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ADB:Westerbaen, Jacob

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Artikel „Westerbaen, Jacob“ von Ernst Martin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 181–182, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Westerbaen,_Jacob&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 05:42 Uhr UTC)
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Westerbaen: Jacob W., holländischer Dichter der Blüthezeit. Geboren im Haag am 7. September 1599, starb er am 31. März 1670 auf seinem Landgut Ockenburgh in der Nähe des Haags. Diesen Besitz verdankte er seiner Gattin, der Wittwe Reinier’s van Groeneveld, der den Versuch seinen Vater, den 1619 enthaupteten Jan van Oldenbarnevelt zu rächen, mit dem Leben bezahlt hatte. W. war Remonstrant; er studirte in Leiden Theologie, als die Synode von Dordrecht die freieren Glaubenslehren des Arminius verwarf und gleichzeitig Moritz von Oranien seine aristokratischen Gegner stürzte. W. hatte den Unterlegenen mit seiner Feder beigestanden; nach ihrem Fall ging er zum ärztlichen Berufe über; 1625 gestattete ihm die Vermählung mit der reichen Herrin von Brandwijk sich ganz dem Landleben hinzugeben, daß er auch nach ihrem Tod (1648) auf dem von ihm angelegten Landgut Ockenburgh fortsetzte. Von Ludwig XIII. in den Ritterstand erhoben, blieb er doch in regem Verkehr auch mit bürgerlichen Freunden, wenn schon Cats und besonders Huyghens ihm gesellschaftlich und dichterisch näher standen. Besonders der letztgenannte war sein Vorbild, nur daß er dessen Knappheit und Dunkelheit vermied. Hier störte ihn also nicht die abweichende politische Meinung; dagegen bekämpfte er Vondel’s katholischen Convertiteneifer und setzte dessen Altaergeheimenissen 1645 seine Kracht des Geloofs entgegen. Auch scheint er den jungen G. Brandt zu bittern Ausfällen gegen Vondel veranlaßt zu haben. In Westerbaen’s Gedichten [182] tritt überall die reiche Belesenheit hervor, die er in der italienischen und französischen Litteratur, besonders aber in den classischen Sprachen sich erworben hatte. Er dichtete selbst französisch und lateinisch. Aus dem Lateinischen übersetzte er einen Theil der Basia des Johannes Secundus und Ovid’s Heroiden; später aus Juvenal (1657), die Aeneis (1662), Terenz (1663), Senecas Troades und Ovid’s Ars Amandi (1665), Remedium Amoris (1666.) Des Erasmus Lob der Thorheit brachte er in Reime und übersetzte auch die französischen Psalmen (1655). Von seinen Originalgedichten erschienen zuerst seine Minnegedichte (1624); besondere Auszeichnung verdient dann sein „Ockenburgh“ (1653), eine Beschreibung seines Landlebens, der Freude an Gärtnerei, Kaninchenjagd, ruhigem Studium und auserlesener Gesellschaft, mit Seitenblicken auf das Unbefriedigende des Ehrgeizes und des Hochmuths. Im übrigen sind seine Epigramme hervorzuheben, auch einige der vaterländischen Gedichte, welche den Münsterischen Frieden 1648, dann den Kampf gegen England unter Cromwell, später unter Karl II. feiern. Gelegenheitsgedichte in der Weise seiner Zeit zeigen wenigstens fließenden Vers und einfache Sprache. Die Gedichte erschienen gesammelt 1657; dann in drei Theilen 1672.

Witsen Geysbeek, Biogr. Woerdenboek. – Jonckbloet, Geschiedenis (1882) 4, 110 ff.