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ADB:Wegener, Karl Friedrich

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Artikel „Wegener, Karl Friedrich“ von Ludwig Geiger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 785–786, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wegener,_Karl_Friedrich&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 08:11 Uhr UTC)
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Band 41 (1896), S. 785–786 (Quelle).
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Wegener *): Karl Friedrich W., Schriftsteller, Lehrer, Prediger, geboren 1734 in Pommern, † am 20. Juni 1782 in Berlin. Er war eine Zeit lang Hofprediger und Inspector zu Königswusterhausen, dann Professor am königl. Cadettencorps in Berlin. Er gehörte zu den vielseitig thätigen Litteraten, wie sie das Zeitalter Friedrich’s und das Aufstreben der Residenz zeitigte: Menschen von Talent, welche die Zeitideen begünstigten, ohne kräftig und charaktervoll genug zu sein, einer bestimmten Anschauung dauernd anzuhängen. W. schrieb weniger dem innern Drang als der Zeitrichtung, dem Modegeschmack folgend, oft wol auch, um Geld zu verdienen. Seine „Gedichte zur Beförderung des rechten Christenthums und der guten Sitte“ (Berlin und Leipzig 1763/64, 2 Sammlungen, im Ganzen 57 Lieder) entspringen nicht innerer Frömmigkeit. Es sind conventionelle Dank- und Loblieder, in denen die Reichen gelegentlich gottlos genannt und die Freigeister bekämpft werden. Zwei Schriften, eine Lebensbeschreibung und eine Trauerrede, sind dem am 27. April 1785 in der Oder bei Frankfurt „unglücklich erblaßten“ Herzog Leopold von Braunschweig gewidmet. Beide sind sehr wortreich, die Beschreibung wegen der mehrfachen Erwähnung Lessing’s z. B. eines Wortes des Herzogs an Lessing über Unsterblichkeit nicht uninteressant. Verse auf das goldene Ehejubiläum Friedrichs II. bedeuten gar nichts. Wichtiger sind Wegener’s Zeitschriften. Die erste: „Berlinische Zuschauer“ und „Zuschauerin“ mit mannichfachen Fortsetzungen bei verschiedenen Verlegern (im Ganzen 15 Bände, 1769–1778) ist eine moralisch-litterarische Zeitschrift mit starker, keineswegs ausschließlicher Bevorzugung Berlins; das Politische ist durch Neuigkeiten, patriotische Wendungen gegen das Ausland, Lobpreisungen des Königs vertreten; das Religiöse durch zahlreiche, nur halb aufklärerische Abhandlungen. Während der Publication dieser bändereichen Zeitschrift erschien die zwar nicht Wegener’s Namen tragende, aber ihm allgemein zugeschriebene Zeitschrift (50 Bll. 400 Seiten; sie ist mir lange nach Abschluß meines unten erwähnten Buches zugänglich geworden) „De Platt-Dütsche; een Geschrywe dat den Hooch-Dütschen eene Wochenschrift heeten. Berlin 1772“. Ihr Hauptunterschied von den früher erwähnten liegt im Dialekt. Auch in ihr werden „politische Saaker“ behandelt, mit Ausschluß Preußens; Ton und Jnhalt ist aber durchaus der der moralischen Wochenschriften, nur daß Briefe aus dem Kreise der Leser, die sonst in solchen Publicationen üblich waren, kaum vorkommen. Morgenländische Geschichten werden manchmal erzählt, Warnungen gegen verschiedene Laster vorgetragen; Aufkläricht macht sich breit. Trotz gelegentlicher Abmahnung vor schlimmen Büchern werden freie Geschichten erzählt, die, trotz des ihnen umgehängten moralischen Mäntelchens die Lust des Autors an Cynismus und Zoten verrathen. Und da es mit den moralischen Wochenschriften gar nicht oder wenigstens nicht gut ging, so versuchte es W. mit der unmoralischen Litteratur. Denn seine „Raritäten. Ein hinterlassenes Werk des Küsters von Rummelsburg. 2 Theile, 1778–1785“; die meisten mit einem Nebentitel z. B. der erste: „Seiner Hochehrwürden dem Herrn Magister Sebaldus Nothanker ganz ergebenst zugeeignet von Baldrian Schwarzbuckel, Enkel des wohlseligen Küsters“ sind ein widerliches und zotiges Buch. Es wird noch widerlicher dadurch, daß es oft den Biedermannston anschlägt und oft, statt die Sachen grade heraus zu sagen, durch lüsterne Anspielungen seinen Zweck eindringlicher zu erreichen sucht. Wendungen gegen die Kritiker blieben, so derb sie waren, Nebensache – ob etwa gar mit Nickel List, dem Journalisten, dessen Grabschrift mitgetheilt wird, I, 125 ff., Nicolai gemeint sein sollte? –, ferner [786] litterarische Nachahmungen satirischer Vorgänger, ebenso Bemerkungen über Juden „sie fangen auch schon an sich zu poliren“ und sonstiges Aufklärerische, die Hauptsache blieben die Weiber und geschlechtliche Abenteuer, seltener Beispiele von keuschen Ehegattinnen, das Ganze ein unerfreulicher Mischmasch grober, witzloser, schlecht erzählter, auch nicht durch das Localcolorit genießbar gemachter oder culturhistorisch interessanter Geschichten.

Vgl. Meusel XIV, 448 fg. – Goedeke IV, 113. – Geiger, Berlins geistiges Leben I, 318, 419 ff., 431 fg., 631.

[785] *) Zu S. 426.