Zum Inhalt springen

ADB:Werner von Themar, Adam

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Werner von Themar, Adam“ von Karl Hartfelder in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 39–41, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Werner_von_Themar,_Adam&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:57 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 42 (1897), S. 39–41 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Adam Werner von Themar in der Wikipedia
Adam Werner von Themar in Wikidata
GND-Nummer 122162358
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|42|39|41|Werner von Themar, Adam|Karl Hartfelder|ADB:Werner von Themar, Adam}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=122162358}}    

Werner: Adam W. von Themar, geboren ungefähr 1470, † zu Heidelberg 1537, humanistischer Dichter und Jurist. – Geboren in dem Städtchen Themar an der Werra (ungewiß in welchem Jahre), bezog er die Hochschule Heidelberg, wo er am 1. October 1484 inscribirt wurde und den 12. November [40] 1485 das Baccalaureatsexamen bestand. Sodann wurde er Lehrer an der Lateinschule zu Neustadt a. H. Aus diesem Wirkungskreise schied er 1488 mit einem lateinischen Abschiedsgedichte an die innig geliebten Schüler, um Erzieher der Söhne des Kurfürsten Philipp von der Pfalz (1476–1508) zu werden. Hauptsächlich der älteste Sohn Philipp’s, der spätere Kurfürst Ludwig V. (1508–1544), scheint sein Zögling gewesen zu sein. In welchem Verhältniß er zu Johannes Reuchlin stand, welchen der Kurfürst 1497 zum „obersten Zuchtmeister“ seiner Söhne ernannte, ist nicht klar. Neben der pädagogischen Thätigkeit am kurfürstlichen Hofe geht eine akademische an der Universität Heidelberg einher. So las er z. B. 1489 über Persius, 1491 über Juvenal und 1492 über Statius. Der Kurfürst gewährte ihm freigebig die Mittel, um sich den nöthigen akademischen Grad in der juristischen Facultät zu erwerben. In dieser scheint er bald zu Ansehen gekommen zu sein: bis 1506 las er über Institutionen, bis 1509 über den Codex, bis 1518 die Nova iura, bis 1522 das Decretum und bis zu seinem Tode Decretales. Ueberhaupt scheint er ein angesehenes Mitglied der Universität gewesen zu sein; denn drei Mal, in den Jahren 1497, 1504 und 1510 bekleidete er das Amt eines Rectors der Hochschule, und 1519 wurde er Assessor an dem Reichs-Vicariats-Hofgericht zu Worms. In seinen jüngeren Jahren betheiligte sich W. eifrig an dem damals lebhaften Teiben der Humanisten in Heidelberg, wie man aus seinen lateinischen Gedichten sieht, die ich zum ersten Mal aus der in Karlsruhe befindlichen Originalhandschrift herausgegeben habe. Wir finden ihn da im Verkehr mit guten Namen des oberrheinischen Humanismus, die nur zum Theil in Heidelberg wohnten. Beispielsweise seien genannt Johannes v. Dalberg, genannt Camerarius, kurpfälzischer Kanzler und Bischof von Worms, der gefeierte Gönner der rheinischen Humanisten, der kunstfertige Poet Konrad Celtis, der wiederholt in Heidelberg einkehrte, der gelehrte Abt Johannes Trithemius von Sponheim, der Beziehungen zum pfälzischen Hofe unterhielt, Dietrich Gresemund von Mainz, mit dem W. eifrig lateinische Briefe wechselte, der fromme Jakob Wimpfeling von Schlettstadt, welcher längere Zeit an der Hochschule Heidelberg lehrte, der berühmte Johannes Reuchlin, der sich 1496 aus Württemberg nach Heidelberg flüchtete, u. a. Besonders vertraut scheint der fromme W. mit mehreren Mönchen gewesen zu sein, die theilweise seine Schüler gewesen sind. In dem Streite über die unbefleckte Empfängniß Maria’s, welcher die Gemüther der oberrheinischen Humanisten um die Wende des 15. Jabrhunderts lebhaft beschäftigte, scheint er seine Meinung gewechselt zu haben. – Seine lateinischen Gedichte, deren es über 170 sind, und die sehr verschiedene Versmaße aufweisen, sind im Werthe sehr verschieden. Am schönsten dürften die mit religiösem Inhalte sein, wie die an die Jungfrau Maria, Jesu, den heiligen Sebastian u. s. w. Der Dichter ist zugleich ein fleißiger Uebersetzer classischer Schriftsteller ins Deutsche. Heidelberger Handschrift, die vermuthlich von ihm selbst herrührt, enthält Uebersetzungen Vergil’scher Eklogen, einer Satire des Horaz, einer Schrift Xenophon’s, aber auch der Komödie Abraham von der Nonne Roswitha. Diese Uebersetzungen scheinen auf Wunsch des Kurfürsten Philipp, der ein Gönner der humanistischen Wissenschaften war, von W. angefertigt worden zu sein. In diesen Arbeiten, für die er größtentheils keine Vorgänger hatte, scheint er den Hauptnachdruck auf die Deutlichkeit gelegt zu haben. Doch hält er immerhin einen Vergleich mit anderen zeitgenössischen Uebersetzern, wie Reuchlin und Dietrich von Plieningen, recht wohl aus. Ist W. auch kein leuchtender Stern an dem humanistischen Himmel, so bleibt er doch eine achtungswerthe Erscheinung, geschätzt von hochbedeutenden Zeitgenossen und getragen durch eine lautere Persönlichkeit.

K. Hartfelder, Werner von Themar, ein Heidelberger Humanist. Karlsruhe [41] 1880. – K. Hartfelder, Deutsche Uebersetzungen classischer Schriftsteller aus dem Heidelberger Humanistenkreis. Berlin 1884. – K. Morenweg, Johann von Dalberg, ein deutscher Humanist u. Bischof. Heidelberg 1887.