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ADB:Wurzelbau, Johann Philipp von

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Artikel „Wurzelbau, Johann Philipp von“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 365–366, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wurzelbau,_Johann_Philipp_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 05:10 Uhr UTC)
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Wurzelbau: Johann Philipp v. W., Astronom, geboren am 28. Septbr. 1651 zu Nürnberg, † ebenda am 22. März 1725. Der Familienname war ursprünglich Wurtzelbauer, während die Nobilitierung erst 1706 erfolgte. Von einem geschickten Privatlehrer, Magister Wandersleben, vorgebildet, besuchte W. nur die drei obersten Classen des Nürnberger Gymnasiums und gedachte nun eine Hochschule zu beziehen. Allein da gerade um diese Zeit sein Stiefvater in einiger Verlegenheit war, wie er die von ihm geleitete große Messinghandlung ohne Unterstützung weiter betreiben solle, so trat W. in das väterliche Geschäft ein und führte sie, nachdem der Inhaber verstorben war, bis zum Jahre 1691 selbständig weiter, ohne sich jedoch durch diese Beschäftigung von dem ihm mehr am Herzen liegenden wissenschaftlichen Studium abhalten zu lassen. Nachdem er das Geschäft verkauft hatte, erbaute er sich 1692 eine eigene – auf dem ihm angehörigen Hause am „Spitzenberg“ noch jetzt sichtbare – Sternwarte und rüstete dieselbe mit den besten Instrumenten aus. Dieselben befinden sich jetzt theilweise in der mathematischen Sammlung des Germanischen Nationalmuseums zu Nürnberg. Ununterbrochen thätig, wurde er nach und nach Mitglied der bedeutendsten gelehrten Gesellschaften und stand mit den Celebritäten des Zeitalters, mit einem Leibniz, Tschirnhaus, Cassini, De la Hire, Roemer, Hevelius, Kirch, Flamsteed, Manfredi und Grammatici, in ununterbrochenem Briefwechsel. Sein Verdienst bewirkte auch, daß ihn (s. o.) Kaiser Josef I. in den Adelsstand des Reiches erhob.

Wurzelbauer’s überaus zahlreiche Beobachtungen wurden zumeist in den Denkschriften der Berliner, Pariser und Londoner Akademie veröffentlicht; insbesondere finden sich in den „Philos. Transactions“ auch seine in Verbindung mit Eimmart und Volckamer (A. D. B. V, 758 u. XL, 225) angestellten Studien über die Veränderlichkeit der magnetischen Mißweisung. Viele andere Beobachtungsnotizen, zumal über die Sonnenflecken, fanden sich handschriftlich im Nachlasse vor. Publicirt wurden von ihm selbst zwei Monographien über Sonnenfinsternisse (zusammen mit Eimmart, Nürnberg 1684 und 1685) und eine deutsche Uebersetzung von Huygens’ „Cosmotheoros“ („Weltbetrachtende Muthmaßungen [366] von den himmlischen Erdkugeln“, Leipzig 1703), sowie zwei für die geographische Lage Nürnbergs grundlegende und Wurzelbau’s Observationstechnik vortheilhaft beleuchtende Schriften („Uranies Noricae basis astronomicogeographica“, Nürnberg 1697, auch in geschichtlicher Beziehung werthvoll; „Stabilimentum baseos Uranies Noricae“, ebenda 1713). Eine Sammlung nachgelassener Schriften kam posthum heraus („Opera geographico-astronomica“, Nürnberg 1728). Wie bedeutsam seine Arbeiten den Zeitgenossen erschienen, geht u. a. aus denjenigen seines Freundes und Nachfolgers Rost (s. A. D. B. XXIX, 274) klar genug hervor.

Doppelmayr, Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern, Nürnberg 1730, S. 146 ff., wo übrigens der Todestag unrichtig angegeben ist. – Poggendorff, Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exakten Wissenschaften, 2. Band, Leipzig 1863, Sp. 1377.