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ADB:Wert, Jacob

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Artikel „Wert, Jacob“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 102–103, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wert,_Jacob&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 19:12 Uhr UTC)
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Wert: Jacob W., auch de Wert geschrieben, ein Niederländer, den J. Alb. Ban (Bannius) in der Vorrede zu seinen Zangh-Bloemzel von 1642 als einen Antwerpener bezeichnet. Da er in der Todesanzeige am 23. Mai 1596 mit 60 Jahr alt verzeichnet wird, so ist er 1536 geboren. Schon als Knabe kam er nach Italien und war zuerst bei der Marchesa della Padulla (Maria di Cardona) Knabensänger, dann kam er zum Grafen Alfons von Nuvolara (Novellara liegt im Herzogthum Reggio); möglich auch, daß er eine Zeit lang an der Hofcapelle in Mantua diente. 1563 scheint er Capellmeister beim Herzoge von Sessa, Consalvo Fernandes di Cordova gewesen zu sein, wie aus der Dedication zum 3. Buche seiner Madrigale ersichtlich ist. Canal in seiner Schrift della Musica in Mantova 1881 p. 52 sagt zwar, daß er nie in Ferrara war, dennoch sagt W. in der Dedication zum 8. Buche Madrigale, welches er dem Herzoge von Ferrara widmet, daß er die meisten dieser Madrigale in Ferrara componirt habe und sie daher wol keinem anderen als Sr. Hoheit widmen könne. Canal wird so weit Recht haben. daß W. dort kein öffentliches Amt bekleidete, doch nach obigem Ausspruche wird man seinen Aufenthalt daselbst nicht ableugnen können. Im J. 1565 wurde er nach dem Tode Giov. Contino’s als Capellmeister an der Mantuaner Hofcapelle angestellt. Am 3. Juli dieses Jahres erhielt er Urlaub um seine Heimath zu besuchen. Bei der Rückreise hielt er sich im Frühjahre 1566 in Augsburg auf, wohin sich Kaiser Maximilian einen Reichstag zur Abwehr der Türkengefahr einberufen hatte und scheint im Herbste wieder in Mantua eingetroffen zu sein. Den 3. Februar 1567 geht er wahrscheinlich in Begleitung des Herzogs nach Venedig. Im gleichen Jahre beginnen die Klagen über die Intriguen seiner Untergebenen, besonders eines gewissen [103] Agostino Bonvicino, der ihm sogar seine Frau verführt haben soll. Auch später macht ihm seine Frau viele Sorgen, so im J. 1580, wo sie wegen Verschwendung ins Gefängniß geworfen und ihrer Güter beraubt wurde. 1568 ward er vom Herzoge Alfonso Gonzaga nach Novellara für einige Zeit zur Aushülfe erbeten. 1574 erhält er vom Herzoge von Mantua den Auftrag die Festlichkeiten für den Empfang Heinrich’s III. in Mantua in hervorragender Weise musikalisch zu verherrlichen und bittet sich dahin betreffende Vorschläge aus. 1580 ertheilt ihm die Stadt Mantua auf ewige Zeiten für seine Person und seine Nachkommen beiderlei Geschlechts das Bürgerrecht. Zu gleicher Zeit erhält er vom Staate für langjährige treue Dienste als Ehrengeschenk 942 Ducaten 4 Lire und 2 Assi, die dem Fiscus aus der Verurtheilung des Häretikers Girolamo Tornara zugefallen waren. Er bekleidete auch an der Hofkirche S. Barbara zu Mantua die Capellmeisterstelle. Bei Canal l.c. und in Straeten’s La musique aux Pays-Bas, Bd. 6, S. 328 ff. befinden sich noch viele Actenstücke und Schreiben, die von allerlei Persönlichem handeln, meistens Klagen über den oder jenen. (Haberl gibt im Jahrbuche 1886, S. 34 ff. einen Auszug aus Canal’s Werk.) W. war ein ungemein fruchtbarer Componist und seine Druckwerke haben sich sehr zahlreich erhalten. Seine Motetten sind in mehreren Auflagen erschienen und an Madrigalen besitzen wir elf Bücher in mehrfachen Auflagen. Seine frühesten Werke, die mit dem Jahre 1558 beginnen, zeigen noch manche Härte und Steifheit in der Erfindung und der Harmonie, doch nach und nach erreichte er eine Meisterschaft, die ihm unter den damaligen Zeitgenossen den ersten Rang neben Palestrina sichert. Besonders das 11. Buch ist mir genauer bekannt, in dem sich ganz vortreffliche Madrigale mit ansprechender Melodik, munterer Beweglichkeit und einem einschmeichelnden Wohlklange befinden. In diesem letzten Buche, welches 1595 im August erschien, also wenige Monate vor seinem Tode, spricht er in der Dedication sich über sein nahes Ende sehr bewußt aus. Er sagt: „Mit diesen Madrigalen will ich meine Arbeiten beenden und hoffe auf ein seliges Ende, denn die Schwere der Jahre ist drückend und die Kräfte abnehmend.“ In neuen Ausgaben sind bis jetzt nur 3 fünf-, sechs- und siebenstimmige Motetten erschienen (s. mein Verz. neuer Ausg. alter Musikwerke, S. 202).