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ADB:Winkler, Georg Johann

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Artikel „Winkler, Georg Johann, Edler von Brückenbrandt“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 449–451, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Winkler,_Georg_Johann&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 10:49 Uhr UTC)
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Winkler: Georg Johann W., Edler von Brückenbrandt, Forstmann, geboren am 29. März 1776 in Großwiesendorf (Niederösterreich), † am 1. August 1853 zu Mariabrunn. Nach beendigten Schulstudien trat er, seiner Neigung für den Artilleriedienst folgend, am 1. April 1794 bei dem 2. Artillerieregiment [450] in Wien ein. In den Jahren 1794–1800 machte er die Feldzüge am Ober- und Mittelrhein mit, benutzte aber jede freie Stunde zum Studium der Mathematik und zum Erlernen der Kunst des militärischen Zeichnens. 1801 bis 1804 besuchte er eifrig die Artillerieschulen und erwarb sich hierdurch in beiden Gegenständen durch seine, von trefflichen natürlichen Anlagen unterstützte, Ausdauer bald solche Kenntnisse und Fertigkeiten, daß er in einer Artillerieschule als Repetitor in der höheren Mathematik und Zeichenlehrer angestellt wurde. Im Feldzuge 1805 kam er als Adjutant zum Feldartilleriecommandanten Hermann Peter Grafen Künigl in Tirol. 1809 rückte er zum Oberlieutenant auf, in welcher Eigenschaft er mehrere ihm von Erzherzog Maximilian von Este ertheilte Aufträge mit bestem Erfolg ausführte. Nach hergestelltem Frieden studirte er an der k. k. Forstlehranstalt in Purkersdorf (bei Wien) und erhielt 1811 zunächst provisorisch die Professur der Mathematik an diesem Institut übertragen. Nachdem dasselbe 1813 nach Mariabrunn übergesiedelt war, wurde er definitiv als Professor der mathematischen Fächer angestellt. In dieser Eigenschaft wirkte er bis 1849, also nahezu 40 Jahre, bei seiner Quiescirung durch Verleihung des Titels eines kaiserlichen Rathes ausgezeichnet. Schon 1838 war er in Rücksicht auf seine verdienstliche Thätigkeit als Lehrer und Schriftsteller als „Edler von Brückenbrandt“ in den erblichen Adelstand erhoben worden.

W. gehört mit zu den tüchtigsten Forstmännern Oesterreichs. Er war ein erfinderischer Kopf, der mehrere praktische Instrumente zu forsttaxatorischen Zwecken erfand, unter anderen einen noch heute in Anwendung stehenden, sehr sinnreichen Dendrometer (Baummesser), mittels dessen man nicht nur den Durchmesser eines Baumes in jeder beliebigen Höhe über dem Boden, sondern auch die Gesammthöhe und den Kubikinhalt des Baumes zu ermitteln im Stande ist. Außerdem verfaßte er zahlreiche mathematische Werke vorzugsweise mit Beziehung auf das Forstfach, die sich durch Wissenschaftlichkeit, gründliche klare Darstellung und eine vorwiegend praktische Richtung auszeichnen. Das Verzeichniß derselben möge nachstehend in chronologischer Anordnung folgen: „Beschreibung eines verbesserten und zum wirklichen Gebrauch eingerichteten Spiegellineals, mit der Anweisung über den Gebrauch desselben; mit einer Kupfertafel“ (1809); „Beschreibung eines Dendrometers, mittelst welchem man nicht nur die Höhen und jeden beliebigen Durchmesser eines gerade stehenden, sondern auch die Länge und jeden gegebenen Durchmesser eines wie immer schief oder krumm gewachsenen Baumes sowol, als auch die Länge und die Durchmesser der Aeste desselben, folglich die Kubikmasse der Bäume möglich genau zu bestimmen im Stande ist; mit einer Kupfertafel“ (1812; 2. Aufl. unter etwas anderem Titel 1846; mit einer Figurentafel); „Theoretisch-praktische Anweisung über die geometrische Eintheilung und den Gebrauch der übrigen Pantographe (Storchschnabel)“ (1813; 2. Aufl. 1819); „Lehrbuch der Rechenkunst und Algebra zum Gebrauch auf Forstakademien u. s. w.“ (1813; 2. Aufl. 1822, 3. Aufl. 1838; 4. Aufl. 1848; 5. Aufl. 1854; 6. Aufl. 1866, neu durchgesehen, vermehrt und theilweise umgearbeitet von Dr. Franz Baur); „Lehrbuch der Geometrie. Zum Gebrauche auf Forstakademien u. s. w. (2 Theile). 1. Theil: Theoretische Geometrie und Trigonometrie (1814; 2. Aufl. 1824). 2. Theil. Die praktische Meßkunst“ (1817; 2. Aufl. 1829; 3. Aufl. unter etwas abgeändertem Titel 1839; 4. Aufl. 1849; 5. Aufl. 1857, von Dr. Franz Baur herausgegeben); „Praktische Anleitung zum graphischen und geometrischen Trianguliren mit dem Meßtische u. s. w.“ (1821; 2. Aufl. 1825); „Lehrbuch der angewandten Mathematik, enthaltend die Anfangsgründe der Mechanik, Hydrostatik und Hydraulik; mit 1 Kupfer- und 5 lithogr. Tafeln“ (1821; 2. Aufl. u. d. T.: Lehrbuch der Mechanik); „Beschreibung eines verbesserten, bequemen und einfachen Reisebarometers, nebst praktischer Anleitung [451] zum Gebrauche desselben“ (1821); „Theoretisch-praktische Anleitung zur Berg-, Situationszeichnung mit 2 Kupfern“ (1823); „Logarithmische und logarithmisch-trigonometrische Tafeln. Zum öffentlichen Gebrauch überhaupt und zunächst für Individuen, die sich dem Forstfache, der Meß- und Baukunst widmen“ (1834); „Waldwerth-Schätzung. 1. Abtheilung, die Materialschätzung und Ertragserhebung enthaltend, nach einem einfachen Verfahren, mit 20 Tabellen, Holzschnitten und einer lithographirten Forstkarte“ (1835; 2. Aufl. 1838); „Waldwerth-Schätzung. 2. Abtheilung, die Waldwerthberechnung enthaltend, nach einem einfachen Verfahren; mit 2 Tabellen und einer lithographirten Forstkarte“ (1836; 2. Aufl. 1841).

Gräffer und Czikann, Oesterreichische National-Encyclopädie, VI. Band, Wien, 1837, S. 160. – J. C. Poggendorff, Biogr.-litterarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften. II. Band M–Z. Leipzig, 1863, Sp. 1338. – Karl Schindler, die k. k. Forstlehranstalt zu Mariabrunn. Wien, 1863, S. 92. – Fraas, Geschichte der Landbau- und Forstwissenschaft, 1865, S. 556. – Fr. von Löffelholz-Colberg, Forstliche Chrestomathie, III, 1, S. 679, Bemerkung 752 b (Todesjahr unrichtig), S. 822, Nr. 1211 und S. 846, Nr. 1295; III, 2, S. 938, Nr. 1555 bbbb; IV, S. 13, Nr. 2177, S. 87, Nr. 2504, S. 96, Nr. 2521, S. 125, Nr. 2657b und S. 146, Nr. 2687. – G. v. Schwarzer, Biographien, S. 27. – Bernhardt, Geschichte des Waldeigenthums u. s. w. III, S. 289. – Heß, Lebensbilder hervorragender Forstmänner u. s. w. 1885, S. 413. – Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreichs. 56. Theil, Wien 1888, S. 275.