Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section/H26
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liegt 1½ Stunde südlich von Penig, 1½ Stunde östlich von Waldenburg, 3 Stunden nordöstlich von Glauchau, ½ Stunde südlich von Kaufungen, 1 Stunde nordöstlich von Limbach, an einem Bache, welcher unweit Rusdorf (einem altenburgischen Orte) auf grosser Höhe entspringt und in merklichen Krümmungen nordostwärts dem Chursdorfer Bache zufliesst; an diesem erstreckt sich Bräunsdorf fast ⅝ Stunde lang und raint mit Ober- und Mittelfrohna, Kaufungen, Laugenchursdorf und Rusdorf.
Seinen Namen soll es davon erhalten haben, weil hier zuerst Bier auf dem Lande in der Umgegend gebraut worden sei.
Im Jahre 1297 schenkten die von Schönburg Brounigisdorf dem geringswaldischen Kloster, erkauften es aber wieder 1543 als ein säcularisirtes Gut von Kurfürst Johann Friedrich zugleich mit Wyra (Niederwiera) und Heynersdorf. Später erhielten die Herren von Thumshirn das Gut in Lehn, während die Fürsten von Schönburg das Collaturrecht über die geistlichen Stellen ausübten. Wolf Dittrich von Thumshirn hat Bräunsdorf und Kaufungen noch 1647 besessen. Erst im Jahre 1684 kaufte Heinrich Hildebrand von Planitz, Churfürstl. Oberst Bräunsdorf, dem sein Sohn Heinrich Haubold Edler von der Planitz folgte. Derselbe hat der Kirche zu Bräunsdorf das noch vorhandene Taufbecken geschenkt. Der Weysenfelsische Amtshauptmann Reinhardt, Edler von Planitz war sein Nachfolger, welcher am Johannisfeste 1716 auf dem Rittergute Döhlen bei Dresden starb.
Sein Sohn Heinrich August Edler von der Planitz, Churfürstlich[WS 1] Sächsischer Kammerjunker und Rittmeister erbte die Güter des Vaters. Nach seinem Tode 1739 haben seine Schwester Bräunsdorf und Kaufungen übernommen, und solche endlich an Dettlev Karl, Grafen von Einsiedel 1766 verkauft.
Der dermalige Besitzer ist Herr Cabinetsminister von Einsiedel. Bräunsdorf wird schon längere Zeit als Vorwerk von Kaufungen mit bewirthschaftet.
Die Gebäude des Vorwerks haben das Ansehen von einem Schlosse und die Schäferei ist bedeutend und weit und breit bekannt.
Die Oeconomie ist in vortrefflichem Zustande, wiewohl die Felder nicht eben gut zu nennen sind: denn sie sind lehmig und kalt, und gehören deshalb nicht zu den fruchtbarsten.
Der Ort selbst ist weitläufig gebaut aber freundlich gelegen, aber dessenungeachtet einsam und still.
Leinweberei, Leinwandbleicherei und Handel damit bilden den Haupterwerbzweig des Ortes. Während des Sommers sind daher fast alle Plätze längs des Dorfbachs, der sich durch den Ort schlängelt mit Leinwand belegt und es werden wohl über 2000 Schock derselben hier gebleicht. In früherer Zeit war diese Art der Betriebsamkeit weit bedeutender und daher der Wohlstand des Dorfes grösser.
Eine Papiermühle unterhalb des Dorfes liegt in einem schönen, tiefen, buschigen Thale unfern Mühlwiese; ausserdem befinden sich im Orte noch 2 Mahlmühlen, 28 Bauern, 26 Gärtner und 64 Häusler.
Seit dem die Grafen von Einsiedel Bräunsdorf und Kaufungen in Besitz genommen, ist Vieles verbessert und verschönert und auch in kirchlicher Hinsicht manch Gutes gewirkt worden: Denn die Grafen von Einsiedel haben mit der Belehnung der Rittergüter auch das Collaturrecht über die geistlichen Stellen erlangt.
Bei der Jubelfeier der Einführung der Reformation 1839 erhielt die Kirche eine schöne Zierde durch ein neues Taufbecken aus Gusseisen, welches die Munificenz der jetzigen Lehns- und Patronatsherrschaft der Gemeinde zum bleibenden Andenken schenkte.
Zu demselben wird noch eine alte zinnerne Taufschüssel gebraucht, mit der Umschrift:
Dieses Taufbecken nebst dem Engel hat in die Kirche zu Bräunsdorf Gott zu ehren verehret der Wohlgeborene Herr, Herr Heinrich Haubold, Edler von der Planitz, auf Kaufungen, Bräunsdorf, Weisbach und Kändler, Ihr Churfürst, Durchl. zu Sachsen hoch meritirter Lieutnant, Erb-, Lehn- und Gerichtsherr allhier mit dem herzlichen Wunsch, dass alle diejenigen, so künftig die heilige Taufe darinnen empfangen, sich ihres [202] Taufbundes durch ihre ganze Lebenszeit trösten, Christi, ihrem Heilande treu verbleiben und dermaleins die ewige Seligkeit erlangen mögen um Christi Willen. Amen.
- Bräunsdorf, den 1. Juni 1701.
Auf dem Boden der Schüssel
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Vor der Reformation stand das Filialdorf Rusdorf mit dem ihm zunächst gelegenen Pfarrdorfe Bräunsdorf in kirchlichem Verbande, als aber das unter des Churf. Johanns befindliche Rusdorf die Reformation früher, als das unter Herzog Georg befindliche Bräunsdorf annahm, so trennte es sich von letzterem und wandte sich zu dem nächsten evangelischen chursächs. Kirchorte Kaufungen, von welchem aus es seit 1554 bis dato mit allen geistlichen Functionen bedient worden ist.
Das Areal von ganz Bräunsdorf beträgt 1255 Acker 182 □Ruthen und seine Einwohnerzahl beläuft sich auf 700 Seelen, welche dem Gerichtsamte Geithayn zugewiesen sind.
Mit der weltberühmten Stadt Leipzig – deren ursprünglich wendischer Name Lipsik, Lindendorf, Lindenbusch bedeutet und welche deshalb auch Philarea genannt wird – in engster Verbindung steht das Schloss Pleissenburg: Wer die Stadt Leipzig nennt, wird unwillkührlich an die Pleissenburg erinnert, und wer das Schloss Pleissenburg ausspricht, der denkt gewiss zugleich auch an Leipzig. Eins ist mit dem andern enger verwebt und verbunden.
Die Pleissenburg vor dem Petersthore gehörte ursprünglich zu den Schlössern, welche Diedrich der Bedrängte nach Beendigung seiner Fahrten mit den Bewohnern von Leipzig zu seiner Sicherheit dort errichtet hatte und befand sich damals an einer dem Ufer des Flusses, von der sie den Namen hat, nähere Stelle.
Im Jahre 1546 wurde sie von Kurfürst Moritz, der dieselbe in weiterem Umfange befestigen wollte, für die Summe von 64,000 Gulden, die in 8jährigen Raten entrichtet werden sollten, dem Leipziger Rath überlassen; im nächstfolgenden Jahre aber durch eine von Kurf. Johann Friedrich unternommenen Belagerung fast gänzlich zerstört.
Seit den Jahren 1549–1551 erhielt sie ihre jetzige Gestalt durch den Baumeister Hieronimus Lotter und zwar nach dem Style der Citadelle in Mailand.
Auf die innere Ausstattung verwendete Kurfürst August im Jahre 1551 über eine Tonne Goldes.
Im dreissigjährigen Kriege bemächtigte sich ihrer Tilly und später Holk und ihr damaliger Kommandant, den man der Feigheit und Ueberschreitung seiner Vollmachten beschuldigte, wurde enthauptet. Nach der von Holken schwer erfolgten Belagerung wurde sie unter Georg II. und III. wieder ausgebessert.
Seit dieser Zeit, wo sie einen besondern Kommandanten nicht mehr hatte, ist ihr Kommando dem jedesmaligen Gouverneur von Leipzig übertragen worden.
In den Kriegen mit Karl XII. und Friedrich II. besiegten feindliche Truppen dieselbe ohne Widerstand.
Im Jahre 1764 hörte ihre frühere Bestimmung als Festung gänzlich auf und der vormalige Burggraben wurde in Gärten und parkartige Anlagen umgestaltet. Die beiden Brücken aber, welche sonst das Schloss mit der Stadt und Vorstadt in Verbindung setzten, verwandelte man im Jahre 1774 in Erddämme.
Von der Stadtseite der Pleissenburg erblickt man einen starken, [203] massiven viereckigen Bau, der von seiner frühern Bestimmung her den Namen „Trotzer“ erhalten hat.
Im Eingang desselben, den vormals 3 eiserne Thüren verschlossen, befindet sich die Wachstube der hiesigen Garnison, während früher nur eine Schlosswache da war.
Während des siebenjährigen Krieges lies der Jude Ephraim mit Bewilligung Friedrichs II. die unter dem Namen Ephraemiten bekannten äusserst schlechten und später verrufenen Münzen in den Gewölben des Trotzers prägen.
Die grossen Dachbodenräume des Gebäudes werden zu Niederlagen und Magazinen benutzt. Die beiden 3 Stockwerke hohen Seitenflügel desselben enthalten Getreideböden u. s. w. Zwei viereckige mit den Flügeln in den Hof vorspringende Thürme enthielten früher Gefängnisse.
Dem Trotzer schief gegenüber liegt das grosse Thurmgebäude, das sich auf der Südseite mit dem Schlossthurme verbindet.
Im Erdgeschoss war sonst die zum Gottesdienste der Katholiken bestimmte Hofcapelle, welche seit Erbauung der katholischen Kirche nicht mehr benutzt wird.
Noch umfasst das untere Geschoss jenes Gebäudes den mit einem Deckengewölbe von Oeser verzierten Versammlungssaal der ökonomischen Societät.
Die vormals das zweite Stockwerk einnehmende Wohnung des Schlosshauptmanns enthielt die Zimmer für die bei der katholischen Kapelle angestellten vier Geistlichen, und das dritte Stockwerk erhielt vom Jahre 1835 bis zur Erbauung des neuen Postgebäudes die Zimmer für die Kreisdirection. In dem über 100 Ellen hohen Schlossthurme hielt die hiesige öconomische Societät ihre Sitzungen, deren Versammlungssaal mit einem Deckengemälde von Oeser geziert ist.
Die Spitze des Thurmes, bei dessen Abtragung man interessante Manuscripte über die Erbauung der Pleissenburg fand, hat der König Friedrich August der Gerechte in den Jahren 1787 bis 1790 in eine Sternwarte verwandeln lassen, welcher er auch die nöthigen Instrumente z. B. einen ganzen Kreis von Prougthon, eine Secundenuhr von Willamy, theils kaufte, theils schenkte. Ueberhaupt kostete die Einrichtung dieser Sternwarte der Regierung über 10,000 Thlr., ungerechnet 2000 Thaler, die der Fürst zum Ankaufe nöthiger Bücher und die 3500 Thlr., die er zum Bau der Wohnungen für die dabei angestellten Personen gab. Im Jahre 1794 erfolgte die Ueberlassung der Sternwarte an die Universität.
Eine Freitreppe führt bis ins 6. Stockwerk zu einem grossen Saale mit 8 Ausgängen, umgeben von einer breiten, mit Geländer versehenen Gallerie, und 6 kleinen, zu Instrumenten bestimmten Kabinets, aus welchen das Dach geöffnet werden kann.
Ueber dem grossen Saal ist ein kleiner und über diesem befindet sich die Plattforme der Sternwarte, in deren Mitte eine runde Oeffnung von 2 Ellen Durchmesser, von dem Hauptsaal die Aussicht nach dem Firmamente gewährt.
Zwei Zimmer neben dem Thurm dienen zur Bibliothek und zur Instrumentensammlung, ein drittes benutzt man zu Vorlesungen.
Der zu Baden im Jahre 1806 verstorbene Sächs. Gesandte Graf von Brühl schenkte der Sternwarte seine Instrumentensammlung und starke Biblibliothek, an denen er 40 Jahre lang gesammelt hatte. Schon vom Jahre 1789 existirte ein Vermächtniss von 2000 Thlr., welches der Landkammerrath Kregel von Sternbach legirt hatte.
Diese Anstalt hat einen Ruhm erlangt, die nicht allein durch alle deutsche Gauen, sondern auch über dieselben weit hinaus sich verbreitet hat. Ihr Werth der wissenschaftlichen Leistungen, durch welche sich die an ihnen gestellten Observatoren bekannt gemacht haben, ist ausgezeichnet.
Das Erdgeschoss der zu beiden Seiten sich erstreckenden Flügelgebäude des Thurmes enthält mehrere Expeditionen, sowie das chemische Laboratorium des Professor der Chemie.
In den obern Stockwerken befinden sich jetzt die beiden Gerichtsämter, in welche die umliegenden benachbarten starken Dörfer gewiesen sind.
Beim Eingange in das Schloss von der Burgstrasse befindet sich die Caserne der hier garnisonirenden Schützen.
Mit diesem Schlosse stehen eine Reihe geschichtlicher Begebenheiten in Verbindung.
Hier wurden 1288, 1290, 1350, 1428 und 1435 mehre wichtige Landtage gehalten. Die Landtage in den Jahren 1438 und 1445 dienten zur Aussöhnung der durch die Landestheilung uneinig gewordenen Brüder Friedrichs des Sanftmüthigen und Herzog Wilhelm.
Auf dem Landtage des Jahres 1499 wurden Gelder zum Friesländischen Kriege bewilligt, auf dem von 1537 setzte Herzog Georg, seines blödsinnigen Sohnes wegen, auf seinen Todesfall eine Regentschaft nieder und im Jahre 1620 errichtete man das Defensionswerk.
Auch in den Jahren 1446, 1454, 1469, 1487, 1495, 1504, 1509, 1516, 1523, 1529, 1534, 1538, 1540, 1541, 1547, 1548, 1553, 1620 und 1706 wurden hier Landtage gehalten.
[204] Den letztgenannten hielt Karl XII. zur Bestimmung seiner Forderungen an Sachsen, die erst auf alle Einkünfte sich erstreckten, dann aber auf 623000 Thaler monatlich sich beschränkten. Uebrigens waren Tilgung der Landesschulden, Krieg- und Religionsangelegenheiten die drei Hauptpunkte der meisten Landtage.
Hier vermählte sich die Schwester Ludwig IV. von Thüringen mit Peppo von Henneberg, hier theilte dessen Sohn Heinrich der Erlauchte seine Länder und hier erfolgte im Jahre 1485 auch die Theilung der von Kurfürst Ernst und dem Herzog Albert ererbten Besitzungen.
Hier hielten vom 28. Juni bis 16. Juli 1519 in der sogenannten grossen Hofstube Dr. Luther und Karlstadt mit dem Dr. Eck jene bedeutende und die Begründung der evangelischen Lehre wirksam befördernde Disputation, welche statt Luthern, wie es sein Gegner verkündet hatte, zum Schweigen zu bringen, die Wahrheit seiner Lehrsätze nur um desto siegreicher bewährte. Hier predigte Luther im Jahre 1519 vor seinen eifrigsten Widersachern dem Herzog Georg dem Bärtigen und zwanzig Jahre später vor einem seinen innigsten Verehrer und Freunde, dem Herzog Heinrich dem Frommen.
Der Pleissenburg bediente man sich oft auch als eines Staatsgefängnisses.
Die Gewölbe des Trotzers waren einst so furchtbar berühmt, als die Jupen zu Rochlitz, und die Folterkammern zu Hohnstein und Stolpen.
Hier bewahrte man unter andern im Jahre 1514 die des Kalvinismus verdächtigen M. Schütz, Dr. Peucer und Dr. Cracau, welcher letztere an den Folgen der Folter am 16. März 1575 auf diesem Schlosse seinen Geist aufgab. Peucer, sass hier 10 Jahre, bediente sich statt der Dinte gebrannten Brodes mit Bier, schrieb aus Mangel des Papiers auf die Ränder und leeren Blätter des Concordien-Buches und wurde im Jahre 1586 endlich entlassen.
Hier stellte man im Jahre 1696 eine allgemeine Münz-Conferenz an, von welcher der Leipziger Münzfuss den Namen hatte.
So stellt sich denn dieses Schloss als ein berühmtes und in der Sächs. Geschichte merkwürdiges dar; zugleich erinnert es aber auch an alles Wandelbare auf Erden und wenn auch noch Jahrhunderte hinaus die Mauern desselben stehen und allen Elementen Trotz bieten werden, so kann man doch nicht behaupten, dass seine jetzige innere Einrichtung eine bleibende sein werde. Wie es bisher schon zu verschiedenen Zwecken in den einzelnen Jahrhunderten benutzt wurde, so kann auch die Zukunft Verhältnisse herbeiführen, wodurch wieder andere Einrichtungen nöthig werden.
[205]
an der Altenburg-Dresdner Strasse zwischen den beiden Städten Rochlitz und Geithain von jeder eine Stunde entfernt gelegen, bietet dem Wanderer, der diese Strasse ziehet und jedem, der es an dieser, der Südseite und besonders den nicht fern gelegenen Höhepunkten, der Nosswitzer Höhe und dem Rochlitzer Berge betrachtet, ein recht freundliches Bild dar.
Ueber das hiesige Schloss existirten schon Urkunden vom Jahre 1283. Eines Heinrich von Königsfeld gedenken alte Documente von den Jahren 1288 bis 1339. Er starb kinderlos, daher kam das hiesige Rittergut an die Brüder seiner Gattin, Vollrath und Busso von Colditz, von welcher Familie es dann 1404 mit Colditz selbst an den Markgrafen Wilhelm gekommen sein mag.
Zur Zeit des Kurfürsten Moritz wurde Nicolaus von Ende, aus dem Hause Rochsburg auf Wolkenburg und Fuchshain mit Königsfeld beliehen, dessen Nachkommen es bis zum Jahre 1749 besassen, wo es an die Herren von Sahr kam. Von dieser Familie ging das Gut über auf Herrn Christian Heinrich Gottfried von Nitzschwitz, Kreishauptmann des Leipziger Kreises.
Da dessen Sohn, der Herr Obergerichtsrath Georg Wilhelm Heinrich von Nitzschwitz schon frühzeitig im Jahre 1828 starb, so erhielten das Gut nach dem im Jahre 1839 erfolgten Tode ihres Grossvaters seine beiden Enkel, Herr Constantin Heinrich und Herr Heinrich Alexander Emil von Nitzschwitz. Seit 1851 ist Herr Constantin Heinrich von Nitzschwitz mit Königsfeld beliehen.
Das hiesige Schloss, die Pfarrwohnung, Kirche und Schule, nebst den von Obstgärten umgebenen Wohnungen der Landleute bilden zusammen eine kleine Landschaft, bei deren Anblick der Freund der Natur mit Wohlgefallen verweilet. Ausser diesen namhaften Gebäuden hat der Ort 29 Häuser (6 Bauergüter, 4 Gärtnergüter und 19 Hausbewohnungen) und ein Areal von 1003 Acker 263 □ Ruthen incl. Neu-Königsfeld.
Die Rittergutsschäferei liegt bei dem Dorfe Köttwitzsch und das dazu gehörige sogenannte Heiden-Vorwerk, wurde im Jahre 1618 von Georg Heinrich von Ende erbaut.
Schriftsässig gehörten zu dem Rittergute ganz oder zum Theil die Dörfer Königsfeld, Doberenz, Kötteritzsch, Oberfranken, Stolzdorf, Weiditz, Weisbach, Frauendorf, Hermsdorf, Delitzsch, Norsdorf und Wikershein. In allen diesen Orten hatte das Rittergut an 1300 Unterthanen.
Der Gerichtsherrschaft zu Königsfeld steht auch das Collaturrecht über die dasige Kirche zu, wogegen die Besetzung der Schulstelle der Herrschaft und dem jedesmaligen Pfarrer gemeinschaftlich zusteht.
Die Kirche in ihrer gegenwärtigen Gestalt ist nicht so alt. Noch lebende Parochianen erinnern sich, von ihren Aeltern gehört zu haben, dass die Kirche sehr alt, baufällig, vom Blitz beschädigt, klein und finster gewesen, dass bei ihren Lebzeiten die jetzige erbauet worden sei und dass [206] man während des Baues den Altar mit Bretern verschlagen, die Kanzel auf das Schloss geschafft und dort den Gottesdienst gehalten habe. Altar und Kanzel mit bunten Verzierungen und Schnitzwerk reichlich ausgestattet, stammten aus früherer Zeit.
Auf 2 Feldern zur rechten und zur linken Seite des Altars, ist mit goldenen Buchstaben auf dunklem Marmor bemerkt, dass den 10. Sept. 1608 Querin von Ende auf Königsfeld und den 16. Juli 1603 Marie von Einsiedel, dessen Gemahlin, in Wolkenburg gestorben sei.
Die Wappen der beiden Familien von Ende und von Einsiedel sind in Schnitzwerk an beiden Seiten des Altars angebracht.
Die frühere Pfarrwohnung, im Jahre 1613 von den Besitzern des hiesigen Rittergutes den Gebrüdern Haubold Wolfgang und Georg Heinrich von Ende, massiv ganz von Steinen gebaut, geräumig und bequem eingerichtet, befand sich, die Wirthschaftsgebäude ausgenommen, trotz ihres Alters noch in einem sehr guten Zustande; als sie im Jahre 1833 von Frevlerhänden angezündet, abbrannte. Ueber der Hausthür derselben war ein noch vorhandener Stein angebracht mit der Inschrift.
Hoc deo sacrum Hauboldus Wolfgangus et Georg Heinr. fratres ab Ende, hoc f. corcurrunt 1611.
Die neue, in den Jahren 1833, 1834, 1835 ebenfalls massiv gebaute und auf dem höchsten Punkte hiesigen Orts gelegene Pfarrwohnung bietet eine freundliche Aussicht auf das Dorf und die angrenzenden Fluren und dem im Hintergrund liegenden Rochlitzer Berg und kann wegen dieser ihrer Lage und wegen ihrer Geräumigkeit wohl mit Recht zu den schönsten des Landes gerechnet werden.
Nach Königsfeld sind eingepfarrt:
1. Neu-Königsfeld, welches aus 21 meist von den Besitzern des hiesigen Ritterguts erbauten Wohnungen besteht mit 150 Einwohnern, von denen die meisten als Tagelöhner und Handarbeiter auf dem Rittergute ihren Unterhalt finden.
2. Weissbach, dessen Areal 498 Acker 139 □Ruthen beträgt mit 12 Bauergütern, 2 Gärtnergütern und 9 Hausbewohnungen; 131 Einwohnern.
3. Das zum Rittergut gehörige Vorwerk die Heide genannt, mit 4 Hausbewohnungen. In der ganzen Parochie befindet sich eine Schule, in welche die zur Rochlitzer Parochie gehörigen Dörfer Doberenz und Kötteritzsch eingetheilt sind.
Die Anzahl der Kinder der ganzen Schulgemeinde ist 126.
Historische Merkwürdigkeiten können von Königsfeld nicht angeführt werden, da in neuerer Zeit keine vorkamen und Nachrichten aus früherer Zeit nicht vorhanden sind.
Mit besonderem Danke gegen Gott müssen es Königsfelds Bewohner erkennen, dass er gütig und in Zeiten der Gefahr schützend über ihnen waltete.
Alle ausgebrochenen Feuersbrünste, wie z. B. im Baumannschen Gute, im Gasthofe, in der Pfarrwohnung wurden nicht so gefährlich, als es den ersten Anschein hatte.
Sichtbar wehrte nicht Menschen-, sondern Gottes Hand sie ab.
In den letzten Kriegsjahren hatte wohl Königsfeld durch Einquartierungen, Lieferungen und dergl. zu leiden, von Plünderungen und Verheerungen aber blieb es gänzlich verschont, während andere benachbarte Dörfer weit härter gedrückt wurden und die Strasse, auf welcher zahlreiche Heere vorüberzogen, und ½ Stunde von hier entfernt war.
Gott walte ferner schützend und segnend über Königsfeld, welches jetzt unter dem Schutze des Gerichtsamts zu Rochlitz steht.
[207]
1 Stunde westlich von Geithain, 1 Stunde östlich von Kohren 1½ Stunde südöstlich von Frohburg an dem Osserbache in einer anmuthigen, von schönen Thälern eingeschlossenen Gegend.
Das Erbmannlehn-Rittergut, zu welchem auch ein Vorwerk zu Gräfenhein gehört, besizt schöne Felder und Holzungen; auch eine Schäferei von 600 Stück und eine wohleingerichtete Branntweinbrennerei.
Bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation gehörten unter die dasigen Patrimonialgerichte die Dörfer Syhra, Theusdorf und Eckersberg, Niedergräfenhein und eine Schenke aus Altdorf, dann Wenig-Ossa und Antheile von Hermsdorf, Oberfrankenhein, Niederfrankenhein, Rathendorf, Seifersdorf, Marsdorf, Kolbau und Bruchheim.
Die Familie von Einsiedel ist seit undenklichen Zeiten im Besitz des Gutes und das Lehn über dieses Gut stand dem Burggrafthum Leissnig bis ins 14. Jahrhundert zu.
Abraham von Einsiedel, der 1568 dieses Rittergut in der väterlichen Theilung erhielt, hat die Gebäude von Grund aus neu und sehr erweitert aufführen lassen: Derselbe liegt in der Kirche, um die er sich so sehr verdient gemacht hat, begraben.
Auszeichnung verdient das hiesige herrschaftliche Vorwerk, welches aus 3 ehemaligen Bauergütern entstanden ist.
Der obenerwähnte Abraham von Einsiedel auf Syhra erkaufte nämlich im Jahre 1571 zwei Anspännergüter von Hans Richter und Martin Kupper, zu welchem noch vor dem Jahre 1600 ein Drittes kam.
Die vom Vorwerke abgebauten Häuser waren früher in Hinsicht der Abgaben von der Herrschaft vertreten.
Das Rittergut besitzt schöne fruchtbare Felder, Holzungen u. s. w. über 600 Acker Flächeninhalt, auch eine veredelte Schäferei von beinahe 700 Stück und eine Bierbrauerei.
Syra hat ausser Rittergut mit Schäferei, Kirche, Pfarre und Schule, 4 Hintersässer, 24 Häusler, 1 Mühle und 180 Einwohner.
Der dermalige Besitzer des Rittergutes ist Herr Detlev v. Einsiedel.
Früher gehörten die von Einsiedel zu den reichsten Ritterfamilien Sachsens und bei den Stürmen der Revolution zu den rüstigsten Vertheidigern derselben und stifteten viel Gutes. So brachte es unter andern Heinrich von Einsiedel 1555 durch ein Legat von 200 Mft. bei seinen 9 Pfarren, so in Gnandstein, Rode, Altmörbitz, Bocke, Eschefeld, Priesniz, Oberfrankenhein, Niedergräfenhein und Syhra von ihm angestellt waren, dahin, dass damit ein Wittwen- und Waisenfiskus für die hinterlassenen Predigerfamilien genannter Orte gestiftet ward, dessen Kasse durch jährliche Zuschüsse dieser Prediger und ihrer Nachfolger nach und nach bis über 1000 Thlr. gewachsen ist, ohnerachtet Todesfälle eines dieser 9 Prediger, dessen Wittwe früher weniger, später aber und bis jetzt 100 Thlr. ausgezahlt bekommt. Auch die noch unversorgten Kinder derselben werden aus dieser Kasse unterstüzt. Ueberdies bekommen noch die Hinterlassenen eines Verstorbenen dieser 9 Prediger von einem jeden der acht Uebrigen einen Peniger Scheffel d. i. 7 Dresdener Viertel gutes Korn geschüttet.
Aus einem andern bedeutenden Vermächtnisse der von Einsiedelschen Familie aus jener Zeit werden die Begüterten der der Familie zugehörigen Dorfschaften noch auf vielseitige Weise unterstüzt. Diese Gelder führen den Namen Testaments-Gelder. In dem benachbarten Kohren wird auch [208] ein Spital unterhalten, das für alle unvermögende Weibspersonen gestiftet ist: doch werden nur Personen aus den von Einsiedelschen Ortschaften darinnen aufgenommen.
Die Herrschaft zu Syhra hat das Patronatrecht über Kirche und Schule.
In den frühesten Zeiten war die hiesige Kirche Filial von dem 1½ Stunde entfernten Unter-Ossa, wurde jedoch Anno 1589 von dem Ritter Abraham von Einsiedel zur Mater erhoben, indem derselbe das Patronatrecht an sich kaufte.
Das Einkommen des Pfarrers begründete er, durch Schenkungen an bedeutenden Feldern, Wiesen, Holzungen und Teichen und ertheilte ihm das Lehnsrecht über 6 Pferdnergüter und 6 Häusler in Rathendorf.
Bei Beschreibung der Einzelheiten des Orts ist zu erwähnen die Kirche.
Sie ist im Innern einfach und freundlich, jedoch lässt die Umgebung des daran gelegenen Kirchhofs, Vieles zu wünschen übrig.
Sie besizt ein kunstvolles Altargemälde, das heilige Abendmahl und die Kreuzigung darstellend vom Jahre 1580.
Ein nicht weniger künstliches Familiengemälde derer von Einsiedel ist am untern Theile des Altarblattes aufgestellt. Links am Altare ist ein ähnliches an der Emporkirche angebracht, welches jedoch beschädigt ist. Uebrigens ist der Rahmen des Altarblattes mit 8 adeligen Wappen verziert.
Vom Altare rechts ist das adelige Einsiedel’sche Wappen, mit Verzierungen von Engeln und einem Todtenkopf, als Monument des Hochwohl Edelgeb. Herrn Haubold von Einsiedel auf Syhra, Hopfgarten und Rüdigsdorf, Churfürstl.[WS 2] Wirthsch. wohlbestellten Justitien- und Appellations-Raths zu Dresden an der Wand befestigt.
Daneben befindet sich eine Trauerfahne zur Erinnerung an ebendenselben. Die wohleingerichtete Kanzel ist äusserlich mit 5 Heiligenbildern aus Holzschnitt verziert.
Unter dem geräumigen Altarplatze sind mehrere adelig Einsiedelsche Begräbnisse. Wegen der in Sandstein ausgehauenen Bildnisse von Rittern u. s. w., welche jene Todtengrüfte bedecken, ist derselbe sehr uneben.
Ein Grab ist mit einer schwarzen Marmorplatte bedeckt. Neben diesem befindet sich ein Mausoleum, in welchem eine Edelfrau ruht, es ist oben mit einem Sandsteine, eine Frauengestalt darstellend, verschlossen und mit 24 adelichen Einsiedelschen Verwandten-Wappen verziert.
Das Schulhaus ist kein schönes und passendes zu nennen, obwohl die Schulstube geräumig ist und fasst eine Anzahl von 80 Kindern. Gegenüber von dem gegen Westen gelegenen Messbusche stand vor den Zeiten der Reformation wahrscheinlich ein Heiligenbild, wohin Katholiken wallfahrteten.
Man schliesst dies aus folgendem: Im Jahre 1790 fand daselbst eine Nachgrabung statt und es wurden dabei eine Anzahl silberner Bracteaten gefunden.
Noch jetzt sind solche Münzen, mit einerseits vertieftem, andererseits erhabenen Gepräge vorhanden.
Noch fand man dabei einen Hammer und einen sehr grossen Schlüssel, weil nun bei diesem Bilde ebenfalls Messe gelesen wurde, entstand wahrscheinlich die Benennung Messbusch.
Vor dem 30jährigen Kriege soll das nach Shyra eingepfarrte Dorf Eckersberg ein sehr bedeutender Ort gewesen sein, welches auch einige Wahrscheinlichkeit dadurch erhält, dass ein über 1 Stunde langer und ½ Stunde breiter Flächenraum, Eckersbergergrundstücke sind, welche die jetzigen Besitzer käuflich zu ihrem früheren Besitzthum gebracht.
Noch will man einige Ruinen und andere Ueberbleibsel jenes Orts zeigen, aus denen sich aber etwas Bestimmtes durchaus nicht schliessen lässt.
Anmerkungen (Wikisource)
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