Zum Inhalt springen

ADB:Wauer, Karl

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wauer, Karl“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 272, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wauer,_Karl&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 01:38 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 41 (1896), S. 272 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Wauer in der Wikipedia
Karl Wauer in Wikidata
GND-Nummer 117155713
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|41|272|272|Wauer, Karl|Hermann Arthur Lier|ADB:Wauer, Karl}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117155713}}    

Wauer: Karl W., Sänger und Schauspieler, wurde im J. 1783 zu Berlin als Sohn eines unbemittelten Sattlers geboren, der ihn für sein Handwerk bestimmte. Da er aber eine schöne Sopranstimme besaß, wurde er während seiner Schulzeit der Currende zugetheilt, welchem Umstande er es verdankte, daß er eine große Vorliebe für die Musik gewann, so daß er auch als Jüngling in seiner Lehrzeit eifrig um seine musikalische Ausbildung bemüht war. Als er neunzehn Jahre alt war, bewarb er sich um eine Chorsängerstelle bei der italienischen Oper in Berlin. Seine Stimme fiel dem Sänger Franz auf. Er nahm sich Wauer’s an und verschaffte ihm eine Stelle im Chor des kgl. Hoftheaters, dem W. fortan bis zu seiner Pensionirung ununterbrochen angehörte. Da er aber fühlte, daß er ohne höhere Bildung beim Theater nicht vorwärts kommen könnte, suchte er die Lücken seiner Bildung durch den Besuch des Unterrichts im Gymnasium zum grauen Kloster zu ergänzen. Im J. 1807 ward er von Iffland mit einer Wochengage von drei Thalern für die kgl. Bühne engagirt, nachdem er an Stelle eines erkrankten Sängers den Oransky in Cherubini’s „Faniska“ mit Erfolg gespielt und gesungen hatte. Seitdem entwickelte sich W. unter Iffland’s Leitung als Sänger und Schauspieler mehr und mehr, so daß er bald unter die Berühmtheiten der Berliner Bühne gerechnet wurde und auch auswärts mit Erfolg bei Gastspielen auftreten konnte. Er verfügte über eine volle und kräftige Baßstimme und stand z. B. in dem Ruf, einer der besten Leporellos zu sein. Seitdem er im J. 1835 ein lebenslängliches Engagement erhalten hatte, zog er sich von der Oper zurück, um sich fast ausschließlich dem Schauspiel zuzuwenden. Seine Specialität, in der er die Bewunderung seiner Zeitgenossen erregte, waren derbe, biedere Charaktere der bürgerlichen Sphäre, z. B. der Oberförster in Iffland’s Jägern, Miller in „Kabale und Liebe“, der Wachtmeister in „Wallenstein’s Lager“, Stauffacher im „Tell“ und Werner in „Minna von Barnhelm“. Devrient, der ihn scharf beurtheilt, sagt von ihm: „W., dessen Persönlichkeit alle edlere Haltung versagt war, bildete die seinem Naturell verwandten Gestalten bis zur Vollkommenheit aus: derbe Bürger, Bauern, Matrosen, Corporale, Hausknechte, Knappen etc. Rührende Treuherzigkeit, wüthende Leidenschaft, glückliche Heiterkeit, ansteckendes Lachen, Trunkenheit in jeder Nüance: von der angenehmen Weinlaune bis zur Branntweinsabgestumpftheit, stand ihm mit täuschender Wahrheit zu Gebote und wurde von seiner gedrungen corpulenten Gestalt trefflich unterstützt.“ Im Leben erfreute sich W. wegen der Biederkeit seines Charakters, nicht minder wegen seiner originellen Persönlichkeit großer Beliebtheit. Nach seiner Pensionirung am 9. December 1850 zog er sich mit seiner Familie nach Freienwalde an der Oder zurück, wo er am 13. Juli 1857 im Alter von 74 Jahren starb.

Vgl. K. Herloßsohn, H. Marggraff u. A., Allgemeines Theater-Lexikon. Neue Ausgabe. VI, 192, 193. Altenburg und Leipzig 1846. – Deutscher Bühnen-Almanach. Hrgg. von A. Heinrich. 22. Jahrg. Berlin 1858. S. 97–100. – Ed. Devrient, Geschichte der deutschen Schauspielkunst IV, 22, 23. – C. Schäffer und C. Hartmann, Die kgl. Theater in Berlin. Berlin 1886. S. 212, 214, 216.