Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section/H24
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1½ Stunde nördlich von Pegau, am Mühlgraben und ganz nahe an der Preussischen Grenze gelegen mit den preuss. Dörfern Zitzschen, Löben und Scheidens, auch mit Gross- und Klein-Dalzig rainend, in fruchtbarer und nicht unangenehmer Gegend. Der Name soll von Maz, der Mann, oder genauer von Muzik, das Männchen, herkommen. Man bezieht hierher auch den 1285 genannten vornehmen Zeugen Heydatz von Musewitz. Ob solcher der eigentliche Erbauer des frühern Schlosses war, ist unermittelt geblieben. Doch scheint solches nicht unwahrscheinlich. Das altschriftsässige Rittergut ging bei dem Stifte Naumburg-Zeiz zur Lehn. Den 13. Juli 1640 wurde es in Erb- und Weiberlehn verwandelt.
Mausitz wie Eythra gehörten in dem 11ten Jahrhundert dem Stifte Merseburg, mit welchem diese Güter trotz der erfolgten Ländertheilung in mannigfacher Beziehung geblieben sind. Die Gerichtsbarkeit über Mausitz und Eythra stand daher im Anfange auch dem Stifte Merseburg zu und zwar laut abgeschlossenen Kaufs zwischen Markgraf Theodrich zu Landsberg und Bischof Friedrich von Torgau vom Jahre 1277. Kurz darauf, nachdem im 13. Jahrhundert das berühmte Geschlecht derer von Pflugk Mausitz und Eythra acquirirten, wurde auch von demselben die Gerichtsbarkeit erworben und die Gerichte von Mausitz und Eythra mit einander combinirt.
Obschon Mausitz ein einsam dastehendes Rittergut ist, so hatte es doch sehr viele Gerichtsbefohlene: denn demselben waren die Dörfer, Brösen, Köllnitz, Droskau, Obertitz, Grossdalzig, Kleinstolpen, Klein-Wischstauden, Langenhain, Löbschütz, Oellschütz, Podelwitz, Schnauder, Trebnitz und Töllschütz, einverleibt und seine 18 bis 1900 Unterthanen besassen wenigstens 228 Hufen Landes. Die dazu gehörig gewesenen Ortschaften lagen meist weit davon getrennt und bildeten, mit Groitzsch zusammen, das ehemalige Amt Groitzsch.
Nach der Pflugk’schen Familie, über welche wir uns ausführlicher bei der Beschreibung von Eythra verbreitet haben, kamen Mausitz wie Eythra im 17. Jahrhundert an das Geschlecht derer von Rechenberg, von welchen solche 1778 der Kammerherr und Amtshauptmann Andr. Dietr. von Schleinitz zu Torgau acquirirte.
Im Jahre 1751 erwarb dieselben der Graf von Werthern, der die Güter seiner Wittwe und den Herrn Senft von Pilsach gemeinschaftlich hinterlies, von welchen der Cabinetsminister Senft von Pilsach, der Schwager des Grafen von Werther, die Güter kaufte.
Die verw. Gräfin Senft von Pilsach ererbte die Güter im Jahre 1817, von welcher solche der Kammerrath David Anger, welcher auch Erb-, Lehn- und Gerichtsherr von Croitzsch, Grossdalzig, Zitzschen, Podelwitz und Zweinaundorf war, erkaufte. Seit 1839 ist mit Mausitz und Eythra dessen Herr Sohn, Alexander Anger, beliehen.
Die Rittergutsgebäude in Mausitz sind zwar nicht so ansehnlich und so schön, wie in Eythra, doch gewähren sie ein angenehmes Bild und das Gut ist nicht unbedeutend. Es hat 300 Acker grösstentheils Feld und Wiese, nur wenig Holz.
[186] Aber der Boden ist gut und die Lage mild und angenehm.
Mit dem Gute Mausitz ist die Collatur über Grossdalzig und Podelwitz verbunden.
In den erstern Orte ist Mausitz eingepfarrt. Zu der Mutterkirche Grossdalzig gehören die beiden Filiale Töllschütz und Zitzschen, wovon Letzteres in dem Jahre 1815 seinem angestammten Fürstenhause entrissen worden und an die Krone Preussens gekommen ist, obschon eigentlich ursprünglich das weiter hinüber gelegene Kitzen als Grenzort bezeichnet gewesen war.
In den frühesten Zeiten war Tollschütz der Pfarrort, wenn nicht gar der Sitz eines Probstes. Denn nicht allein das hinter dem Altare der dasigen Kirche befindliche Bild eines ehemaligen Abtes weist darauf hin, sondern auch ein dortiges Bauergut, welches als das ehemalige Geistliche Gebäude bezeichnet wird, woran ein dem Pfarrlehn zugehöriger Garten, der bischöffliche Garten genannt, stösst, lässt diese Behauptung als gerechtfertigt erscheinen.
Wie wir schon erwähnt haben, so ist mit dem Besitze des Ritterguts Mausitz nicht allein das Collaturrecht über Grossdalzig, sondern auch über die Kirche zu Podelwitz verbunden und deshalb können wir auch nicht unerwähnt lassen, wenigstens finden wir es mit der Beschreibung von Mausitz nicht ungeeignet, wenn wir hier eines Mannes gedenken, der zu Ende des Vorigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts durch seine Schriften nicht allein berühmt geworden, sondern auch durch dieselben auf seine Zeitgenossen wohlthätig eingewirkt und so den Dank der Mit- und Nachwelt sich gesichert hat.
Es ist dies kein anderer als der nachmalige General-Superintendent zu Eisenach, der verstorbene M. Kindervater, welcher in Podelwitz bis zum Jahre 1804 als Pfarrer angestellt war.
Das Kirchspiel von Podelwitz gehörte bis zum Jahre 1578 noch zur Parochie Groitzsch. Erst in diesem Jahre erhielt es einen eigenen Pfarrer.
Eingepfarrt in die Kirche von Podelwitz sind die Orte: Oelschütz, Droskau, Gross-Stolpen, Klein-Stolpen, Leipen und Thiegel.
Podelwitz hat auch seine eigene Schule, über welche ebenfalls dem Rittergute Mausitz das Collaturrecht zusteht.
Die Zahl der schulfähigen Kinder in beiden Klassen ist 120.
Nicht unerwähnt kann ebenfalls bleiben, dass Herr Kammerrath Anger kurz vor seinem Tode jeder der 3 Kirchen zu Grossdalzig nebst dem Filial zu Töllschütz und Zitzschen 100 Thaler legirt hat.
Ueberhaupt wird das Andenken dieses Mannes in seinen Gemeinden stets ein geseegnetes sein, sowie der derzeitige Besitzer von Mausitz und Eythra als der Erbe der väterlichen Hinterlassenschaft oft genug schon bestätigt hat, dass er auch Erbe der Tugenden seines verstorbenen Vaters geworden ist.
Mausitz gehört jetz ebenso wie Eythra zum Gerichtsamte Zwenkau.
Es hat weiter keine Bewohner und Wohnungen als die in dem Rittergutsgebäude.
[187]
liegt dicht bei dem Kirchdorfe Zöpen 1¾ Stunden nordwestlich von Borna, 1 Stunde von Rötha, 1¼ Stunden von Lobstädt, 4 Stunden von Leipzig und nur 400 pariser Fuss über dem Meere, am linken Ufer der Pleisse, die nicht weit von hier den von Bergisdorf kommenden Elschgraben (der eigentlich ebenfalls ein Pleissenarm ist) aufnimmt.
Kahnsdorf befindet sich gerade in der Mitte von 4 Städten: Grimma, Altenburg, Zeitz und Leipzig, die es nach allen 4 Himmelsgegenden zu, ziemlich in gleicher Entfernung einschliessen.
Die hiesige Gegend ist bekannt durch ihre Fruchtbarkeit, welche dadurch noch erhöht wird, dass durch die herrlichsten Wiesenauen die Pleisse dahin läuft.
Kahnsdorf, früher auch Ganitz und Cansdorf[WS 1] genannt gehörte in den frühesten Zeiten zur Zupanie, die in Zöpen ihren Sitz hatte: Denn Zöpen wie Kahnsdorf sind sehr alte Orte und erstrer war sogar früher viel bedeutenter als jetzt, Kahnsdorf aber wurde erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts zu einem schriftsässigen Rittergute erhoben.
Das hiesige Herrenhaus ist freundlich und im neuern Stil an der Stelle des früheren alten Schlosses erbaut.
Der eigentliche Begründer des früheren alten Schlosses ist wegen mangelnder Nachrichten nicht zu ermitteln, so wie überhaupt durch verschiedene Brände in Zöpen alle auf Kahnsdorf mit Bezug habenden intressante Nachrichten verloren gegangen sind. Gewiss ist, dass die von Etzdorf mehre Jahrhunderte hindurch Kahnsdorf nebst mehreren andern Gütern in hiesiger Gegend besessen haben, deren Stammschloss im Altenburgischen, ¾ Stunden von Eisenberg liegt.
Im Jahre 1631 war Erb- Lehn- und Gerichtsherr von Kahnsdorf, Friedrich von Etzdorf, welcher im 30 jährigen Kriege von einer räuberischen Parthei erschossen wurde. Kahnsdorf kam nach dieser Zeit an die Familie von Dieskau.
Allein schon 1688 besass das Gut Christian Kresse, welcher sich grosse Verdienste um die Kirche von Zöpen erworben hat. Denn derselbe schenkte nicht nur eine ansehnliche Summe zum Bau derselben, sondern schaffte auch ein Altar- und Leichentuch. Ueberhaupt wird Kresse als ein aufrichtig frommer und wahrhaft tugendhafter Mann geschildert. Nach Kresse folgte im Besitze 1701 Emilie Thielebein und 1705 der Herzogl. Sächs. Goth. Landcommissarius Thielebein. Im Jahre 1747 finden wir als Erb- Lehn- und Gerichtsherrn Herrn Georg Friedrich John, von welchem das Gut der als Philolog und Theolog allbekannte und hochgeschätzte Dr. Johann August Ernesti, Domherr und Prof. Prim zu Leipzig in Gemeinschaft mit Sieber erkaufte, vom Jahre 1771 jedoch war Ersterer allein im Besitze von Kahnsdorf und es erbte dasselbe seine Tochter Sophie Friederike, unverehelichte Ernesti, die sich ebenfalls den Ruhm tiefer Gelehrsamkeit in der lateinischen und griechischen Sprache erwarb. Letztre vermachte Kahnsdorf ihrem Vetter Dr. Johann Christ Gottlieb Ernesti, Professor der Theolochie in Leipzig und nach seinem Tode 1802 war seine hinterlassene Wittwe, Fr. Rahel Henriette geb. Thalemann damit beliehen. Dieselbe starb 1723[VL 1] und der Besitz des Gutes ging auf deren einzige Tochter Frau Julie Henriette Wendler-Ernesti über. In den 40ger Jahren acquirirte es Herr Nordmann, von welchem es an dessen Schwester, die verw. Frau von[VL 2] Schubauer kam.
Die Schicksale des Ortes anbetreffend, so hat es solche mit Zöpen sehr oft getheilt. Nur zur Pestzeit im Jahre 1598 ist Kahnsdorf merkwürdiger Weise verschont geblieben, während diese Seuche in Zöpen die grössten Verheerungen angerichtet hat.
Dagegen hatte Zöpen und Kahnsdorf in den Zeiten des 7 jährigen Krieges die grössten Drangsale zu ertragen, denn die Einquartirungen hörten nicht auf und da noch 2 schlechte Aerndten kaum den nothwendigsten Bedarf für sich selbst darboten, aber auch immer neue Lieferungen [188] für die Kriegsheere geschafft werden mussten, so stieg die Noth sehr hoch.
Nach Beendigung dieses Krieges, der jeder der hiesigen Gemeinden 7000 Thlr. gekostet hatte, wurde den 21. März 1763 ein Dank- und Friedensfest gefeiert, wobei man einen Zug veranstaltete, der von der Kahnsdorfer Schäferei und Schenke ausging.
Die Mädchen waren mit Kränzen, die Knaben mit Fahnen geschmückt und es flossen viele Zähren der Wemuth und Rührung.
Obgleich die Bewohner durch die ausgezeichnet gute Erndte des Jahres 1763, wo alle Früchte über alle Erwartungen wohlgeriethen und seit Menschengedenken eine ähnliche Fruchtbarkeit noch nicht dagewesen war, nach den Verheerungen des Krieges sich wieder erholten; so betraf sie doch ein neues Unglück, indem durch eine Viehseuche die meisten Ställe der Begüterten ausstarben, wodurch es kam, dass die Krautfelder Jedermann umsonst überlassen werden mussten.
Nicht weniger richtete die grosse Ueberschwemmung im Jahre 1771 den 30. Juni einen unendlichen Schaden hier an. Das Wasser drang bis zum hiesigen Herrenhause, überschwemmte den Hof, so dass das Vieh kaum gerettet werden konnte und in dem nächsten Bauerngute riss die Fluth sogar die ganz neuen Mauern eines Stalles nieder.
Im Jahre 1775 wurden die Wohnungen und die Herrschaftlichen Hölzer durch einen Orkan bedeutend beschädigt und im Jahre 1776 zog ein so starkes Schlossenwetter über Kahnsdorf, dass alle Winter- und Sommerfrüchte darniedergeschlagen wurden.
Glücklicher war Kahnsdorf im Jahre 1813, indem es in diesem Jahre von feindlichen Truppen nicht heimgesucht wurde, da gegen Morgen, wo die Heere der Alliirten kaum einen Büchsenschuss von hier marschirten, die Pleisse einigen Schutz darbot – gegen Abend, wo auf der Strasse von Borna nach Leipzig die streitenden Massen der Franzosen sich in Bewegung setzten, bei der Eile, mit welcher man sich dem Schlachtfelde nahete, die weitere Entfernung von jenem, einen sichern Aufenthaltsort darbot.
Am meisten ist dagegen zu beklagen, das durch einen Brand in Zöpen das frühere sehr schätzenswerthe Pfarrarchiv, welches von 1440 begann, und in die frühere Zeit zurück ging, mit ein Raub der Flammen geworden ist. Es soll die getreuesten Nachrichten über die hiesige Gegend und über die alten Zustände, über die alten Einrichtungen und Verfassungen enthalten haben, da Zöpen eben in den frühesten Zeiten der Sitz einer Behörde gewesen, wovon noch treue Ueberlieferungen bis in jene Zeit gekommen waren.
Kahnsdorf ist seit den ältesten Zeiten in die Kirche von Zöpen gewiesen, wohin auch Pürsten und Treppendorf eingepfarrt sind.
Zur Zeit der Pest, welche, wie oben schon erwähnt worden, so furchtbar in Zöpen grassirte, hielten Kahnsdorf und Pürsten in einem an der Strasse vor Kahnsdorf liegenden Hause, welches jetzt nicht mehr so recht deutlich bezeichnet werden kann, den Gottesdienst ab.
Der Kirche von Zöpen mit ihren Merkwürdigkeiten und ihrem schönen Thurme, von welchem man eine herrliche Aussicht geniesst, ist schon bei der Beschreibung von Zöpen gedacht worden, weshalb wir darauf verwiesen haben wollen.
Kahnsdorf hatte früher wie Zöpen seine eigne Gerichtsbarkeit, wogegen seit der neuen Gerichtsorganisation beide Orte dem Gerichtsamte Borna einverleibt, und dem Kreisdirectionsbezirk Leipzig zugetheilt geblieben sind, so dass sie also auch der ersten Amtshauptmannschaft dieses Kreises, der Amtshauptmannschaft Borna noch angehören.
Kahnsdorf zählte 59 bewohnte Gebäude mit 74 Familienhaushaltungen und 332 Einwohner, die sich grösstentheils vom Ackerbau nähren, wogegen einzelne Tagelöhner auf dem Gute und in den nahen Städten Arbeit und Beschäftigung finden.
[189]
südsüdöstlich von Leipzig, 2 Stunden von Borna, 3 Stunden von Grimma gelegen.
Zu dem hiesigen Rittergute gehört das Vorwerk Apel‚ welches demselben im Jahre 1710 gemacht wurde, zusammen ein Areal von 471 Ackern umfasst, wovon 322½ Acker zum Rittergute, 144½ Acker zum Vorwerk gezählt werden. An Feld hat es 328, an Wiese 70, an Teichen 13, an Holz 60 Acker. Den Boden anlangend, so ist solcher im Durchschnitte lehmig zu nennen. Auf dem Vorwerk Apel auch Apelt genannt, findet sich eine Ziegelei.
Die Rittergutsgebäude zieren den Ort und tragen die Jahrzahl 1576 von welcher Zeit an sich deren Erbauung datirt.
Im 11. Jahrhundert war Haynichen dem Pegauer Kloster unterworfen, und dann gehörte es mit Trages zur Grafschaft Groitzsch.
Der eigentliche Erbauer des jetzigen in edlem Stile erbauten Schlosse ist so recht nicht zu ermitteln. Das Geschlecht derer von Zehmen hat das Gut lange besessen, von welcher es Herr Rittmeister von Bärenstein auf Zechau acquirirte.
Seit dem Jahre 1838 befindet es sich in den Händen der Familie Schmidt. Herr H. L. Schmidt ist der dermalige Besitzer von Haynichen.
Die Schicksale des Ortes anlangend‚ so unterlag Haynichen und die Umgegend schon im Jahre 1430 einer drückenden Noth. Die grausamen Schwärme der Hussiten fielen in Sachsen ein, verwüsteten nächst vielen andern Dörfern auch Haynichen‚ brannten es nieder und ermordeten einen grossen Theil der Bewohner.
Im 30jährigen Kriege hatte dasselbe abermals viel zu ertragen, viele Dörfer hiesiger Gegend sind von jener Zeit her gar nicht wieder aufgebaut worden, sondern wüste liegen geblieben.
Vorzüglich war es aber die grosse Völkerschlacht 1813 die auch hier Schrecken und Verwirrung verbreitete.
Mürat hatte mit seinen Schaaren das französische Heer bei Leipzig zu decken und gedachte in Borna sein Hauptquartier aufzuschlagen. Während nun Mürat am 10. Oct. auf der Geithayner Strasse von Osten her Borna zueilen wollte, empfing ihn ein heftiges russisches Feuer. Er beantwortete den unerwarteten Gruss auf gleiche Weise, hielt sich aber seitwärts‚ zog mit seinem Heere dem Rittergute Bockwiz zu über Kesselshein nach Thierbach und schlug in der Nähe von Trages und Haynichen das Hauptquartier auf, brach aber schon solches am 11. Oct. wieder ab und marschirte am 12. Oct. nach Leipzig.
Am 16. Oct. früh 8 Uhr erhob sich das furchtbare Krachen des Geschützes, das die Erde beben machte. Die Einwohner hiesiger Gegend flüchteten nach Borna. Alles floh, was fliehen konnte. Das Gebrüll der Kanonen durchbebte die Lüfte; und am 19. Oct. um 10 Uhr Morgens schien die Erde zu wanken, so furchtbar stark wüthete an diesem letzten Tage der Schlacht das Geschützfeuer. Alles rief, der eignen Noth vergessend: „Ach Gott, das arme Leipzig!“ Ein furchtbares Krachen‚ das Sprengen der Elsterbrücke, steigerte das Entsetzen, doch bald erfolgte die Nachricht von der Niederlage Napoleons und die Bewohner der Umgegend zogen wieder in ihre Wohnungen ein.
Vorzüglich hat der Ackerbau und die Obstcultur den hiesigen Einwohnern und den Anwohnern der Umgegend bald wieder geholfen.
Haynichen blieb seit dieser Zeit vor grössern Unglücksfällen bewahrt bis zum Jahre 1847, wo den 9. Juni gedachten Jahres der Schaafstall des Gutes mit circa 650 Schaafen, Heu und andern Vorräthen abbrannte. Das Feuer war von ruchloser Hand angelegt und um so nachtheiliger für die hiesige Gutsherrschaft, da solches am Tage vor der Schur ausbrach.
Die dasige Gerichtsherrschaft übt das Collaturrecht über die Schule, während über die hiesige Filialkirche dem Rittergutsbesitzer von Mölbis [190] mit dem Oberconsistorium abwechselnd das Besetzungsrecht zusteht, da letztre den Pfarrer zu Trages ernennen und Haynichen Filialkirche von Trages ist.
Die Kirche zu Haynichen wurde 1700 von dem damaligen Rittergutsherrn Tobias von Zehmen in Verbindung mit der Gemeinde neu erbaut. Sie ist für die Zahl der hiesigen Bewohner an Zahl 190 geräumig genug und hat auch ein schönes Licht.
Die Erbauung der Kirche erfolgte unter der Leitung des damaligen Pastor Besser in Trages, dem in den Nachrichten über diesen Bau vom damaligen Rittergutsbesitzer Tobias von Zehmen der Lobspruch ertheilt wurde, er habe den Namen Besser mit Recht geführt, da unter ihm und durch ihm Alles in Haynichen besser geworden sei. Das von ihm angefangene Taufregister trägt an der Spitze die Worte:
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Sit, precor, quivis maneatque semper,
Qui tuo caro semel est lavatus
Criste cruore
Pastor Besser hatte der Haynicher Kirche 2 grosse zinnerne Altarleuchter geschenkt, die aber 1819 durch nächtlichen Einbruch in die Kirche geraubt wurden.
Während der Amtirung seines Nachfolgers, des Pastor Sombeck von 1704–1724, welchen der Tod lesend mit der Brille auf der Nase übereilt hat, wurde das zum Haynicher Rittergute gehörige Vorwerk, der Apelt angelegt und die Bewohner desselben in die Haynicher Kirche eingepfarrt.
Die Kirchen zu Haynichen und Trages sind arm und können kaum die currenten Ausgaben decken.
In diesem Jahrhundert und zwar im Jahre 1833 ist die Haynicher Schulstelle von der in Trages bezüglich des Kirchendienstes getrennt worden, und zwar durch die Erhebung des Haynicher Schuldienstes zu einem Kirchendienste. Wodurch beide Stellen mit einem fixen Gehalte von 200 Thlr. dotirt sind.
Die sämmtlichen Bewohner und Familien sind der Rittergutsherr, der Schullehrer, 4 Pferdner, 13 Hintersässer, 8 Feldhäusler, 19 Häusler, 1 Schmied, 7 Hofhäusler und überdies auf dem Apelt, dem zum Rittergute gehörigen Vorwerke, 6 Häusler und ein Ziegler. Haynichen, das Rittergut hatte seine eigne Gerichtsbarkeit, doch gehörten einige Häuser von Haynichen zum früheren Bornaischen Amte, die in früherer Zeit dem Rittergute Mölbis untergeben waren.
Der Ort der Mutterkirche, Trages, gehörte vor 730 Jahren eben falls zur Grafschaft Groitzsch und 1105 kommt er unter den Orten vor, deren Zehenden der Merseburger Bischof Alboin dem Pegauer Kloster zueignete.
Im Jahre 1202 kommt ein Ritter Siegfried von Dragutz vor. Denn die 6 Pferdner und 7 Gärtner mit 17 Hufen, die vor der neuen Gerichtsorganisation zum Rittergute Mölbis gehörten, bildeten in der frühesten Zeit ein eignes Rittergut, dem auch ein Theil von Haynichen untergeben war.
Jetzt sind ganz Haynichen, wie Trages dem Gerichtsamte Borna einverleibt, mithin dem Bezirksgerichte und der Amtshauptmanschaft des letzteren Ortes ebenfalls zugetheilt.–
Bemerkenswerth ist noch von Haynichen ein Steinbruch, aus dem das Wasser durch eine Windmühle getrieben wird.
[191]
das alte Olscnizi, auch Olsnize liegt 4 Stunden südöstlich von Leipzig, 3 Stunden nördlich von Borna, 3 Stunden westlich von Grimma an der Gösel, welche hier eine Breite angenehme Aue bildet, voll der schönsten Wiesen und Acker. Von den Mölbiser Anhöhen gewährt Oeltzschau einen vortrefflichen Anblick. Der Ort grenzt östlich mit Belgershain südlich mit Kemlitz und Mölbis, westlich mit Dahlitzsch und Kleinpetzschau.
Ob Oeltzschau der Ort, seine Entstehung[WS 2] dem dasigen Rittersitze, oder der Rittersitz dem Orte seinen Ursprung verdankt ist unermittelt. Aller Wahrscheinlichkeit nach, hatte in der frühesten Zeit hier eine Ansiedlung der Sorben statt und erst nach Unterjochung derselben durch die Franken und zu ihrer Ueberwachung wurde hier eine Burg oder Schloss erbaut, welches einen Befehlshaber oder Voigte als Wohnsitz angewiesen wurde, der die fürstliche Gewalt handhabte.
Nachdem diese Voigte oder diese Aufsichtsherrn zu einem gewissen Ansehen gelangt waren, versuchten sie es sich in ihrer Besitzung zu erhalten und zu befestigen und dadurch entstand die Verleihung in der Familie.
Ueber den ersten Erbauer von Oeltzschau sind keine sichern Nachrichten vorhanden. Nur so viel steht fest, dass das edle Geschlecht derer von Zehmen schon im 14. Jahrhundert hier, wie in Mölbis, sesshaft war, denen die Herren von Gaudlitz folgten.
Im Jahre 1554 acquirirte Oeltzschau Hans von Holläufer, von welchem es wieder an die Herren von Zehmen gelangte. Dieses altadliche Geschlecht befand sich noch im 18. Jahrhundert im Besitze von Oeltzschau. Denn im Jahre 1751 war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr von dieser Besitzung der Kammerjunker C. G. Adolph von Zehmen.
Später gelangte das Gut in die Hände der Familie von Boltenstern, die es bis in die 30ger Jahre dieses Jahrhunderts behaupteten.
Der gegenwärtige Besitzer ist Herr Gustav Krötzsch.
Das Rittergut, zu welchem bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation nur das Dorf gehörte, wurde mit einem Ritterpferd verdient.
Es befindet sich hier ein geschmackvolles 14 Fenster breites Schloss, welches sich, wie die Abbildung darthut, herrlich ausnimmt.
Die Wirthschaftsgebäude sind in einem vortrefflichen Zustande und die dasige Brauerei ist berühmt seit langen Jahren. Das hier gebraute Bier gehörte sonst zu den beliebtesten Leipzigs und der Umgegend und nur durch Einführung der bayerischen Biere ist das Oeltzschauer in Leipzig selbst einiger Maasen verdrängt worden. Der Ackerbau, die Viehzucht ist eine ausgezeichnete und der Obstbau ein vorzüglicher zu nennen.
Das frühere alte Schloss ist schon im 30jährigen Kriege mit zerstört worden, so dass von der alten Einrichtung, von der alten Anlage desselben keine Spur mehr vorhanden ist.
In diesem unglückseligen Kriege hat überhaupt Oeltzschau viele und harte Drangsale zu ertragen gehabt. Wallenstein berührte Oeltzschau mit seinen Schaaren, die nicht die freundschaftlichsten Gefühle bewiesen und keine schöne Erinnerung den damals lebenden Innwohnern hinterlassen haben.
Blos den Nachkommen wurde mit einem gewissen Anfluge von Stolz erzählt: Wir haben den grössten Mann jenes Kriegs bei uns gesehen, den Mann der mit seiner wunderähnlichen Herrscherkraft über die Menschen alle Hindernisse bewältigte und aus dem Wege zu räumen wusste, die ihm auf seiner Siegesbahn entgegen gestellt wurden. Unbestreitbar [192] ist das, dass Wallenstein eine seltene Grösse eine seltene Erscheinung war und eine Parallele mit irgend einem andern grossen Kriegsmann dürfte schwerlich zu ziehen sein.
Ein Geistesblick zum richtigen Erschauen, ein Muth zum tollsten Wagniss, eine eiserne Willenskraft war ihm angeboren; das Glück begünstigte die natürlichen Anlagen und die Umstände führten die doppelte Kraft auf ein unermessliches Feld des Wirkens.
Grossmuth und Seelenadel, wie bei den Gepriesensten der Helden fehlten ihm nicht, und darum wird er stets der Anstaunung Werth erscheinen.
Diese Anstaunungswürdigkeit hat auch die damals lebenden Oeltzschauer ihr ertragenes Elend vergessen lassen, so dass sie ihren Kindern und Kindeskindern immer nur von dem grossen Manne, von Wallenstein erzählt haben.
Mit dem Ende des 30jährigen Krieges sollte aber das Ende der Prüfungen für unsre lieben Oeltzschauer noch nicht eintreten.
Im Jahre 1719 den 24. Juli ertönte in der Stunde des Nachts die Sturmglocke und bald schlugen die Flammen weithin über mehre Häuser, so dass beinahe der ganze Ort abbrannte.
Auch im Jahre 1813 wurde der Ort heimgesucht von den Leiden des französischen Feldzugs und lange genug litt es an den Nachwehen dieses Krieges.
Nur die vortreffliche Lage des Orts und der Fluren, und der vorzügliche Ackerbau, der hier betrieben wird, hat wieder zur Aufhilfe den Einwohnern gedient, wozu die einzelnen Gerichtsherrschaften ebenfalls stets das Ihrige im reichen Maase beigetragen haben.
Der dasigen Gerichtsherrschaft steht auch das Collaturrecht über Kirche und Schule zu. Eine Kirche war hier schon in den frühesten katholischen Zeiten, welche im Jahre 1017 vom Kaiser Heinrich II. dem Stifte Merseburg einverleibt wurde, nach dem derselbe im Jahre 1064 die Freude der Wiederherstellung des Bisthums genoss, welches der Bischof Giseler als Erzbischof von Magdeburg im Jahre 982 in eine Abtei verwandelte, das Gebiet zerstückelt und alle Urkunden verfälscht und verbrannt hatte.
Diese Einverleibung der Oeltzschauer Kirche unter den Sprengel des Bischoffs zu Merseburg war die Veranlassung zu der irrthümlichen Bemerkung einiger Geschichtsschreiber, dass ganz Oeltzschau früher dem Bisthume Merseburg gehört habe.
Die Stiftslande von Merseburg haben sich nie bis in die hiesige Gegend erstreckt. Solche bestanden vielmehr aus 20 schriftsässigen Rittergütern des Amtes Merseburg, aus 28 im Amte Lützen, aus 24 im Amte Schkeuditz und aus 11 im Amte Lauchstädt; Wohl aber waren mehre Kirchen der hiesigen Gegend dem Sprengel des Bischoffs von Merseburg unterworfen, wie z. B. Mölbis u. a. m.
Die hiesige Kirche ist ein geräumiges schönes Gebäude, wohin blos noch das Dorf Kemliz eingepfarrt ist.
Besondere Merkwürdigkeiten sind in derselben nicht vorhanden.
Oeltzschau gehört nicht mehr wie früher zum Gerichtssprengel von Leipzig, sondern zum Gerichtsamte Rötha und zählt jetzt in seinen 83 Gebäuden 473 Einwohner, welche dem Bezirksgerichte Borna einverleibt und dem Amtshauptmannschaftlichen Bezirke von Borna und der Kreisdirection Leipzig zugetheilt sind.
Anmerkungen der Vorlage
Anmerkungen (Wikisource)
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