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ADB:der Ungelehrte

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Artikel „der Ungelehrte“ von Gustav Roethe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 280–281, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:der_Ungelehrte&oldid=- (Version vom 13. Dezember 2024, 12:21 Uhr UTC)
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Ungelehrte: der U., Spruchdichter des ausgehenden 13. Jahrhunderts, ist uns nicht aus eignen Dichtungen bekannt, sondern nur aus der bewundernden Verehrung, mit der sich Fürst Wizlaw III. von Rügen bemüht, eine ’sehnende Weise‘ des U., wahrscheinlich eine Liebesklage, in gleichem Tone nachzuahmen. Er mag ein fahrender Sänger gewesen sein, der aber durch seinen fürstlichen Gönner und Kunstjünger eine feste Lebensstätte gewann, so daß er einen Hausstand gründen konnte. Das älteste Stralsunder Stadtbuch berichtet April 1300 von dem Testament, in dem ’Magister Unghelarde‘ seine Frau zur Erbin einsetzt. Damals war er jedenfalls über die ἀκμή hinaus: dazu stimmt’s, daß Wizlav um 1285 von ihm die Sangeskunst gelernt haben wird. Wenn ihn [281] jene urkundliche Angabe ’magister‘ nennt, so darf man daraus ebensowenig wie aus seinem Kunstnamen – lucus a non lucendo – schließen, daß er Gelehrter, etwa Stralsunder Schulmeister war. Magister übersetzt nur den technischen Titel des kunstmäßig geschulten bürgerlichen Didaktikers. Der Name des U. hatte noch bei den Meistersingern einen guten Klang: ein Lied von 1567 nennt ihn neben dem Ehrenboten, dem Neithart Fuchs und dem Meißner zwar nicht unter den 12 alten Meistern, aber doch ehrenvoll genug unter den ’Nachsingern‘; auch in den großen Verzeichnissen alter Meistersänger (Voigt, Nachtigall u. s. w.) fehlt er nicht. Schon die Kolmarer und die Wiltener Handschrift bringen Bare in seiner ’Pflugweise‘; weiter ist in Meistersängerhandschriften ein fremder, ein noch von Hans Sachs gern benutzter schwarzer und ein langer Ton des U. bezeugt: selbstverständlich beweist diese Ueberlieferung weder für die, nahezu ausgeschlossene, Echtheit der Gedichte noch auch nur für die der Töne. Ebenso werthlos ist’s, wenn Büsching (Mus. f. altd. Litt. I, 215) in einer gleichartigen Handschrift den vollen Namen: ’Hans Engelhard Vnglerit‘ gefunden haben will.

Minnesänger, hsg. von v. d. Hagen III, 81a. – Baltische Studien 33, 272 ff.