ADB:Ziegler, Alexander (2. Artikel)

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Artikel „Ziegler, Alexander“ von Max Berbig in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 55 (1910), S. 421–423, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ziegler,_Alexander_(2._Artikel)&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 11:09 Uhr UTC)
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Ziegler: Alexander Z.[WS 1], großherzoglich sachsen-weimarischer Hofrath, Weltreisender und Reiseschriftsteller, geboren am 20. Januar 1822 in Ruhla bei Eisenach, † am 8. April 1887 in Wiesbaden. Er war der Sohn einer sehr wohlhabenden Fabrikantenfamilie, empfing seine erste Bildung in der berühmten Salzmann’schen Erziehungsanstalt in Schnepfenthal und auf dem Gymnasium in Eisenach und studirte dann von 1839–41 in Jena Staatswissenschaft und Cameralia. Nach dem Wunsche seines Vaters sollte er sich jedoch nun der Industrie widmen und begab sich deshalb nach Nürnberg und München, um die Bierbrauerei praktisch und theoretisch zu erlernen. Er gab sich auch mit Eifer dieser Aufgabe hin, konnte ihr aber auf die Dauer nicht das nöthige Interesse abgewinnen und übernahm daher keine Brauerei, sondern legte die gewonnenen Kenntnisse später in einem „Taschenbuch der bayerischen Bierbrauerei“ (Leipzig 1853) nieder. Da er das Verlangen in sich trug, [422] zunächst die Welt kennen zu lernen, und seine Vermögensverhältnisse ihm die Erfüllung dieses Wunsches gestatteten, so bereiste er in den Jahren 1846 und 1847 Nordamerika und Westindien. Nach Europa zurückgekehrt, nahm er seinen Wohnsitz in Dresden und schilderte nun seine Reiseerlebnisse in einem zweibändigen Werke, das 1848 in Dresden erschien. Weitere Früchte der Reise waren sodann die Bücher „Republikanische Licht- und Schattenseiten“ (Dresden 1848) und „Der deutsche Auswanderer nach den vereinigten Staaten von Nordamerika“ (Leipzig 1849). Im J. 1850 bereiste Z. dann Spanien und Marokko und veröffentlichte darüber: „Reise in Spanien. Mit Berücksichtigung der national-ökonomischen Interessen“ (Leipzig 1852, 2 Bde.). Im Auftrage der Weber’schen Buchhandlung in Leipzig schrieb er sodann 1853: „Der Geleitsmann. Katechismus für Auswanderer nach Nord-, Mittel- und Süd-Amerika, Australien, Algerien etc.“ Eine Reise, die Z. 1854 nach Aegypten und Palästina unternahm, zeitigte das zweibändige Werk: „Meine Reise im Orient“ (Leipzig 1855). Nach kurzem Aufenthalte in der Heimath durchstreifte Z. 1856 Schweden, Norwegen, Lappland und Finnland und wohnte der Krönung Alexander’s II. in Moskau bei. Am 18. November 1857 promovirte er in Jena und trat kurz darauf eine Reise nach England, Schottland, den Orkney- und Shetland-Inseln an. Die Schilderung jener und der vorigen Fahrt erschien 1860 in 2 Bänden in Leipzig unter dem Titel: „Meine Reise im Norden.“ Kurz zuvor hatte Z. auch eine geographisch-geschichtliche Studie veröffentlicht: „Martin Behaim aus Nürnberg, der geistige Entdecker Amerikas“ (Dresden 1859), der 1861 eine zweite folgte: „Die Reise des Pytheas nach Thule.“

Mittlerweile war durch Major Serre der Gedanke der Schillerlotterie angeregt worden, den Z. mit Eifer aufgriff und in dessen Dienst er sich ganz stellte. Er wurde infolge dessen in den Hauptvorstand gewählt und schrieb nun ein Werkchen: „Deutsche Nationalunternehmungen“, das in kurzer Zeit sechs Auflagen erlebte. Ferner verfaßte er verschiedene Flugschriften im Interesse jener Lotterie und gab auch 1864 eine Geschichte derselben heraus. Daneben veröffentlichte er noch 1862: „Der Rennsteig des Thüringer Waldes. Eine Bergwanderung“ (Dresden 1862) und eine volkswirthschaftliche Studie: „Die direkte Besteuerung des Spiritus“ (Dresden 1863). Als im Beginn der sechziger Jahre die Erforschung Afrikas actuell wurde, fühlte sich auch Z. davon angeregt und verfaßte ein Buch: „Die deutschen Erforschungs-Expeditionen nach Inner-Afrika“, das 1865 bereits in siebenter Auflage erschien. Im J. 1867 aber griff Z. selbst nochmals zum Wanderstabe und bereiste Spanien zum zweiten Male und sodann die Republik Andorra und Frankreich. Das folgende Jahr verbrachte er zum größten Theile in Italien, und 1869 fand er sich zur Eröffnung des Suez-Canals ein. Er verlegte sodann seinen Wohnsitz von Dresden wieder nach seinem Heimathsorte Ruhla, wo er während des deutsch-französischen Krieges eine aufopfernde Thätigkeit für die im Felde stehenden und die verwundeten Krieger entfaltete, so daß ihm später die für solche Verdienste gestiftete Medaille verliehen wurde. Nach dem Kriege erfaßte ihn jedoch wieder die Wanderlust und nun durchstreifte er Thüringen nach allen Enden. Um dort das Reisen zu erleichtern, hatte er schon früher gemeinsam mit dem späteren Kirchenrath Heinrich Schwerdt ein „Reisehandbuch für Thüringen“ verfaßt, das 1871 in zweiter und seitdem noch in verschiedenen Auflagen erschienen ist, und sich bis heute großer Beliebtheit erfreut. Von weiteren Schriften Ziegler’s sind alsdann noch zu nennen: „Regiomontanus, ein Vorläufer des Columbus“ und „Regiomontanus und der Nürnberger Seefahrer Martin Behaim“.

[423] Mit großer Liebe hing Z. an seiner Heimath Ruhla, und ihr galt fortan fast seine ganze Thätigkeit: er verherrlichte sie in zahlreichen Schriften und stellte über ihre Geschichte und ihre Industrie eingehende Forschungen an. So schrieb er: „Das Thüringerwalddorf Ruhla und seine Umgebung“; „Die Auswanderung der Thüringischen (Ruhlaer) Messerschmiede nach Preußen unter Friedrich dem Großen“; „Zur Chronik von Ruhla und nächster Umgebung“; „Zur Geschichte des Meerschaums und der betreffenden Industrie zu Ruhla in Thüringen“; „Zur Geschichte der geographischen Verbreitung der Tabakspfeifen mit besonderer Berücksichtigung der betreffenden Industrie zu Ruhla“. Doch nicht nur durch Schriften, sondern auch durch Thaten suchte er zu wirken. Auf einem der schönsten Aussichtspunkte in der Umgebung Ruhlas ließ er einen hohen Thurm erbauen, dem er zu Ehren des Großherzog von Weimar den Namen Carl Alexander-Thurm gab. Nach anderen Aussichtspunkten ließ er Wegweiser anbringen. Um Ruhla an das Eisenbahnnetz anzuschließen, gründete er ein Comité, welches sich diese Aufgabe stellte und dieselbe auch löste. In einem Haine bei Ruhla schuf er eine Gedächtnißstätte für alle Ruhlaer, die sich in der Welt besonders ausgezeichnet hatten, indem er ihre Büsten dort aufstellen ließ. Um die Bildung zu fördern, gründete er verschiedene Vereine und stattete die Schulen des Ortes und der Umgegend mit Bibliotheken aus. Die Kirche des weimarischen Theiles von Ruhla verschönerte er, und für arme alte Einwohner rief er eine Ziegler-Stiftung ins Leben.

Besonders befreundet war er außer mit dem schon genannten Kirchenrath Schwerdt mit dem Thüringer Dichter und Schriftsteller Ludwig Storch, dem er, als er an seinem Lebensabend in mißliche Verhältnisse gerieth, mancherlei Unterstützungen zu Theil werden ließ. Nach Storch’s Tode war es auch Z., der seinen poetischen Nachlaß herausgab.

Für seine schriftstellerische, wie auch für seine gemeinnützige Thätigkeit wurden Z. zahlreiche Ehrungen zu Theil. Der Großherzog von Weimar verlieh ihm 1861 den Titel Hofrath, 1867 das Ritterkreuz I. Classe des Ordens vom Weißen Falken, der König von Preußen zeichnete ihn durch den Kronenorden III. Classe aus. Zahlreiche Vereine ernannten Z. zum Ehrenmitglied, verschiedene Orte zum Ehrenbürger. Als Mensch war Z. von großer Liebenswürdigkeit, aber auch – eine leichtverzeihliche menschliche Schwäche – von außerordentlicher Eitelkeit. In seiner Heimath erfreute er sich der allgemeinsten Verehrung. Er starb unverheirathet. Seinem Wunsche gemäß ward seine Leiche in seiner geliebten „Ruhl“ beerdigt.

Nach Aufzeichnungen aus Ziegler’s Nachlaß.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 45 ein weiterer Artikel.