Zum Inhalt springen

ADB:Weyermüller, Friedrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Weyermüller, Friedrich“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 271, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weyerm%C3%BCller,_Friedrich&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 03:18 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Weyermann, Albrecht
Nächster>>>
Weygand, Hermann
Band 42 (1897), S. 271 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Nach Wikipedia-Artikel suchen
Friedrich Weyermüller in Wikidata
GND-Nummer 117332046
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|42|271|271|Weyermüller, Friedrich|Franz Brümmer|ADB:Weyermüller, Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117332046}}    

Weyermüller: Friedrich W., als Dichter geistlicher Lieder bekannt, wurde am 21. September 1810 zu Niederbronn, einem Badeort am Fuße der Vogesen in Unterelsaß, geboren. Sein Vater, von Haus aus Zimmermann, führte daneben eine Specereihandlung; seine Mutter, eine Frau von innig zartem, frommem Gemüth, vermittelte dem Knaben schon frühe die Kenntniß der alten lutherischen Kernlieder, für welche er später im Kampfe gegen den Rationalismus so energisch eintrat. Nachdem W. bis zu seiner Confirmation die Ortsschule besucht und einigen weiteren Unterricht in Geschichte, Geographie und deutscher Litteratur vom Ortspfarrer erhalten hatte, kam er zu seiner weiteren Ausbildung auf ein Jahr nach Nancy und kehrte dann in seine Heimath zurück, um hinfort im Geschäfte seines Vaters thätig zu sein, das er seit seiner Verheirathung (1834) selbständig weiter führte. Aus dieser bescheidenen Stellung trat W. in die Oeffentlichkeit heraus, als es für die Bekenner der lutherischen Kirche galt, den Kampf „gegen den seichten Rationalismus und ungesunden Pietismus“ aufzunehmen. Seine Widerlegung des rationalistischen sogenannten „Conferenzkatechismus“ war so vortrefflich, daß sie nach dem Urtheil von Fachkennern dem größten Theologen Ehre gemacht hätte. Als im J. 1848 die zur Herstellung einer neuen Kirchenverfassung in Straßburg tagende Delegirtenversammlung die Union einzuführen gedachte, war es W., der dagegen eine scharfe Protestation schrieb und damit die Gefahr beseitigte. Das im J. 1850 erschienene „Gesangbuch für die evangelischen Gemeinden Frankreichs“ – das sogenannte „Conferenzgesangbuch“ – veranlaßte ihn, seine bekannte Flugschrift „Das neue Gesangbuch. Ein Wort an die Oberbehörde der Kirche Augsb. Confession in Frankreich und das evangelisch-lutherische Kirchenvolk“ (1851) zu schreiben. Wie diese Schrift, so ist auch sein „Laienbrief an die evangelisch-lutherischen Christen von der Herrlichkeit und Bekenntnißtreue ihrer Kirche“ ein kleines Meisterstück von Klarheit und Volksthümlichkeit. Zwischendurch ließ nun W. auch eine große Zahl seiner kirchlichen Lieder ausfliegen, welche er dann gesammelt als „Lutherische Lieder“ (1854) herausgab. Ihnen folgten „Der 115. Psalm. In sieben deutschen Liedern nachgesungen“ (1862) – „Der 45. Psalm, das kleine Hohelied der Bibel“ (1862), zweite, um 63 andere Lieder vermehrte Auflage u. d. T. „Christus und seine Kirche“ (1875) – „Weihnachtstimmen“ (8 Lieder, 1864). Heinrich Kurz urtheilt über W.: „Er hat vorzüglich danach gerungen, im Sinne des alten Kirchenliedes zu dichten, und es ist ihm soweit gelungen, als es in unserer Zeit überhaupt möglich war. Er hat namentlich den kirchlichen Volkston glücklich getroffen“. Im J. 1852 war W. Mitglied des Kirchenvorstandes und des Consistoriums, auch kirchlicher Almosenpfleger geworden, und diese Aemter hat er bis zu seinem Tode mit treuer Hingabe und Beständigkeit verwaltet; sie gaben ihm auch Gelegenheit fleißig mitzuarbeiten an dem „Gesangbuch für Christen Augsburgischer Confession“, das nach sechsjährigem Kampfe mit dem Oberconsistorium endlich vereinbart wurde (1870). W. starb zu Niederbronn am 24. Mai 1877. In den letzten Jahren seines Lebens veröffentlichte er noch „Kriegs- und Friedenslieder eines Elsässers“ (1871) und „Dominikus Dietrich, ein elsässischer Glaubensheld, ein erzählendes Gedicht“ (1874); nach seinem Tode erschienen „Harfe und Schwert. Nachgelassene Gedichte“ (1881) und „Geistliche Lieder in einer Auswahl“ (hsg. von F. R. Borchers, 1887).

Koch, Geschichte des Kirchenlieds etc. VII, 132 ff. – Otto Kraus, Geistliche Lieder d. 19. Jahrhunderts, S. 569 ff.