Zum Inhalt springen

ADB:Zenker, Julius

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Zenker, Julius“ von Heinrich Klenz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 62–64, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zenker,_Julius&oldid=- (Version vom 12. Dezember 2024, 06:44 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Zenker, Jonathan Karl
Nächster>>>
Zenner, Albert
Band 45 (1900), S. 62–64 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Julius Theodor Zenker in der Wikipedia
Julius Theodor Zenker in Wikidata
GND-Nummer 116979860
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|45|62|64|Zenker, Julius|Heinrich Klenz|ADB:Zenker, Julius}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116979860}}    

Zenker: Julius Theodor Z., Orientalist, geboren im J. 1811 zu Ehrenfriedersdorf, † am 28. Juni 1884 zu Thum im sächs. Erzgebirge. Z. erhielt den ersten Unterricht von seinem Vater, dem Pfarrer Friedrich Christlieb Z. († 1843); später widmete er sich auf den Universitäten zu Leipzig, Göttingen und Berlin dem Studium der morgenländischen Sprachen und begab sich dann noch zur weiteren Ausbildung nach Paris. Als Probe seiner an diesen Bildungsstätten erworbenen Kenntnisse veröffentlichte er im J. 1840: „Bibliotheca Orientalis. Pars I.“, worin er in lateinischer Sprache die von der Erfindung der Buchdruckerkunst bis zur damaligen Zeit erschienenen arabischen, (neu)persischen und türkischen Bücher aufführte. Gleichzeitig besorgte er für die deutsche Ausgabe des Allom’schen Stahlstichwerkes „Konstantinopel und die malerische Gegend der sieben Kirchen in Kleinasien“ (24 Hefte, 1840–41) die Bearbeitung der Bildererklärung und der angehängten kurzen Geschichte Konstantinopels nach dem Englischen des Robert Walsh.

[63] Im Juni 1844 wandte sich Z. nach Rostock, wo der alternde Professor Ernst August Philipp Mahn auf dem durch seinen Vorgänger Olaus Gerhard Tychsen (s. A. D. B. XXXIX, 38) einst in das helle Licht europäischer Berühmtheit gerückten, seit langer Zeit aber wieder im Schatten stehenden Lehrstuhl der orientalischen Litteratur saß. Der junge Gelehrte mochte von der Hoffnung erfüllt sein, demselben neuen Glanz zu verleihen, als er sich nach dem Tode des Professors Mahn († am 17. December 1845) mittels einer öffentlichen Rede über die allgemeine Geschichte der Litteraturen Asiens am 29. Januar 1846 an der Rostocker Universität habilitirte. Er hatte inzwischen eine erweiterte Ausgabe seiner „Bibliotheca Orientalis“ in französischer Sprache begonnen. Der erste Band dieses „Manuel de bibliographie orientale“ (1845) enthält folgende Abschnitte: 1. Les livres arabes, persans et turcs, imprimés depuis l’invention de l’imprimerie jusqu’ à nos jours tant en Europe quant en Orient, disposés par ordre de matières. – 2. Table des auteurs, des titres orientaux et des éditeurs. – 3. Un aperçu de la littérature orientale. Seine Dissertation pro venia legendi handelt „de versione arabica Categoriarum Aristotelis“ (1846), worauf noch in demselben Jahre eine kritische Ausgabe der Kategorien nebst der arabischen Uebersetzung unter dem Titel: „Aristotelis Categoriae graece, cum versione arabica Isaaci Haneini filii et variis lectionibus textûs graeci e versione arabica ductis“ folgte. Für das Sommersemester 1846 kündigte er Vorlesungen über hebräische Grammatik, Erklärung der Genesis u. s. w., Arabisch, Einleitung in das Alte Testament an. Im Wintersemester 1846/47 wollte er die Anfangsgründe des Sanskrit und biblische Archäologie, die ersteren unentgeltlich, lehren. Doch nahm er noch vor dem Beginn dieses Semesters Urlaub auf unbestimmte Zeit, ging nach Leipzig und kehrte nicht wieder nach Rostock zurück. Der geringe Zuspruch von seiten der Studenten, für deren orientalischen (fast nur hebräischen) Bedarf von der theologischen Facultät gesorgt wurde, zumal da Ostern 1846 Franz Delitzsch in dieselbe eingetreten war, und die ebenfalls geringe Aussicht auf Beförderung, wenn auch nur in ein Extraordinariat (dieses wurde erst Ostern 1870 für das orientalische Fach in Rostock errichtet und wieder erst Ostern 1879 in ein Ordinariat umgewandelt), mochten Z. von einer Rückkehr an jene Universität, ja überhaupt von einer weiteren Verfolgung der akademischen Laufbahn abgebracht haben. Er lebte fortan als Privatmann, einzig der schriftstellerischen Thätigkeit in seinem Fach ergeben, die letzten Jahre in einem Städtchen seiner sächsischen Heimath unweit des granithäuptigen Greifensteins.

Z. übersetzte zunächst des Kasaner Professors Mirza A. Kasem Beg „Allgemeine Grammatik der türkisch-tatarischen Sprache“ aus dem Russischen und gab sie im J. 1848 mit einem Anhange und Schriftproben auf 7 lith. Tafeln heraus (vgl. dazu Böhtlingk 1848). Im J. 1851 veröffentlichte er sodann: „Quarante questions, adressées par les docteurs juifs au prophète Mahomet. Le texte turc avec un glossaire turc-français, publié sous les auspices de la société orientale de l’Allemagne.“ Ferner übersetzte er aus dem Englischen Edward William Lane’s „Sitten und Gebräuche der heutigen Aegypter“ nach der 3. Originalausgabe (2 Bde., 1852, 2. Aufl. 1856), W. Vaux’ „Niniveh und Persepolis, eine Geschichte des alten Assyriens und Persiens, nebst Bericht über die neuesten Entdeckungen“ (mit Kupfern und einer Karte, 1852, 2. Aufl. 1856), Charles Fellows’ „Ausflug nach Kleinasien und Entdeckungen in Lycien“ (1853) und Austen Henry Layard’s „Niniveh und Babylon, nebst Beschreibung seiner Reisen in Armenien, Kurdistan und der Wüste“ (mit Portrait, 33 Tafeln und 2 Karten, 1856). Im J. 1861 konnte auch der zweite Band seines „Manuel de bibliographie orientale“ erscheinen, welcher folgende Abschnitte enthält: 1. Supplément du premier volume. – 2. Littérature de l’orient chrétien. – 3. Littérature de [64] l’Inde. – 4. Littérature des Parsis. – 5. Littérature de l’Indo-Chine et de la Malaisie. – 6. Littérature de la Chine. – 7. Littérature du Japon. – 8. Littérature mantchoue, mongole et tibétaine. – 9. Table des auteurs, des titres orientaux et des éditeurs. Zenker’s letztes Werk, „Dictionnaire turc-arabe-persan. Türkisch-arabisch-persisches Handwörterbuch“ (25 Hefte in 2 Bänden, 1862–1876, 980 S.), ist sein Hauptwerk, durch welches er sich vor allem den Ruf eines „gründlichen Kenners des Türkischen“ (Theodor Benfey. Geschichte der Sprachwissenschaft und orientalischen Philologie in Deutschland, 1869, S. 745) erwarb.