgegeben von J. Bolte, Weimar 1894.