ADB:Wolff, Philipp

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Artikel „Wolff, Philipp“ von Wilhelm Heyd in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 44–45, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wolff,_Philipp&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 05:52 Uhr UTC)
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Wolff: Philipp W., Orientalist, geboren in Ulm am 22. December 1810, † in Tübingen am 1. Januar 1894, widmete auf der Universität Tübingen sein Hauptstudium der Theologie, aber frühe erfaßte ihn die Neigung zur Erlernung orientalischer Sprachen und dies führte ihn nach Halle, wo Rödiger, Gesenius, Tholuck und Ullmann seine Lehrer wurden. Der Erstgenannte spielte ihm den Text eines arabischen Dichters in die Hände, mit dessen Herausgabe W. doctorirte (1834). Später saß er in Paris zu den Füßen Silvestre de Sacy’s. In die Heimath zurückgekehrt ließ er sich als Privatdocent für die Sprachen und Litteraturen des Orients in Tübingen nieder (1835), erkannte aber bald, daß diese Laufbahn wenig Aussicht auf Weiterkommen eröffnete. So wandte er sich denn zurück zu seiner ursprünglichen Bestimmung, dem geistlichen Amt. Die Pastorirung der kleinen evangelischen Gemeinde in der alten [45] Reichsstadt Rottweil war fortan sein Lebensberuf (1837–1882). Aber die Liebe zum Orient erkaltete nicht bei ihm. Noch in Tübingen hatte er sich an die Verdeutschung „morgenländischer Erzählungen“ gemacht und als Anfang die Fabeln Bidpai’s nach ihrer arabischen Bearbeitung (Calila und Dimna) ausgehen lassen (Stuttg. 1837). Nun in Rottweil folgten aus dem Persischen übersetzt Sadi’s Rosengarten (Stuttg. 1841) und als Probe altarabischer Poesie die unter dem Namen „Muallakat“ bekannten sieben Preisgedichte (Rottw. 1857). Neben der arabischen Dichtung interessirten den Theologen W. die religiösen Vorstellungen der Araber, und als Silvestre de Sacy sein berühmtes Exposé de la religion des Druzes schrieb, fühlte W. das Bedürfniß, in seinem Buch: „Die Drusen und ihre Vorläufer“ (Leipz. 1845) eine freie Bearbeitung von jenem zu geben, welche durch Hinzufügung einer Geschichte der älteren Secten des Islam ihren eigenthümlichen Werth behauptet. Der lange genährte Wunsch, den Orient mit eigenen Augen zu sehen, erfüllte sich bei W. durch eine Palästinareise im J. 1847, welcher ein abermaliger Aufenthalt in Jerusalem im Winter 1869/70 folgte. Hatte schon die Beschreibung der ersten Reise (Stuttg. 1849) praktische Winke für Palästinafahrer enthalten, so trat ein speciell „Jerusalem“ schilderndes Werk (Leipz. 1857, 1862, 1872) ganz im Gewande eines (illustrirten) Reisehandbuchs auf. Als Localforscher über die geschichtlichen Monumente der alten Stadt konnte und wollte W. nicht gelten – denn die von ihm ausgeführten Messungen an der Tempelplatzmauer bilden eine Ausnahme –, wol aber kannte er recht gut die Ergebnisse der gelehrten Untersuchungen und wußte zu ihnen Stellung zu nehmen. Was er geben wollte, war eine ausführliche Beschreibung der heutigen Stadt, ihrer Neubauten so gut wie ihrer Trümmerstätten, ihrer alteingesessenen und ihrer zugewanderten Bewohner. Daß W. bestrebt war, seine eigenen Beobachtungen, wie er sie z. B. in seinen „Flugblättern aus Jerusalem vom November und December 1869“ (Stuttg. 1870) niedergelegt hatte, auf dem Wege der Correspondenz und der Lectüre zu ergänzen und sich über die Vorgänge in der Stadt immer auf dem Laufenden zu erhalten, das zeigte W. als rühriger Mitarbeiter der deutschen morgenländischen Gesellschaft und des Deutschen Palästina-Vereins wie als Berichterstatter verschiedener Zeitschriften (Auswahl in: „Sieben Artikel über Jerusalem aus den Jahren 1859 bis 1869“, Stuttg. 1869). Ein „Arabischer Dragoman“ (1857, 1867, 1883) war dazu bestimmt, die Besucher Palästinas, Syriens und Aegyptens mit den nöthigen Kenntnissen im Neu-Arabischen auszurüsten. An der letzten (allein genügenden) Auflage desselben arbeitete W. noch in Tübingen, wo er als Pensionär seine letzten Lebensjahre zubrachte.

Nekrolog von E. Kautzsch in d. Zeitschr. d. deutschen Palästina-Vereins Bd. 17 (1894), S. III–V.