Zum Inhalt springen

ADB:Weber, Johann

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Weber, Johann“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 307–308, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weber,_Johann&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 16:58 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Weber, Johann Adolf
Band 41 (1896), S. 307–308 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Dezember 2017, suchen)
Graf Johann Franz Dominik Aloys Eustach von Weber in Wikidata
GND-Nummer 122750047
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|41|307|308|Weber, Johann|Paul Tschackert|ADB:Weber, Johann}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=122750047}}    

Weber: Johann W., Gothaischer Superintendent, starb 1653. Unter den Theologen, welche die Weimarische Bibel ausgearbeitet haben, begegnet uns Johann W., der darin den Propheten Jesaia geliefert hat. Er war in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts Pastor zu Ohrdruff in Thüringen und Superintendent der Grafschaft Gleichen daselbst und stand als Doctor der [308] Theologie in hohem Ansehen. Im J. 1616 hatte er gegen Johann Lampadius (Professor zu Heidelberg und zuletzt Pastor in Bremen) eine Streitschrift in Sachen der Ubiquitätslehre zu Gießen erscheinen lassen (siehe unten). Am meisten bekannt geworden ist W. aber durch seine Bekämpfung der Stiefel-Meth’schen Irrlehren. (Vgl. oben Stiefel, Esaias.) Die Schwärmer Stiefel und sein Neffe Meth waren nämlich aus Langensalza aufgebrochen, hatten sich in Erfurt unter Verwandten und Bekannten einen Anhang verschafft und schließlich an den Hof des Grafen Hans Ludwig zu Gleichen Eingang zu finden gewußt: Stiefel fungierte als Hausverwalter, Meth als Chemicus, bis sie endlich der Graf auf beharrliche Vorstellungen Weber’s entließ. Aber die Gemahlin des Grafen blieb ihre Anhängerin, weshalb W. sie vom Abendmahl ausschloß; ja sie trennte sich sogar von ihrem Gemahl und soll in der Hoffnung, den Messias zu gebären, bis an ihren Tod (1633) verblieben sein. W. starb 1653.

Schriften: „Disquisitiones III philologico-theologicae, Goclenio oppositae“; „Tractatus de praedestinatione, adversus Joh. Keckium“; „Controversiae de coena Domini; Elenchus Prodromi“; „Antilampadius“; „Lampadius nescius sententiam Lutheri de doctrina calvinianorum“ (Gießen 1616); „Desiderium gentium“; „Index antiquae et salvificae fidei“; „Monotriades Gersonicae sive tria opsuscula Joh. Gersonis“; „De sanctificatione fidelium contra Enthusiastas et Weigelianos“; „De auctoritate scripturae sacrae contra Gretserum“; „De vero usu sacrae scripturae in controversiis fidei“; „Brevis censura Stifelianismi“ (Erfurt 1624; Kurtze Erzählung der Wiederlegung der vielfältigen Irrthümer, welche Jesaias Stiefel in einem Büchlein „Etliche Tractätlein“ genannt, ausgesprenget hat.) Auszug daraus in Unschuldige Nachrichten 1701, S. 343; „Pseudo-Christus ocreatus“ (Erfurt 1624).

Vgl. Witte (Henning), Diarium biographicum, Gedani 1688, ad annum 1683 sub fine. Oleari Thüringische Historie und Chronik, Th. I, p. 275. – Gottfr. Arnold, Unpartheiische Kirchen- und Ketzerhistorie, III. u. IV. Thl., Frankf. 1729, S. 32 ff. – Mylii Bibliotheca de Anonymis p. 200. – Unschuldige Nachrichten des Jahres 1704, S. 400 ff. u. 1708, S. 105 ff. – (Joh. Georg) Walch, Einleitung in die Religionsstreitigkeiten außer der evangelisch-lutherischen Kirche, Thl. III, S. 309, Thl. IV, S. 1067. – (Zedler), Universallexikon Bd. 53 (1747), S. 904. – L. F. Göschel, Chronik der Stadt Langensalza in Thüringen, Bd. II, S. 310. – Die Artikel „Meth“ und „Stiefel (Esaias)“ in der 1. Aufl. der Herzogschen Real-Encyklopädie; die 2. Aufl. zeigt starke Kürzungen.