Zum Inhalt springen

ADB:Wittmann, Patrizius

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wittmann, Patrizius“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 644–645, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wittmann,_Patrizius&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 06:55 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 43 (1898), S. 644–645 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Patrizius Wittmann in der Wikipedia
Patrizius Wittmann in Wikidata
GND-Nummer 11742790X
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|43|644|645|Wittmann, Patrizius|Friedrich Lauchert|ADB:Wittmann, Patrizius}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11742790X}}    

Wittmann: Patrizius W., katholischer Historiker, geboren zu Ellwangen am 4. Januar 1818, † zu München am 3. October 1883. Er besuchte seit dem 9. Lebensjahr das Untergymnasium zu Ellwangen und absolvirte dort die sechs Classen desselben, sodann die vier oberen Gymnasialclassen zu Ehingen. Dann wurde er im Herbst 1836 in das Wilhelmsstift zu Tübingen aufgenommen, um an der dortigen Universität katholische Theologie zu studiren. Seine Absicht, sich dem geistlichen Stande zu widmen, erfuhr vorläufig eine Ablenkung, als er wegen Parteinahme für den Professor Mack in dessen Streit mit dem Stuttgarter Kirchenrath und wegen Theilnahme an einer Studentendemonstration für denselben im vierten Jahre seines theologischen Studiums durch einen Strafbeschluß des Kirchenraths aus dem Wilhelmsstift ausgeschlossen wurde und sich deshalb bei seiner Mittellosigkeit genöthigt sah, auch die Universität zu verlassen. Der Convertit und Schriftsteller Ferdinand Herbst in München nahm sich nun seiner an und ließ ihn im April 1840 zu sich nach München kommen, um ihn als Gehülfen bei der Herausgabe einer Zeitschrift „Gottesgabe“ und bei der Redaction der „Sion“ zu beschäftigen. Die „Sion“ redigirte W. mit Herbst im 11. und 12. Jahrgang, 1842 und 1843. Im J. 1841 hatte er sich in Tübingen auch die philosophische Doctorwürde erworben, auf Grund einer während seiner Studienzeit gelösten Preisaufgabe über Platon’s Phädrus. Da sich seinem Eintritt in den priesterlichen Stand sowol in Württemberg als in Baiern fortdauernd Schwierigkeiten entgegenstellten und ihn die publicistische Thätigkeit auch mehr davon abzog, so verzichtete er im J. 1843 endgiltig darauf und verehelichte sich. Nach Niederlegung der Redaction der „Sion“ siedelte er nach Augsburg über, wo er als Vorstand des Piusvereins eine eifrige Thätigkeit entfaltete. Seit 1850 redigirte er auch den „Sendboten für Pius-Vereine“, der zuerst als Beilage der „Sion“ erschien. Im J. 1869[1] siedelte er von Augsburg wieder nach München über, 1877 nach Bamberg, 1883 nach München zurück, wo noch im gleichen Jahre ein Schlaganfall seinem Leben ein rasches Ende bereitete. – Die wissenschaftlichen Arbeiten Wittmann’s waren in jüngeren Jahren zunächst vorzugsweise der Missionsgeschichte gewidmet; sein erstes Werk war: „Die Herrlichkeit der Kirche in ihren Missionen seit der Glaubensspaltung“, 2 Bände (Augsburg 1841). Aus der Fortsetzung seiner missionsgeschichtlichen Studien [645] ging ein größer angelegtes, aber nicht zum Abschluß gebrachtes Werk hervor: „Allgemeine Geschichte der katholischen Missionen vom 13. Jahrhundert bis auf die neueste Zeit“, 2 Bände (Augsburg 1846–1850). Eine Frucht seiner eigentlich theologischen Studien war das Buch: „Die Christologie, oder die Wissenschaft von der Person des Gott-Menschen, nach katholischen Principien und mit besonderer Rücksicht auf die neueste speculative Philosophie“ (Augsburg 1842). Diese Schrift ist wol aus Wittmann’s Bearbeitung der von der Tübinger katholisch-theologischen Facultät für das Jahr 1839/40 gestellten Preisaufgabe über diesen Gegenstand hervorgegangen. Unter seinen übrigen Schriften ist noch zu nennen: „Angelus Silesius als Convertit, als mystischer Dichter und als Polemiker“ (Augsburg 1842). Dazu kommt noch eine Anzahl von Broschüren und Streitschriften und zahlreiche Artikel in verschiedenen Zeitschriften: Hist.-polit. Blätter, Histor. Jahrbuch der Görresgesellschaft, Vering’s Archiv für Kirchenrecht, Litterar. Handweiser; auch einige Beiträge zur 2. Auflage des Freiburger Kirchenlexikons. In seinen späteren Jahren beschäftigte er sich hauptsächlich mit historischen Studien. Eine „Geschichte der Augsburger Reformation“ hinterließ er im Manuscript; dieselbe ist bis jetzt nicht veröffentlicht worden.[2]

Dr. Patrizius Wittmann. Historisch-politische Blätter, Bd. 92 (1883), S. 937–944. – Litterarischer Handweiser, Nr. 353; Jahrg. 1884, S. 95. – Hurter, Nomenclator, T. III (ed. 2, 1895), p. 1389.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 644. Z. 7 v. u. l.: 1873 statt 1869. [Bd. 45, S. 676]
  2. S. 645. Z. 15 v. o. l.: Sein letztes, im Manuscript hinterlassenes Werk: „Augsburger »Reformatoren«. Historisch-kritischer Beitrag zur Geschichte der »Reformation«“, erschien im Druck als fortlaufende Beilage zu Hefele’s „Diözesan-Archiv von Schwaben“, von 1885–1889 (statt „Eine – worden“). [Bd. 45, S. 676]