Zum Inhalt springen

ADB:Wehle, Karl

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wehle, Karl“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 432, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wehle,_Karl&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 16:04 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Wehling, Georg
Band 41 (1896), S. 432 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
cs:Charles Wehle in der Wikipedia
Karl Wehle in Wikidata
GND-Nummer 117220469
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|41|432|432|Wehle, Karl|Robert Eitner|ADB:Wehle, Karl}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117220469}}    

Wehle: Karl W., ein Claviervirtuose und Saloncomponist, geboren am 17. März 1825 zu Prag, † am 2. oder 3. Juni 1883 zu Paris. Aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie stammend, wurde auch er für diesen Beruf erzogen, besuchte die Leipziger Handelsschule und erhielt darauf eine Anstellung in dem Pariser Bankhause Pillet-Will & Co. Die Februarrevolution 1848 gab ihm Zeit seine früher gepflegten Musikstudien wieder aufzunehmen und ohne die Erlaubniß der Eltern abzuwarten, sattelte er um und widmete sich ganz der Musik. Er suchte Thalberg in London auf und erbat sich dessen Rath, der ihn an Moscheles in Leipzig wies. Hier widmete er sich bis 1850 mit Eifer dem Studium des Clavierspiels, sowie der Composition unter E. F. Richter’s Leitung, ging dann nach Berlin und vollendete seine Ausbildung unter Theodor Kullack. Im J. 1853 kehrte er nach Paris zurück, setzte eifrig seine Studien fort und schrieb Claviersachen zum Concertvortrage; denn damals schrieb sich jeder Virtuose seine Concertstücke selbst, die stets auf eine glänzende Virtuosität abgesehen waren. Dann trat er 1854 zum ersten Male öffentlich auf und erzielte einen so durchschlagenden Erfolg, daß er das Jahr darauf eine Concerttour durch Portugal unternahm, die an Ehren und pecuniärem Gewinn gleich vortheilhaft war. Diesem ersten Ausfluge folgte eine Concerttour um die andere, theils allein, theils mit Violin- oder Violoncell-Virtuosen bis in die entferntesten Gegenden der Welt, wie Australien, Indien, die Sandwichsinseln, Amerika u. s. f. In den Jahren 1869–70 lebte er in Florenz und rüstete sich zu einer zweiten Tour um den Erdkreis, die er auch glücklich ausführte und von der er mit reichem Gewinn 1871 zurückkehrte. Da aber in Paris damals der Aufstand der Commune wüthete, blieb er einstweilen in London. Nach Niederwerfung des Aufstandes nach Paris zurückgekehrt, lebte er dort ununterbrochen, theils mit Compositionen beschäftigt, theils begabten Jüngeren der Kunst beistehend. Obwol W. dem Salonfache huldigte, stand ihm doch eine gewisse Originalität und Frische der Erfindung zu Gebote, die seine Werke vortheilhaft von anderen desselben Genres auszeichnen. Seine beiden Sonaten op. 38 und 58, sowie die Variationen op. 79 und die Suite op. 86, sein letztes Werk, zeigen ihn sogar von einer ernsten wahrhaft künstlerischen Seite. Auch als Virtuose huldigte er nicht unbedingt der Bravour, sondern legte auf einen seelenvollen Ausdruck das größte Gewicht, ohne dabei den Virtuosen zu verleugnen.

Mendel-Reißmann’s Lexikon, wie es scheint, nach eigenen Angaben des Componisten.