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Aachener Stadtrechnungen aus dem XIV. Jahrhundert/Verhalten der Stadt waehrend Ludwig

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Verhalten der Stadt während Ludwig IV. im Bann lag.

Bei der abermaligen Anwesenheit der Kaiserin Margarethe von Holland in Aachen im J. 1346, in Begleitung des Hrn. von Edingen, des Deutschmeisters, und anderer Ritter, erwähnt die Rechnung keiner anderen, als der üblichen Weingeschenke, 3 Fuder und 6 Sextare, die mit den Fässern cum doleis integris für 263 M. 3 S. gekauft werden. Damals wurden unsere Herren domini nostri d. h. die Bürgermeister Gerhard Chorus und Christian Leonis wiederum zum Kaiser gesandt; dazu wurde bei Winkin Hasenzant ein Pferd für 18 Schilde = 401/2 M. gekauft, dem Bürgermeister Gerh. Chorus für ein unterwegs gefallenes Pferd 25 Schilde oder 56 M. 3 S. ersetzt. In demselben Jahre erließ der Kaiser Ludwig in deutscher Sprache ein Schreiben, „an die weisen und bescheidenen Leute die Richter, Scheffen, Bürgermeister, Rath und Bürger des königlichen Stuhls von Aachen“, worin er ihnen gebot, außerhalb der Stadt keinem andern zu dienen, sondern nur den königlichen Stuhl zu hüten und zu bewahren, und sie „fruntlichen inde truweligen“ (freundlich und treulich) bat, weder Gebot noch Botschaft vom Papste von Rom noch von jemand anderem, er sei geistlich oder weltlich, gegen ihn oder das römische Reich zu empfangen und jeden, der ein solches brächte, und alle, die solchem gehorchten, sie seien Pfaffen oder Laien, an Leib und Gütern zu strafen, und schließlich verspricht, für allen [25] daraus erwachsenden Nachtheil haften zu wollen. In Folge dessen sehen wir unsere Vorfahren nach der Rechnung von 1346 sich ernstlich auf alle Fälle zum Kampfe rüsten. Die alten Waffen, Bogen und Pfeile, balistae & pili, werden ausgebessert, neue angeschafft, namentlich eine alte im Bürgergras liegende Wurfmaschine „antiqua blida jacens in gramine civium“ hervorgeholt, mit neuen Hebeln „Schwengeln“ versehen; um diese aus dem Walde zu holen, „duobus magnis schwengel inducendis huc ex nemore“, muß ein neuer Wagen mit 4 neuen Rädern angeschafft werden, „cum quo dicti schwengel ferebantur“, worauf die Schwengel gefahren wurden. Die Stimmung in der Bürgerschaft muß damals nicht ganz friedlich und die Stadt nicht frei von Ruhestörern gewesen sein, denn es wird eine besondere Bewachung der Bürgerglocke „campanae bannalis“ und des königlichen Stuhles „regalis sedis“ verordnet, weil es hieß, der königliche Stuhl sei zerbrochen worden „quum dicebatur, quod regia sedes esset fracta“.

Neben diesen Rüstungen betheiligte sich Aachen sehr lebhaft an den Verhandlungen um die neue Königswahl, wozu der Papst und diejenigen der deutschen Fürsten, die zu ihm hielten, drängte. Bürgermeister Chorus wird mit Alexander nach Köln gesandt, als die Herren dort versammelt waren und über die Wahl eines neuen Königs unterhandelten, „domino G. Chorus & Alexandro misso Coloniam, quum omnes domini fuerunt ibi congregati & tractabant de electione novi regis 15 m. 4 s.

Zum zweiten Male reisen dieselben mit Goswin in Punt dahin und verweilen dort 7 Tage. „Eisdem et Goswino in Punt missis iterum illuc, tunc steterunt ibi per septem dies et expendimus 33 m. 9 s.. Ferner sehen wir Gesandte abgehen nach Nideggen, nach Brabant, nach Düren, nach Rhense, alle im Interesse der neuen Königswahl, quum dicebatur de novo rege; zur selben Zeit reisen wieder G. Chorus, Leonis von Karsfurt, Joh. Chorus und Alexander nach Frankfurt zum Kaiser, wo sie 17 Tage bleiben und 153 M. 9 S. für Reise und Aufenthalt verbrauchen. Als endlich Karl IV. von einem Theil der Kurfürsten in Rhense zum König der Deutschen gewählt worden und zur Krönung heranzog, schlossen die Aachener ihm die Thore. Es kam aber nicht zum Kampfe, indem Karl vorzog, sich vom Erzbischof Walram von Köln am 25. November 1346 in Bonn vorläufig krönen zu lassen. Danach schickt Aachen wiederum einen Gesandten, nämlich den God. Cremer [26] an den Kaiser, „quum novus rex fuit coronatus“. Derselbe muß auch noch dem Kaiser nachziehen bis in’s Kärnthener Land. „Eidem misso in Kerterland ad Imperatorem 53 m. 10 s.“ Die Reise muß nicht wenig mühsam gewesen sein, denn der Bote reitet sein Pferd zu Tode und erhält dafür 32 M. Ersatz.

In den Geschichtsbüchern liest man, die meisten Reichsstädte seien für ihre Anhänglichkeit an Ludwig IV. Jahre lang von dem Papste mit dem Interdict belegt gewesen. Davon wurde wenigstens unsere Vaterstadt, die doch bis zuletzt dem Kaiser anhing, nicht getroffen. Wir finden 1344 und 1346 dieselbe lebendige Theilnahme an der Frohnleichnams-Prozession und an den Karlsfesten, sogar die Auslagen für den Dribendey (das Beiern) verzeichnet.

Als Kaiser Ludwig 1347 auf einer Bärenjagd bei Fürstenfeld in den Armen eines Bauern gestorben war, hatten die Aachener keine Veranlassung mehr, sich dem neu gewählten Könige Karl IV. abspenstig zu erweisen. Dieser übertrug dem Markgrafen von Jülich, mit der Kronstadt zu unterhandeln. Darüber drückt sich unsere Rechnung vom Jahre 1349 (wovon leider Anfang und Ende fehlen, worin aber die Unkosten bei der Krönung vollständig enthalten sind) ganz bestimmt aus. It. Christiano Leonis et Alexandro missis Duren ad marchionem Julie; quum dns. Rex commisit sibi tractare nobiscum, 42 denarios Durenses, valent 3 m. 10 s.

Zugleich wird ein Bote nach Mainz an den Markgrafen von Brandenburg geschickt, dem 2 fl. aur. die zu 4 M. berechnet sind, ausgezahlt werden[1]. Noch zweimal werden die oben Genannten [27]pro eodem negocio“ in derselben Angelegenheit, und zuletzt auch noch Gerh. Chorus und Jakob Collin an den Markgrafen von Jülich geschickt, und nach Aachen kommen zur selben Zeit „ad tractandum de facto regis“, um über die Krönung zu unterhandeln, der Graf von Weyde, der Graf von Spoynheim mit den königl. Notarien und dem Deutschmeister Herrn von Nellenburg. Mit diesem letztern wird Nikolaus Stergin an den König abgesandt, während „domini nostri“ die Bürgermeister auf ihrer Leufe sitzen und ein Verzeichniß unserer Privilegien, notulam nostrorum privilegiorum, anfertigen, wofür sie 7½ M. 20 Denar erhalten. Um bei der Unterhandlung mit dem Könige die Stadt zu vertreten, werden einem Herrn Robino de Foresto 12 Schilde, 30 Mark geltend, ausgezahlt. Es würde ermüden noch die ferneren Gesandtschaften nach Mainz, nach Frankfurt, nach Bonn u. s. w. einzeln aufzuzählen, die alle der Ankunft des Königs vorausgingen und zusammen der Stadt nicht weniger als 199 M. 3 S. kosteten.

Vor der Ankunft des Königs werden lumina linea, leinene Laternen, von Joh. Lupus und Joh. Duytgin für 16 M. 10 S., und die dazu nöthigen Wachskerzen, wozu Roland von Hoynkirgen für 24 M. Wachs lieferte, von einer gewissen Katherina für 15 M. angefertigt, und den „constabulis“, Stallmeistern, namentlich des Neuthores und des Burtscheider Thores übergeben.

Bekannt ist, daß in demselben Jahre 1349 von der Gegenpartei Karls IV. der Graf Günther von Schwarzburg zum Gegenkönig erwählt wurde, der bei Eltvil mit Karl einen Kampf bestand, dann aber gegen eine bedeutende Geldsumme auf die Krone verzichtete und gleich darauf, nach einigen an Gift, nach andern, was wahrscheinlicher ist, an der damals in Europa, auch am Rhein, unter dem Namen des schwarzen Todes bekannten Pest starb. Auch dessen geschieht in der Rechnung Erwähnung. Von Günther wird ein Bote nach Aachen gesandt, worüber der Rentmeister sich in einer Weise ausdrückt, daß daraus Günthers geringe Macht klar hervorleuchtet, denn er ist nicht einmal sicher über den Namen des Gegenkönigs, „It. cuidam nuncio domini nostri, Gunteri credo, Romanorum regis huc misso 2 scut. valent 5. m.“, (Einem von unserm Herrn, dem römischen Könige, Günther, glaube ich, hierher geschickten Boten). Aus einer andern Botschaft ist ersichtlich, daß beide Könige in Mainz zusammen waren. „It. peregrino misso Magunciam, quum reges jacuerunt invicem.


  1. Es könnte vielleicht überflüssig scheinen, daß schier bei allen Posten die Auslagen mitgetheilt werden. Diese haben aber nicht bloß ein ökonomisches, sondern auch durch die häufige Vergleichung der Aachener Mark mit dem Goldgulden und mit andern Geldsorten ein monetarisches Interesse. Man wird bemerkt haben, daß die in den Rechnungen enthaltenen Angaben, wie z. B. die obige, mit dem von unserm geschätzten Chronisten Noppius im 41. Kap. aufgestellten „Verzeichniß deß Goltgüldens“ nicht immer genau übereinstimmen. Wem aber darin mehr Glauben zu schenken ist, ob den Angaben der Rentmeister, die im 14. Jahrhundert dem Magistrat Rechnung legten, oder dem Chronisten Noppius, der im 17. Jahrhundert ohne Quellenangabe sein Verzeichniß aufgestellt, dürfte unschwer zu beantworten sein. In früheren Posten sahen wir den aur Fl. = 11/3 M., in den obigen ist 1 aur. Fl. = 2 M.; dergleichen Veränderungen in demselben Jahren kommen in mehreren Rechnungen vor und liefern den Beweis von dem schwankenden und immer abnehmenden Werthe der Aachener Münze.