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ADB:Zwerger, Johann Baptist

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Artikel „Zwerger, Johann Baptist“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 529–531, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zwerger,_Johann_Baptist&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 10:08 Uhr UTC)
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Zwerger: Johannes Bapt. Z., Fürstbischof von Seckau, geboren am 23. Juni 1824 in dem Dorfe Altrei in Südtirol, † am 14. August 1893 in Graz. Als Sohn armer aber sehr frommer Eltern besuchte er bis in sein 16. Lebensjahr, bis Ostern 1840, die Volksschule in seinem Heimathorte, nach Beendigung der Schuljahre als Schulgehülfe seines Lehrers, des Pfarrers Michael Ploner, der die Schule selbst hielt. Erst um diese Zeit entschied er sich für das Studium und trat, von dem Pfarrer während des Sommers vorbereitet, im Herbst des Jahres in das Gymnasium der Franciscaner in Bozen ein, wo er mit Auszeichnung die drei ersten Gymnasialclassen absolvirte; sodann die drei letzten Gymnasialclassen in Innsbruck bei den Jesuiten. 1846–48 absolvirte er die zwei philosophischen Curse an der Universität Innsbruck. Vom Herbst 1848 bis Sommer 1852 studirte er die Theologie, die zwei ersten Jahre im Seminar zu Brixen, wo damals Vincenz Gasser, Joseph Feßler und Alois Meßmer als Professoren wirkten; die zwei letzten Jahre im Seminar zu Trient, wo der Professor der Pastoral, P. Peter Paul Rigler, besonderen Einfluß auf [530] ihn gewann, ein ascetischer Mann, der auch die Exercitien für die Studirenden hielt, und mit dem Z. auch in späteren Jahren bis zu dessen Tode (1873) eng verbunden blieb. Am 14. December 1851 empfing Z. durch den Fürstbischof von Trient, Joh. Nep. v. Tschiderer die Priesterweihe und feierte am 23. December seine Primiz in seinem Geburtsorte. Darauf wurde er, obwol die praktische Seelsorge seinen Neigungen mehr entsprochen hätte, dazu bestimmt, weiter zu studiren und sich auf das theologische Lehramt vorzubereiten. Zu diesem Zwecke blieb er zunächst noch bis Januar 1853 im Seminar zu Trient. Vorübergehend wurde er dann wegen Priestermangels als Cooperator nach Kaltern gesandt, im September 1853 aber nach Wien, um dort in dem höheren Priester-Bildungsinstitut zu St. Augustin (Frintaneum), an welchem damals Joh. Schwetz Dogmatik, Moral und Pastoral, und Feßler Kirchengeschichte und Kirchenrecht docirte, die höheren Studien fortzusetzen. Schon am 13. December 1853 bestand er hier das Rigorosum aus der Dogmatik, am 14. März 1854 das aus Moral und Pastoral. Neben den Studien her gingen auch fortwährende Uebungen in der praktischen Seelsorge. Während der weiteren Vorbereitung auf das Rigorosum aus der Kirchengeschichte und dem Kirchenrecht traf ihn der Ruf seines Bischofs, nach Trient zurückzukehren, um im Seminar an Stelle des wegen Krankheit vom Lehramte zurücktretenden Professors Rigler die Professur der Pastoral zu übernehmen. Er hielt hier am 9. October 1854 seine erste Vorlesung. Am 5. April 1857 wurde er definitiv als Professor angestellt, nachdem er bis dahin sein Lehramt als Supplent verwaltet und im September 1856 den Pastoralconcurs gemacht hatte. Während der Zeit dieser Lehrthätigkeit hielt er auch die geistlichen Exercitien für die deutschen Alumnen des Seminars. Am 5. December 1857 wurde er zum k. k. Hofcaplan und Spiritual-Director am höheren Priester-Bildungsinstitut zu St. Augustin in Wien ernannt, welches Amt er bis Ende 1862 verwaltete. Am 27. December 1862 wurde er vom Kaiser, dem Wunsche des Fürstbischofs Benedict von Riccabona entsprechend, zum Kanonikus in Trient ernannt, am 13. Februar 1863 ihm auch das Amt eines Schul-Oberaufsehers für die Diöcese Trient übertragen. Der Fürstbischof verlieh ihm den Titel eines fürstbischöflichen Consistorialrathes und Prosynodal-Examinators und nahm ihn in der Diöcesanverwaltung als Berather für die wichtigsten Angelegenheiten des deutschen Diöcesan-Antheiles in Anspruch. Am 13. Februar 1865 wurde er zum Dompropst ernannt und am 8. März als solcher installirt. Die theologische Facultät der Universität Wien verlieh ihm im J. 1864 bei Gelegenheit der 500jährigen Gründungsfeier der Universität die theologische Doctorwürde. Am 14. August 1867 wurde er von dem Fürsterzbischof Tarnoczy von Salzburg zum Fürstbischof von Seckau ernannt; am 12. October fand im Dom zu Salzburg seine feierliche Confirmation, am 13. October seine Consecration statt; am 10. November die feierliche Inthronisation in der Domkirche zu Graz. Mit dem gleichen Eifer, den er in seiner früheren einflußreichen Stellung in Trient gezeigt hatte, nahm Z. nun die schwierige Verwaltung der großen Diöcese (dieselbe zählte bei seinem Amtsantritt 712 000 Seelen, in seinen späteren Jahren über 800 000) in die Hand. Zum Vaticanischen Concil reiste er zum ersten Mal nach Rom, wo er am 3. December 1869 ankam. Er gehörte hier von Anfang an zu den entschiedenen Anhängern der Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes. An den Arbeiten des Concils war er besonders als Mitglied der Commission de Disciplina und als Sprecher derselben in den Generalcongregationen betheiligt. Durch Erkrankung am Fieber wurde er genöthigt, Rom vorzeitig am 11. Juli zu verlassen, und kam krank am 14. Juli in Graz wieder an. Nach seiner Heimkehr verfaßte er eine in drei Auflagen verbreitete Broschüre: „Was lehrt das allgemeine Vaticanische [531] Concilium über die Unfehlbarkeit des Papstes?“ (Graz 1870). In den folgenden Jahren war Z. gegenüber der culturkämpferischen Gesetzgebung (besonders in Sachen der confessionslosen Schule und der Ehegesetze) einer der eifrigsten und entschiedensten Vertreter des kirchlichen Standpunktes unter dem österreichischen Episcopat. Besonders bemühte er sich auch für das Zustandekommen von Conferenzen der österreichischen Bischöfe zum Zweck der gemeinsamen Berathung. Für die Pflege des religiösen und kirchlichen Lebens in der Diöcese war er mit unermüdlichem Eifer thätig. Seiner bischöflichen Amtspflicht kam er nach in anstrengenden Visitations- und Firmungsreisen bis in die letzten Monate seines Lebens, als schon seine Todeskrankheit, ein schmerzliches Unterleibsleiden, zum Ausbruch gekommen war. Besondere Fürsorge widmete er dem klösterlichen Leben in der Diöcese.

Weiter ließ er sich die Förderung der katholisch-conservativen Presse angelegen sein und begünstigte die Gründung eines Preßvereins zur Verbreitung christlicher Schriften. Was er von seinem Einkommen erübrigte, widmete er kirchlichen und wohlthätigen Zwecken; ebenso hatte er dafür die ihm im Jahre 1889 mit dieser Bestimmung zufallende Erbschaft des Barons Leopold v. Lilienthal im Betrage von ca. 2 860 000 Gulden zu verwenden. Eine Frucht seiner Bemühungen ist auch die Erbauung der gothischen Herz-Jesu-Kirche in Graz in den Jahren 1881–91, in welcher er begraben ist. Seit dem Concil reiste Z. jährlich jeweils nach Ostern, in einigen Jahren auch zwei Mal, nach Rom, bei welcher Gelegenheit er persönlich dem Papste den in der Diöcese gesammelten Peterspfennig zu übergeben pflegte; im ganzen war er 27 Mal in Rom, zuletzt noch im April 1893. – Zur Belehrung des Volkes verfaßte Z. neben seinen zahlreichen Hirtenbriefen (deren er im ganzen 60 ausgehen ließ, neben den gewöhnlichen Fastenhirtenbriefen auch solche aus besonderen Anlässen), auch eine Anzahl von größeren Schriften und von Broschüren religiösen und kirchlich-politischen Inhalts, die alle in Tausenden von Exemplaren verbreitet wurden. Es sind dies, außer der schon erwähnten Broschüre über die Unfehlbarkeit des Papstes, die folgenden Schriften: „Die Nothwendigkeit, die weltliche Herrschaft des Papstes wieder herzustellen“ (Graz 1870); „Die Lage der heiligen Kirche in den gegenwärtigen Bedrängnissen und die Pflichten der Katholiken“ (Graz 1870); „Die Volksschule in ihren Beziehungen zu Familie, Kirche und Staat“ (Wien 1871); „Die Reise in die Ewigkeit“ (Graz 1872; 2. Aufl. 1876; 3. Aufl. 1879; 5. Aufl. 1893); „Die gegenwärtige Empörung der Welt gegen Gott und unser Verhalten dabei“ (Graz 1873); „Die confessionellen Gesetzentwürfe“ (Graz 1874); „Die Schätze des römisch-katholischen Christen“ (Graz 1874; 2. Aufl. 1879; 3. Aufl. 1892); „Ablaß und Jubiläum“ (Graz 1875; 1879; 1881; 1886); „Die schönste Tugend und das häßlichste Laster“ (Graz 1876; 4. Aufl. 1891); „Der Glaube als göttliche Tugend oder die Pflicht zu glauben in ihrer Begründung, Erfüllung und Uebertretung“ (Graz 1877; 2. Aufl. 1888); „Die wahre Kirche Jesu Christi in ihrer Wesenheit und in ihren Beziehungen zur Menschheit“ (Graz 1880); nach Zwerger’s Tode gab v. Oer heraus: „Apis ascetica. Eine Blumenlese aus ascetischen Werken“ (Graz 1894).

Ant. Dworschak, Johannes Zwerger, Fürstbischof von Seckau; Deutschlands Episcopat in Lebensbildern, III. Bd., 3. Heft, Würzburg 1874. (Mit Porträt.) – Franz Freiherr von Oer, Fürstbischof Johannes Bapt. Zwerger von Seckau, Graz 1897. (Mit 2 Porträts.)