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ADB:Weiß, Josef Andreas

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Artikel „Weiß, Josef Andreas“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 574–575, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wei%C3%9F,_Josef_Andreas&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 20:55 Uhr UTC)
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Weiß: Josef Andreas W., Landschafts- und Architekturmaler, geboren am 31. Juli 1814 zu Freising als der älteste Sohn des Josef Anton W., welcher 1787 zu Murnau geboren, 1827 nach München kam und vielfach ausgezeichnet und verdient als Vorstand des kgl. Taubstummeninstituts zu München am 3. Mai 1878 hochbetagt starb. Mit einer weit über das dilettantische Maß gehenden Anlage zeichnete der Vater Landschaften und Ansichten von Murnau, Aibling, Schlehdorf und Peißenberg – von diesen letzteren ganze Panoramen in je 10 Blättern. Auf diesen Ausflügen begleitete ihn sein Sohn Jos. Andr. W., welcher, obwol anfänglich zu den gelehrten Studien bestimmt, doch, sobald sich sein Talent geoffenbart hatte, zu dem als Architekturmaler und Steinzeichner gerühmten Simon Quaglio (1795–1878) kam. Hier lernte W. die Gesetze der Perspective und die damals hochgeachtete Kunst der Lithographie. Noch größeren Einfluß übte das Vorbild des allzufrühe aus glücklicher Thätigkeit gerissenen Domenico Quaglio (1787–1837); aus seinen Werken lernte W. nicht allein die Vorliebe für historische Bauten, sondern auch den feinen Sinn in der Auffindung des günstigsten Standpunktes für die Aufnahme eines Gebäudes. Dabei blieb bei W. der Sinn für die Landschaft in gleicher Weise rege, was er auch in zahlreichen, sehr interessant-staffirten und minutiös ausgeführten Aquarellen und Oelbildern bewährte. So malte W. eine „Ansicht von München“ vom Gasteig aus, im Vordergrunde die Herzogin von Leuchtenberg in einer Equipage, ihren Sohn, welcher in bairischer Chevaulegeruniform an der Spitze einer Patrouille des Weges geritten kommt, begrüßend (1833), oder eine Ansicht des ehemaligen „Schrannenplatz“ mit dem Einzug des eben aus Griechenland zu Besuch zurückgekehrten Königs Otto (1836). Zahlreiche Arbeiten dieser Art lieferte W. für den Fürsten Maximilian von Thurn und Taxis in Regensburg, für die Königin Karoline, für Kunsthändler und Verleger (eine Reihe von Münchener Ansichten wurde durch Leopold Rottmann nach [575] Kobell’s galvanographischer Methode für Cotta’s Verlag in Aquatintamanier ausgeführt), Vieles erwarb der Herzog Max Eugen von Leuchtenberg, welcher 1839 den Künstler zu seinem Hofmaler ernannte und später auch nach St. Petersburg beschied, wo W. bis zum Tode seines Gönners verblieb (1852). Ebenso wie Heinrich Adam liebte auch W. jene Tableaux, welche in der Mitte die Hauptansicht einer Stadt darstellten und von weiteren Bildchen kleinen Kalibers umringt, alle Schönheiten einer Gegend oder Stadt oder eine Kirche mit ihren Details, zur gebührenden Würdigung brachten. So verherrlichte W. die Städte Regensburg, Moskau, St. Petersburg für seine verschiedenen hohen Auftraggeber, worunter der Kaiser Nikolaus von Rußland und die Königin Olga von Württemberg zählten; besonders liebte er (auch nach seiner Rückkehr in die Heimath) den alten Zarenpalast des Kreml in Moskau und die Isaakkirche in St. Petersburg abzuschildern. Dann aber wurde er wieder ganz ein bairisches Landeskind und vertiefte sich in das malerische täglich mehr verschwindende Winkelwerk der alten Isarstadt, wie die vielen Blätter in der sog. „Maillinger-Sammlung“ und etliche Oelbilder in der Neuen Pinakothek bezeugen. Im Auftrage König Ludwig’s II. malte W. in den letzten acht Jahren immer aus einem der acht Kreise des Baierlandes eine Stadtansicht, eine Reihe von Bildern, welche dann jedes Mal unter den Weihnachtsgeschenken für die Königin-Mutter eine Stelle fanden; W. befliß sich dabei einer bis ins Kleinste gehenden sorglichen Ausführung. Zu seinen Eigenthümlichkeiten gehörte eine Vorliebe für kleine weiße, rund geballte Wölkchen, welche wie Belagerungsgeschosse durch die blauklare Luft zogen. – Sein kleines, in der Schillerstraße gelegenes Häuschen hatte er mit echt künstlerischer Laune zu einem wahren Atelier-Bijou ausgestattet. Einen hoffnungsvollen Sohn verlor W. 1870 im französischen Kriege. Dafür ging die Kunst des Vaters auf seine Tochter Olga W. über, welche als Blumen- und Stilllebenmalerin einen ausgezeichneten Namen und die Stelle einer Lehrerin an der Kunstgewerbeschule errang. W. starb am 20. April 1887. Er hinterließ eine große Zahl von kleinen Bleistiftzeichnungen und Aquarellen, die durch ihren malerischen Feinsinn, sowie durch die technische Sicherheit und noble Virtuosität großes Erstaunen erregten und zwar in den weitesten Kreisen, für welche der Name des stillschaffenden Künstlers freilich nie zu einem Schlagwort geworden war.

Vgl. Nagler 1851. XXI, 260 ff. – Nekrolog in Nr. 232 Allg. Ztg. vom 24. August 1887. – Kunstvereinsbericht f. 1887, S. 70.