Abendlandschaft
Abendlandschaft.
„Ach, daß auch wir schliefen!
Die blühenden Tiefen,
Die Ströme, die Auen,
So heimlich aufschauen,
„Dein Liebchen ist todt!“
Unter Rosen roth,
Ach, daß wir auch schliefen!“
„Hast doch keine Schwingen,
Mußt immerfort schauen
Die Ströme, die Auen –
Die werden Dir singen
Von ihr Tag und Nacht,
Die Seele umschlingen.“
So singt, wie Syrenen,
Von hellblauen, schönen
Vergangenen Zeiten
Versinkt dann in Tönen,
Erst Busen dann Mund,
Im blühenden Grund –
O schweige, Syrene!
Denn zaub’rische Lieder
Gebunden hier träumen
Auf Feldern und Bäumen,
Und ziehen mich nieder,
Zu tiefstillem See –
O weck nicht die Lieder!
Du kanntest die Wellen
Des Sees, sie schwellen
Ein wehmüthig Singen,
Tief unter den Quellen,
Im Schlummer dort hält
Verzaubert die Welt.
Kühl wird’s auf den Gängen,
Von alten Gesängen
Möcht’s Herz mir zerspringen.
So will ich denn singen!
Zu himmlischer Lust,
Und still wird die Brust
Auf kühlgrünen Gängen.
Laß fahren die Träume!
Die Wälder nur rauschen,
Die Thäler still lauschen,
Wie einsam die Räume!
Ach, Niemand ist mein!
Laß fahren die Träume!
Der Herr wird Dich führen,
Tief kann ich ja spüren
Der Sterne still Walten.
Kaum hörbar sich rühren;
Durch Nacht und durch Graus
Gen Morgen nach Haus –
Ja, Gott wird mich führen.