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ADB:Wilhelm Nicolaus

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Artikel „Wilhelm Nicolaus, Herzog von Württemberg“ von Franz Ilwof in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 213–218, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wilhelm_Nicolaus&oldid=- (Version vom 7. Oktober 2024, 14:35 Uhr UTC)
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Wilhelm Nicolaus, Herzog von Württemberg, k. und k. österreichischer Feldzeugmeister und Ritter des Maria Theresienordens, wurde als der Sohn des Herzogs Eugen von Württemberg und seiner zweiten Gemahlin Helene, geborenen Prinzessin von Hohenlohe-Langenburg, zu Carlsruhe in Preußisch-Schlesien am 20. Juli 1828 geboren. Er studirte zu Breslau und zu Genf. Zum jungen Manne herangereift, faßte er den Entschluß, sich dem Waffendienste zu widmen, in dem sich schon sein Vater in hervorragender Weise bethätigt hatte. In dem preußischen Heere diente bereits Eugen’s Sohn aus seiner ersten Ehe mit der Prinzessin Mathilde von Waldeck, Eugen (geb. am 25. Dec. 1820, † als General der Cavallerie am 8. Jan. 1875); gegen den Eintritt in die russische Armee sprachen die trüben Erfahrungen, welche der Vater dort gemacht. Dieser bestimmte den Sohn daher, in die österreichische Armee zu treten, die [214] eben (1848) unter Radetzky’s Führung die Lombardie erobert hatte und siegreich in Mailand eingezogen war. Dort stellte sich der junge Prinz dem greisen Feldmarschall vor, der ihn sogleich (16. Oct. 1848) zum Oberlieutenant im Regimente Kaiser Nr. 1 ernannte. Als im März 1849 der Krieg gegen Piemont wieder begann, hatte W. rasch Gelegenheit, seinen Soldatengeist und seine persönliche Tapferkeit zu zeigen. Er kämpfte bei der Ueberschreitung des Gravellone (am 20. März), in dem Treffen bei Mortara (21.), wo er sich rühmlich hervorthat und am Kopfe verwundet wurde und am 23. in der Schlacht bei Novara, wo er eine schwere Wunde am Kniegelenk davontrug. In Anerkennung seiner Tapferkeit wurde er von Radetzky zum Hauptmann im 45. Infanterieregimente befördert und am 24. April 1850 vom Kaiser durch Verleihung des Ritterkreuzes des Leopoldordens ausgezeichnet. Er wurde am 23. November 1853 Major, am 16. April 1857 Oberstlieutenant und am 28. April 1859 Oberst und Commandant des 27. Infanterieregimentes König der Belgier (Steiermärker, Werbbezirk Graz). An der Spitze dieses Regimentes zog er 1859 in den Krieg gegen Frankreich und Piemont und vollbrachte mit diesen ihn glühend verehrenden Soldaten glänzende Heldenthaten. In der Schlacht bei Magenta (4. Juni) beorderte Generalmajor v. Ramming den Herzog W. mit zwei Bataillonen seines Regimentes Magenta zu halten, um den Rückzug des Corps zu decken. Herzog W. warf die Franzosen über den Eisenbahndamm zurück, behauptete den Ort und das Vorfeld desselben, leistete dem wieder vorrückenden Feinde auf freiem Felde Widerstand und warf ihn mit einem Bajonnettangriff bis Casa Nuova zurück. So hatte W. das Gefecht bei Magenta zwei Mal zum Stehen gebracht. Als der Feind neuerdings in Ueberzahl vorging und Wilhelm’s Stellung in Front und Flanken angriff, hielt er nicht nur Stand, sondern beschloß, um sich für einen geordneten Rückzug Luft zu machen, einen abermaligen Angriff. Mit gefälltem Bajonette stürmten seine „Belgier“ vorwärts, der Fahnenträger des ersten Bataillons brach durch die Brust geschossen zusammen; W., mit wenigen Sätzen seines Pferdes zur Stelle, Säbel und Zügel in der Rechten, riß mit der Linken die Fahne empor, sie in den Lüften schwingend und sprengte gegen die dichtesten Reihen der Feinde mit dem Rufe: „Soldaten, eurer Fahne, eurem Obersten nach!“ Fest geschlossen folgten ihm seine „Belgier“ mit gefällten Bajonnetten, mehrere Schüsse durchlöchern die Fahne, Wilhelm’s Pferd bricht erschossen zusammen, er selbst, obwol durch einen Prellschuß verletzt, stürmt zu Fuß vorwärts. Hunderte gefallener Franzosen und Oesterreicher deckten die Wahlstatt, aber Wilhelm’s Bataillone hatten gesiegt, das Centrum des Feindes wurde zum Weichen, sein linker Flügel zum Stehen gebracht. Nun konnte der Rückzug angetreten werden, aber auch dieser verlief nicht ohne Kämpfe und Verluste; Ort und Bahnhof Magenta mußten noch mit großen Opfern gegen den vordringenden Feind behauptet werden, wobei W. zu Fuß mit Säbel und Pistole im Straßenkampfe selbst eingriff.

Des Herzogs W. von Württemberg Heldenmuth in diesem Kampfe wurde sogleich von seinen militärischen Vorgesetzten, dem Feldmarschalllieutenant Grafen Clam-Gallas und dem Generalmajor Ramming in rühmlichster Weise anerkannt. Die französischen Schlachtenbulletins heben den nachhaltigen Widerstand hervor, welcher am Nord- und Westeingange von Magenta zu Ende der Schlacht geleistet und wodurch es den Franzosen unmöglich wurde, über Magenta hinaus vorzudringen um den Rückzug der österreichischen Armee zu verfolgen. Als einige Wochen später der Feldmarschalllieutenant Prinz von Hessen in dienstlicher Sendung im französischen Hauptquartier erschien, äußerten sich die französischen Generale Montebello und Failly über die Schlacht von Magenta: „Notre armée [215] a beaucoup remarqué l’attaque rigoureuse d’un regiment à collet jaune (das Regiment „Belgien“ hat gelbe Aufschläge), menée le drapeau à la main par un jeune colonel“.

Auf Grund der in der Schlacht von Magenta vollbrachten Waffenthat wurde W. vom Kaiser am 27. Juni 1859 mit dem Orden der eisernen Krone II. Classe und am 21. Mai 1861 mit dem Ritterkreuze des Maria Theresienordens ausgezeichnet. In der Schlacht bei Solferino (24. Juni 1859) stand W. mit seinem Regimente auf dem äußersten rechten Flügel der ersten Armee. Er hielt vier Stunden im feindlichen Geschützfeuer, wies Reiterangriffe ab und nahm an dem Kampfe vorwärts Guidizzolo theil. Nach dem Frieden von Zürich kam W. mit seinem Regimente in die Garnison Wien.

In dem Kriege gegen Dänemark (1864) holte er sich und seinen „Belgiern“ wieder neue Lorbeern; er kämpfte bei Ober-Selk (3. Febr.), machte am 4. die Kanonade vor Schleswig mit, that sich am 6. bei Oeversee mit seinem Regimente glänzend hervor und trug wesentlich zum Erfolge des Tages bei. In diesem Gefechte wußte er durch seine heldenmüthige Haltung das ganze Regiment König der Belgier so mit sich fortzureißen, daß seine Leute unwiderstehlich die durch Knicke und Zäune gedeckten Dänen mit dem Bajonnett hinter ihren Deckungen vertrieben und im blutigen Handgefecht beinahe vernichteten. W. selbst wurde durch einen Schuß im Fuße schwer verwundet, zwei Zehen wurden zersplittert, die Kugel drang die Sohle entlang bis in die Ferse; er brach bewußtlos nieder und wäre fast das Opfer eines fanatischen Dänen geworden, der selbst schwer verletzt darniederliegend sich mühsam erhob, auf ihn feuerte, doch ohne ihn zu treffen. Für diesen neuen Beweis seiner Tapferkeit wurde W. vom Kaiser außer der Rangstour zum Generalmajor befördert. Nachdem er die Kunde von dieser Auszeichnung, infolge dessen er 36 Vordermänner übersprang, erhalten, richtete er vom Krankenbette, auf dem er schwer verwundet lag, an den Obercommandanten der österreichischen in Schleswig-Holstein operirenden Truppen Feldmarschalllieutenant Freiherrn v. Gablenz ein Schreiben, in welchem er in echter Selbstlosigkeit und wahrem Edelsinn die Lobsprüche, welche ihm der Kaiser und sein Commandant gezollt, ablehnt; sein Verdienst sei einzig und allein der Vorzug, an der Spitze eines Regiments sich zu befinden, welches sich bereits im italienischen Kriege unverwelkliche Lorbeern errungen habe, einer Schar von Tapfern, die unter jedem andern Führer denselben Heldenmuth an den Tag gelegt hätte. Hierauf machte er seine Vorschläge, wie die Stellen der gebliebenen Officiere seines Regimentes neu zu besetzen seien und schließt mit den schönen Worten: „Verübeln mir Euer Excellenz diese Bitte im Interesse meiner ehemaligen Kriegskameraden nicht, es sind die letzten Sorgen eines Vaters für seine hinterlassenen Kinder“. Außer der Ernennung zum Generalmajor wurde W. für seine hervorragenden Leistungen in diesem Feldzuge vom Kaiser von Oesterreich (10. März 1864) durch das Commandeurkreuz des Leopoldordens und von König Wilhelm I. von Preußen durch die höchste preußische Militärdecoration, den Orden pour le mérite (22. März) ausgezeichnet. Am 16. Mai 1865 wurde er zum Oberst-Inhaber des 73. Infanterieregimentes ernannt.

Im Kriege von 1866 wurde der Generalmajor mit seiner Brigade der Nordarmee zugetheilt, wohnte der Kanonade bei Kukus (30. Juni) bei, kämpfte (3. Juli) in der Schlacht bei Königgrätz im Swiepwalde und in den Treffen von Blumenau und Preßburg (22. Juli). Für seine Leistungen in diesem Kriegsjahre wurde ihm vom Kaiser die Allerhöchste belobende Anerkennung ausgesprochen. Nach dem Feldzuge kam er mit seiner Brigade nach Triest, wurde 1869 Commandant der 11. Infanterietruppendivision in Prag, am 24. October [216] 1869 zum Feldmarschalllieutenant befördert und 1874 Divisionär und Militärcommandant in Triest.

Als 1878 die Occupation von Bosnien vollzogen werden sollte, bildete seine Division die rechte Flügelcolonne, welche in Westbosnien einzurücken und über Vitez mit dem Hauptcorps sich zu vereinigen hatte. Er überschritt am 29. Juli bei Alt-Gradiska die Save, marschirte über Banjaluka, schlug die Insurgenten in dem Gefechte bei Rogelje (5. Aug.) und brachte ihnen in dem Treffen bei Jaice (7. Aug.) eine Niederlage bei, durch welche sie vollständig zersprengt wurden. Am 11. August rückte er in Travnik ein, schickte am 13. eine Gebirgsbrigade nach Vitez vor und hatte so die Verbindung mit dem Hauptcorps hergestellt. Infolge dieser ausgezeichneten Leistungen ernannte ihn der Kaiser zum Feldzeugmeister und commandirenden General des 13. Armeecorps (21. Aug. 1878). Seine Aufgabe war nun, das westliche Bosnien vollständig zu unterwerfen und zu pacificiren. Er besiegte die Insurgenten in den Gefechten bei Ključ (7., 8. Sept.), schritt zur Cernirung von Livno und zum Angriffe auf diese von 5000 Mann vertheidigte feste Stadt, welche sich nach zehnstündiger Beschießung (28. Sept.) ergab. Damit war die Bewältigung der Insurrection in Westbosnien erreicht. So hatte W. in allen Kriegen, welche Oesterreich von 1849 an führte (1849, 1859, 1864, 1866, 1878), mitgekämpft und in jedem durch persönliche Tapferkeit, echten Soldatengeist, Umsicht und Thatkraft sich ausgezeichnet.

Am 19. October 1878 ernannte der Kaiser den Herzog W. v. Württemberg zum Stellvertreter des Commandanten der II. Armee, verlieh ihm am 20. October „in Anerkennung seiner hervorragend verdienstlichen Leistungen bei den stattgehabten Gefechten und Operationen in Bosnien“ den Orden der eisernen Krone I. Classe mit der Kriegsdecoration. Bosnien und die Herzegowina waren unterworfen, jetzt galt es, die beiden Länder militärisch und politisch zu organisiren. Mit dieser schwierigen Aufgabe wurde W. betraut, indem ihn der Kaiser (am 18. Novbr. 1878) zum commandirenden General und Chef der Landesregierung in den occupirten Provinzen ernannte. „Dem verantwortungsvollen Posten als militärischer und politischer Chef Bosniens und der Herzegowina, welcher bei den schwierigen und chaotischen Zuständen dieser Länder die größten Anforderungen an die Geistesarbeit, Thatkraft und Ausdauer des Herzogs stellte, widmete sich derselbe mit vollster Hingebung. Obgleich fast nur auf militärische Kräfte angewiesen, da noch kein genügendes Beamtenpersonal zur Verfügung stand, erzielte der Herzog während seiner Amtsthätigkeit hervorragende Erfolge. Er baute nach wohldurchdachtem, die militärischen wie commerciellen Interessen berücksichtigenden Plane eine große Zahl von Verkehrswegen, wodurch die solide Grundlage für das spätere Communicationsnetz in Bosnien geschaffen wurde. Das Schulwesen, besonders das militärisch organisirte Knabenpensionat in Serajewo, entwickelte sich in der kürzesten Zeit, wie nicht minder alle anderen Zweige der Verwaltung und Justiz. Sein offenes, leutseliges Wesen, die vielen Bereisungen des Landes, anderseits seine sprichwörtlich gewordene Tapferkeit, welche die orientalischen Völker so hoch anschlagen, trugen wesentlich zur Hebung des Vertrauens der Bevölkerung und zur Consolidirung der Verhältnisse im Occupationsgebiete bei. Als commandirender General belebte er durch persönliches Beispiel die Truppen, schuf für dieselben bessere Unterkünfte, rottete das Räuberwesen aus und widmete sich mit Vorliebe der Ausbildung der ihm unterstehenden Truppenkörper.“ „Im Herbste des Jahres 1879 war Herzog W. berufen, einen Theil des Sandschaks Novibazar zu besetzen. Dank seiner Umsicht und Energie wurde dieses Unternehmen trotz aller Schwierigkeiten derart durchgeführt, daß Verwicklungen und Blutvergießen vermieden blieben. In den [217] Ortschaften Priboj, Priebolje und Plevlje wurden ständige Garnisonen etablirt. Ein kaiserliches Handschreiben voll Huld und Anerkennung wurde dem Herzog für diese hervorragende politisch-militärische Leistung zu Theil“ (Lukes). Zweiundeinhalb Jahre hatte W. in mühevoller und aufreibender Thätigkeit in den Occupationsländern gearbeitet, als er den Kaiser um Enthebung von diesem Posten bat. Die Bitte wurde ihm unter gleichzeitiger Verleihung des Großkreuzes des Leopoldordens und Ernennung zum commandirenden General in Lemberg gewährt. Dort wurde er Commandant des 11. Corps und blieb es durch achteinhalb Jahre bis zu seiner Ernennung zum Commandanten des 3. Armeecorps in Graz (1889). Dieses Commando legte er nieder und trat in den Ruhestand, als er durch den Tod des Königs Karl von Württemberg († am 6. Oct. 1891) und da dessen Nachfolger Wilhelm II. keinen Sohn hat, erster Agnat seines Königshauses wurde, um sich den Angelegenheiten seines Stammlandes mehr widmen zu können. W. war auch königlich württembergischer General der Infanterie à la suite des Grenadierregimentes König Karl Nr. 123 und Chef des preußischen Infanterieregimentes Herwarth von Bittenfeld (Nr. 13).

So sehr hatte sich W. während seines ganzen Lebens seinem Berufe als Krieger gewidmet, daß er unvermählt blieb. Er war aber nicht nur ein ausgezeichneter durch persönliche Tapferkeit glänzender und erfolgreicher Truppenführer, er war auch ein Mann von reicher und tiefer Geistes- und Herzensbildung. Er war und blieb stets der Freund und schlichte Waffengefährte seiner Officiere, der Vater der unter seinem Befehle stehenden Soldaten, die zu ihm wie einem Heros aufblickten. Als er längst Corpscommandant war, nannten ihn die Soldaten des Regimentes Nr. 27 König der Belgier, die er in Italien und in Schleswig-Holstein zu Sieg und Ruhm geführt hatte, immer noch „unsern Oberst“. In den Regimentern, in denen er diente und die später unter seinem Befehle standen, wurde er ob seiner mit Liebenswürdigkeit und Bescheidenheit gepaarten Genialität von den Officieren innig geliebt und hoch verehrt; das kameradschaftliche Verhältniß, das zwischen ihm und dem ihm unterstehenden Officiercorps herrschte, galt anderen Officiercorps geradezu zum Muster. Der Herzog gehörte keinem Casino, keinem adeligen Club, keiner Clique an, er lebte nur seinem Berufe und seinen Officieren, obwol er auch in den adeligen und bürgerlichen Salons, in denen er hie und da erschien, als Freund der schönen Künste, als geistvoller und angenehmer Gesellschafter stets ein freudig begrüßter Gast war. Selbst in Triest, als er dort als Militärcommandant befehligte, bezwang er die dem Soldaten gegenüber sich kühl verhaltende, abgeschlossene Gesellschaft und gewann die Bewunderung der kaufmännischen und finanziellen Kreise. Obwol er zeitlebens ledig blieb, war er doch ein großer Freund der Jugend, und die Militärerziehungsinstitute und Cadettenhäuser waren ihm als Corpscommandant nicht bloß Verwaltungsobjecte, sondern wahrhaft Herzenssache. Die Urlaube, welche er sich in den Friedensjahren gönnen konnte, verwendete er zu großen Reisen, um militärische und geographische Studien zu machen; er besuchte den Orient, die Balkanhalbinsel, Italien. Spanien, Frankreich, England und Nordamerika, dieses, um die Schlachtfelder des Secessionskrieges aus eigener Anschauung kennen zu lernen, sich mit der Strategie der Nord- und Südstaaten unmittelbar bekannt zu machen, sie richtig beurtheilen und eventuell einiges davon anwenden zu können. Ueberhaupt nahm er an allen militärwissenschaftlichen Strebungen theil und verfolgte mit Eifer die Fortschritte auf diesem Gebiete.

Herzog Wilhelm’s Feuergeist wohnte in einem schlanken, schmalen, fast schwächlich aussehenden Körper; dazu kamen noch die vier Verwundungen, unter denen zwei schwere, die er in Kampf und Schlacht davongetragen; außerdem [218] stürzte er einst in Italien mit dem Wagen und erlitt so schwere Beinbrüche und Beschädigungen, daß man um sein Leben besorgt war. Daher war es ihm auch nicht gegönnt, das Greisenalter zu erreichen. Er kränkelte stets in den Jahren des Ruhestandes und am 6. Novbr. 1896 raffte ihn zu Meran in Tirol, wohin er sich der Erholung und Kräftigung wegen begeben hatte, ein plötzlicher und leichter Tod hinweg. Ein edler deutscher Reichsfürst, ein ausgezeichneter österreichischer General, ein Mann reich an Geist und Gemüth, ein Charakter von seltener Lauterkeit und Treue gegen sich und die Mitwelt war in ihm geschieden.

Wurzbach, Biographisches Lexicon, 58. Theil, S. 254–257. – Lukes, Militärischer Maria Theresien-Orden. Wien 1890, S. 94–103. – Ueber Land u. Meer, 1864, Nr. 23. – Illustr. Zeitung, Leipz. 1864, Nr. 1079. – Gartenlaube 1864, S. 144. – Thürheim, Gedenkblätter aus d. Kriegsgeschichte d. österreichisch-ungarischen Armee. Wien u. Teschen 1880. I. Bd, S. 175, 177, 178. – Streffleur, Oesterreichische militärische Zeitschrift. VI. Jahrgang, 1865, S. 107–115, 400–401. – Mittheilungen aus dem Munde des Herzogs Wilhelm von Württemberg selbst.