Aachener Stadtrechnungen aus dem XIV. Jahrhundert/Einnahmen der Stadt Aachen

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[67]
Einnahmen der Stadt Aachen

Sind unsere Mittheilungen über die in den fraglichen Rechnungen verzeichneten Ausgaben etwas weitläufig geworden, so können wir uns über die Einnahme desto kürzer fassen. Zuerst finden wir dieselben verzeichnet in der Rechnung von 1344, dann in den Jahren 73, 85, 87, 91 und 94. Sie lassen sich unter [68] folgende Rubriken zusammenfassen: 1. Accisen oder Verbrauch-Steuern, 2. Erbzinsen, 3. Miethe von Häusern und Kaufladen. Das waren die gewöhnlichen Einnahmequellen zur Bestreitung der laufenden Ausgaben; außerordentliche wurden, die wir am Schlusse des Berichtes über den Zug gegen Reiferscheid gesehen haben, durch Verkauf von Leibrenten und gegen Ende des Jahrhunderts außerdem durch Darlehen gedeckt. Von einer direkten Besteuerung, wie diese im 14. Jahrhundert in Nürnberg vorkam, findet sich weder in unsern Rechnungen noch in andern Urkunden der damaligen Zeit eine Spur.

Bei weitem der größte Theil der Einnahme, ja schier die ganze wurde auf indirektem Wege durch die im Allgemeinen weniger fühlbare Verbrauchsteuer aufgebracht. Die folgende Zusammenstellung, wobei wir, um nicht zu ermüden, nur für das J. 1387 die einzelnen Accisen vollständig aufführen, wird dieses veranschaulichen.

1344. Bürgermeister Jak. Kollin und Math. Hohn.
Accisen. M. S. D.
Wein 09.3240
Bier 02.4250
Mahlgeld 01.4210 9 6
Kleine[1] Acc. 03.0170 8 8
16.1880 6 2
Erbzinsen 000.290 8
Aus verkauften Leibrenten      02.1550
Gesammt-Einnahme   18.3730 2 2
1373. Bürgermeister Reinard van Moirke und Gottfr. Kollin.
Accisen. M. S. D.
Wein (brutto 23.300 – –)[2] netto      23.1560 8
Bier (brutto 11.350 – –) netto 11,1760 8
Zu übertragen   34.3330 4

[69]

M. S. 0D.
Übertrag  34.3330 04 0
Mahlgeld 00.7310 11 06
Kleine Accise 06.1340 0 0
41.1990 03 06
Erbzinsen
Laden- und Häusermiethe     
00.4280 09 10
Aus verkauften Leibrenten 00.6990 08 0
Gesammteinnahme  42.3270 09 04


1385. Bürgermeister Hr. Joh. van Punt und Hr. Heinr. van der Linden.
Accisen. M. 0S. D.
Wein (brutto 28.000 – –) netto       27.897 04
Bier (brutto 11.905 – –) netto 11.819 04
Mahlgeld 00.875 0
Kleine Accise 05.999 09 6
46.591 05 6
Erbzinsen 00.391 02 4
Laden- und Häusermiethe 00.899 0 9
Zölle des Landfriedens 01,400 06
Gesammteinnahme   49.282 02 7


1387. Die Bürgermeister Herren Heinr. van der Linden und Christian van den Kanel.

Weinaccise: 26.600 M. „Die hadden Hr. Heinr. van der Linden, Hr. Heinr. Chorus, Hr. Arn. Buck ind Joh. Rulant, des haint sy gegeven yder Raitzmann eynen gulden zu presencien ind yrre 7 dubel, die geint en aff an der summen, so bliven sy schuldich dat hernå volgt, ind dye gulden komen ze 47 S., geit up 49 gulden ze 47 S. macht 191 M. 11 S.“

netto. 25.808 M. 1 S.

Bieraccise: 11.700 M. „Die hadden Joh. Durrebuyche, Meis ant kruytz, Rickolff der bruwer ind Heinr. Clercke.

Mahlgeld 705, Coliin Beyssel ind Ger. Vette von Geuwenich.

Krämeraccise 1070, Joh. Coliin u. Arn. Nuylchiin.

[70] Fett 395, Arn. Nuylchiin.

Eisen und Erz 440, Joh. an die Planken ind Peter Liebert.

Leinwand 350, Joh. Coliin vur Nuweportz.

Roth 410, Clois van Humburg.

Pelz 265, Christioin myt der steltzen.

Wollküche 1000, Clois van Humburg.

Corduan 85, Clois Elreborn.

Fische 1305, Coliin Beyssel, Joh. Cleynpert und Clois van Humburg.

Meth 255, Clois Elreborn.

Hoesse (Strümpfe?) 24, Christ. myt der steltzen.

Fleisch 256.

Galmei 675, Hr. Christ. van den Kanel und Hr. Volmer.

Gerberei 200, die Gerber.

Alte Halle 21/2.

Neue Halle 15.

Gericht von Burtscheid 2001/2.

Kalkofen – „geinge zen buwe zu den arkeren.“

[3]Kumphaus 501/2.

Fleischmarktmeister 90 dat hait Colyn Beyssel zen alden Buwe.
Brodmarktmeister 030
Summe der vorstehenden Accisen mit Ausnahme derjenigen, die zu den Bauten verwandt wurden 0 M. S. 0D.
45.2110 07 0
Erbzinsen 00.365 02 0
6 Kaufladen (Gedumen) gegenüber dem „Weyssel“ 00.288 10 0 3
14 neue Laden auf dem „Steinwech“ 00.454 04 0
4 Häuser auf dem Hof 00.135 02 09
5 Häuser in „Kockerel“ 000.53 03 06
6 Laden und 1 Keller auf dem Markte 000.86 02 0
1 Laden unter Kölnthor 000.15 08 0
Gesammteinnahme  46.610 03 07

Danach heißt es. „Also fehlt den Bürgermeistern, was sie mehr ausgegeben als eingenommen haben 20.447 M. 8 S. 4 D. [71] Über den Grund dieses Deficits lassen sich, da die Ausgaberechnung des Jahres nicht vorhanden ist, nur Muthmaßungen aufstellen. Zweifelsohne haben die kurz vorher gegangenen Ausfahrten gegen die Raubschlösser Dick und Reiferscheid, wovon die letztere 62861/2 Gulden kostete, während die Landfriedenszölle in demselben Jahre nur 14001/2 M. eintrugen, und die in Folge dessen verkauften Leibrenten die Ausgaben so weit über die regelmäßigen Einnahmen hinaus gesteigert. Bei ruhigen Verhältnissen konnten durch allmählig eintretendes Absterben der Leibzüchter die Ausgaben wieder auf ein gewisses Normalmaß herabsinken, aber für den Augenblick mußte dem Deficit abgeholfen werden, und so sehen wir hier zum ersten Male die Bürgermeister, weil sich keine hinreichende Zahl von Leibrentenkäufern fand, zu Anleihen ihre Zuflucht nehmen. Die verkauften Leibrenten brachten auf

08.763 M. 0– S.
von 13 Personen wurden geliehen 2000 Gulden 07.666 „     80
Zusammen  16.429 M. 08 S.

Also blieb die Stadt den Bürgermeistern schuldig 4017 M. 11 S. 4 D.

Durch Gegenrechnungen reducirte sich diese Summe auf 03.522 M. 09 S.
Dazu die Darlehen 07.666 „      8 „
macht       11.189 M. 05 S.

welche Summe schließlich der Stadt als rückforderbare Schuld verbleibt.

1391. Bürgermeister Herr Volmer in St. Jakobstraße und Herr Joh. van den Berge.
Accisen. M. 0S. D.
Wein (brutto 32.000)[4] netto 27.8121/2 0
Bier (brutto 16.000)[4] netto. 12.000 0
Zu übertragen   39.8121/2 0

[72]

M. S. D.
Übertrag 39.8121/2
Mahlgeld 03.625
Kleine Accise 03.4931/2
46.931
Erbzinsen 00.323 9 4
6 Laden dem „Weyssel“ gegenüber 00.352
14 Laden auf dem Steinweg 00.584
6 Laden nebst 1 Keller und 1 Söller auf dem Markt „vur deme groissen Huis“ 000.78
4 Häuser auf dem Hof 00.138
5 Häuser in Kockerel 000.54
Neue Erbzinsen innerhalb der innern Mauern 00.138 2
Für 2 verkaufte Pferde 00.100
Geliehen von Andr. van Wiis 3000 guld 12.000
Gesammteinnahme  60.698 11 4

Am Schluße des Jahres hatten die Bürgermeister abermals trotz der Anleihe bei And. van Wiis 3574 M. 3 S. 8 D. mehr ausgegeben als eingenommen, und außerdem: „bliift die stat schuldich Andries van Wiis 3900 gulden, die man eme zo Jaren widder geven sal alle jair 200 gulden des ersten dagis bramoyntz (Juni) bis hee bezailt is na inhalt synre brieve.“ Von Zinsen ist weder hier, noch bei andern Schulden die Rede.

1394. Bürgermeister Hr. Volmer und Hr. Joh. van sint Margraten.
Accisen M. 0S. 0D.
Wein (brutto 33.239 10) netto 32.909 010 0
Bier (brutto 17.0951/2) netto 16.835 08 0
Mahlgeld 00.840 0 0
Kleine Accise 08.675 0 0
58.411 03 0
Erbzinsen 0000.8 09 04
4 Häuser auf dem Markt 00.144 04 0
3 Häuser „unter dem Blei bei dem Saalthurm“ 00.127 07 0
4 Häuser auf dem Hof 00.130 06 09
5 Häuser in Kockerel 000.55 0 06
6 Laden dem „Wesel“ gegenüber 00.371 06 06
Zu übertragen   58.949 01 01

[73]

Übertrag 58.949 01 01
14 neue Laden auf dem Steinweg 00.571 07 03
3 Laden unter dem Blei auf dem Markt nebst 1 Keller und 1 Speicher 000.42 01 0
Neue Erbzinsen bei den Mauern „al umb“ 00.129 08 0
Verkaufte Leibrenten 01.666 08 0
3 verkaufte Pferde 00.162 06 0
6 Darlehen 07.058 04 0
Gesammteinnahme   68.579 11 04
Die Ausgaben betrugen  68.359 01 04
Also blieb der Stadt übrig   00.120 10 0

Um die Einnahmen zu erschwingen, waren aber, wie wir sehen, neue Anleihen nöthig geworden und die alten waren nur zum Theil getilgt, deshalb schließt die Rechnung mit dem Pleonasmus: Alsus blift die stat schuldich van alre scholt, die sie schuldich is ain den personen herna beschreven summa 5121 gulden“ oder den Gulden, wie es in der Rechnung heißt, zu 4 M. 2 S. gerechnet 21.458 M. 4. S.

Das Verhältniß der Leibrenten zu den Gesammtausgaben ist ein ziemlich konstantes; in den frühern Jahren machen jene etwas mehr, in dem letzten etwas weniger als die Hälfte von diesen aus, nur im Krönungsjahr des Wenzel 1376, wo die Ausgaben durch die Feierlichkeiten und Geschenke weit über den gewöhnlichen Etat sich steigerten, erreichten die Leibrenten davon wenig mehr als ein Drittel. In den Ausgaben für die Krönungsfeierlichkeiten, für die Aufrechthaltung des Landfriedens und für die neue Befestigung der Stadt mit Mauern und Thürmen, sind die Ursachen der zunehmenden Schulden zu suchen. Dieser Ansicht war schon König Wenzel, der in seiner (S. 28) erwähnten kostbaren Bestätigungs-Urkunde der Aachener Privilegien vom Jahre 1376 bekennt, die Stadt Aachen sei von schwerer Schuldenlast gedrückt, weil die Bürger zur Erhaltung und Befestigung seines königlichen Sitzes zu seinem und des röm. Reiches Nutzen und Ruhm große Unkosten und Auslagen zu machen hätten, und ihnen deshalb in Gnaden erlaubt, alle Gemeindegüter über und unter der Erde nach Belieben in Erbpacht zu geben, und von Handel und Gewerben beliebige Steuern „steuras seu accisias“, sowohl zur Befestigung der Stadt, wie zu andern Verwendungen zu erheben. Nachweislich sehen wir an der Aufführung der neuen Erbzinsen, daß unsere [74] Vorfahren von dieser Erlaubniß zuerst im Jahre 1391 einen sehr bescheidenen Gebrauch machten; 1394 sind die alten Erbzinsen durch Ablösung auf ein Minimum reducirt, und auch die neuen schon etwas vermindert. Aber die Schulden wuchsen und gaben den Neuerungssüchtigen in der alten Reichsstadt willkommene Gelegenheit, des Ansehen der alten Schöffen-Geschlechter zu schwächen und so den Übergang des aristokratischen Regimentes in ein demokratisches anzubahnen.


  1. Kleine Accisen heißen in den Rechnungen alle Verbrauchsteuern mit Ausnahme der von Wein und Bier und des Mahlgeldes.
  2. Bei der Versteigerung der Weinaccise wurde jedem anwesenden Rathsmanne 1 Gulden, den Dignitarien des Rathes 2 Gulden zu „presencien“ von den Ansteigern geschenkt, außerdem häufig ein Theil der Einnahme zu Bauten verwendet; nur der nach Abzug dieser Summen verbleibende Rest wird von dem Rentmeister verrechnet; der Deutlichkeit wegen bezeichnen wir diesen mit netto, den ganzen Ertrag mit brutto. Ähnliche Abzüge fanden bei der Bieraccise statt.
  3. Unter dem Worte Kumphaus ist hier nicht das Bad, sondern dasselbe zu verstehen, was in den lateinischen Rechnungen domus fullonum Walkhaus heißt. Noch heute nennen unsere Walker den Behälter, worin die Tücher gewalkt werden: Komp.
  4. a b Der bedeutende Unterschied in diesem Jahre zwischen der Brutto- und der Nettoeinnahme von Wein und Bier kommt daher, daß außer den Presenzgeldern im Betrag von 1871/2 M., von jeder Summe 4000 M. und von den kleinen Accisen 5410 M. zu Bauten verwendet wurden, und nicht in die Kasse des Rentmeisters flossen; zählen wir diese 4 Summen im Betrag von 13.5971/2 M. zu der oben verzeichneten Nettosumme, so steigen die Accisen auf 60.5281/2 M.