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ADB:Zwerger, Johann Nepomuk

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Artikel „Zwerger, Johann Nepomuk“ von August Wintterlin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 531–532, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zwerger,_Johann_Nepomuk&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 18:04 Uhr UTC)
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Zwerger: Johann Nepomuk Z., Bildhauer, geboren am 28. April 1796 in dem damals fürstenbergischen, jetzt badischen Städtchen Donaueschingen, † am 26. Juni 1868 zu Cannstatt, war der Sohn eines Regierungskanzlisten. Wir finden ihn zuerst als Lehrling in dem Atelier von Dannecker zu Stuttgart. [532] Im Württ. Jahrbuch hsg. von Memminger (Jahrg. 3/4, 1821, S. 106) und in Thiele, Thorwaldsen’s Leben, deutsch von Helms (Bd. 2, S. 7 f.) wird – beide Male ohne Nennung seines Namens – erzählt, wie er im J. 1819 auf die Nachricht, daß Thorwaldsen nach Stuttgart komme, von einer Fußreise heimeilte und auf der letzten Poststation vor Stuttgart bei Waldenbuch von dem dänischen Meister und seinem Gefährten, dem Maler Lund, in den Wagen hereingenommen wurde, als er den Postillon um einen Sitz auf dem Bock anging. Sobald er, den Zweck seiner Heimkehr verrieth, gab sich Thorwaldsen zu erkennen und Z. genoß das Glück, in Dannecker’s Werkstätte die Ankunft des großen Kunstgenossen ankündigen zu dürfen.

Im J. 1823 nach Rom gekommen wurde Z. von Thorwaldsen freundlichst aufgenommen; er erhielt von ihm den Auftrag, nach dessen Skizze eine Marmorstatue des Evangelisten Marcus für die Grabcapelle der Königin Katharina auf dem Rothen Berge bei Cannstatt auszuführen; auch ließ der Meister von ihm seine Aurora in Marmor copiren. Auf der Karlsruher Ausstellung von 1825 waren die Büsten des Fürsten und der Fürstin von Fürstenberg von Z. zu sehen. Andere Marmorarbeiten brachte er aus Rom ums Jahr 1830 nach Deutschland mit und stellte sie im Städel’schen Institut zu Frankfurt a. M. aus, daneben auch eine Gipsbüste von Joh. Heinr. Voß, die sich (s. Kunstblatt 1830, S. 94) großer Anerkennung bei dessen Wittwe und Freunden erfreute. Die Beziehungen zu diesem Institut zogen ihn von Stuttgart, wo er anfangs seinen Aufenthalt zu nehmen gedachte, immer mehr nach Frankfurt hinüber. Er fand noch in demselben Jahre an der dazu gehörigen Kunstschule eine bleibende Anstellung als Lehrer für Modelliren und Bildhauen, später mit dem Titel eines Professors und gründete sich einen glücklichen Hausstand mit einer Tochter des Stuttgarter Münzmedailleurs J. L. Wagner, der Schwester seines Mitschülers bei Dannecker, Th. Wagner (A. D. B. XL, 578). Die ersprießliche Thätigkeit des liebenswürdigen Collegen und gewissenhaften Lehrers wurde im J. 1854 durch eine Jubelfeier seines Frankfurter Aufenthaltes anerkannt. Eine dabei ausgegebene Lithographie nach einer Zeichnung des Malers J. E. Steinle zeigt sein Bildniß in ganzer Figur; ein Genius setzt ihm einen Lorbeerkranz auf; in einem unteren Felde ist die erwähnte Begegnung mit Thorwaldsen dargestellt. Z. wirkte in dieser Stellung bis zum Frühjahr 1866, wo er altershalber zurücktrat. Für eine Abschiedsfeier zeichnete Albert Hendschl einen im Städel’schen Institut aufbewahrten Carton mit nahezu lebensgroßen Figuren zur Symbolisirung seiner Künstlerlaufbahn und seiner speciellen Thätigkeit in Frankfurt.

Neben der Lehrthätigkeit erprobte sich der fleißige Künstler hauptsächlich in Porträtbüsten, welche in treuer Naturauffassung und pünktlicher Durchbildung die gute Schule Dannecker’s nicht verleugnen, so z. B. die Büste des Bürgermeisters Dr. Thomas (1839) und des bekannten Reisenden Dr. Rüppell (1850), beide auf der Frankfurter Stadtbibliothek, des Silberwaarenfabrikanten P. Bruckmann auf dem alten Kirchhofe in Heilbronn (um 1850), des Kunstgeschichtschreibers J. D. Passavant im Städel’schen Institut, des Freiherrn v. Wiesenhütten, der Freifrau Karl v. Rothschild und vieler anderen. Von Werken sonstiger Art seien hervorgehoben: die Statuetten eines Jägers und einer Schnitterin in der fürstlichen Galerie zu Donaueschingen, ein colossales Steincrucifix mit Maria und Johannes auf dem Friedhof in Frankfurt (1840), die Sandsteinfiguren der Europa, Asia und Amerika für die Frankfurter Börse (1843), das Rotteck-Denkmal mit Bronzebüste für Freiburg i. Br. (1846), ein lebensgroßer Christus am Kreuze in Marmor für die Grabcapelle, die der Kurfürst Wilhelm II. von Hessen auf dem neuen Frankfurter Friedhof seiner Gemahlin, der Gräfin Reichenbach errichten ließ.