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Re=ben, bin fro=hen Muts und las=se mir vom Al=ler=
be=sten ge=ben. Der Kü=per zieht den He=ber voll, ge=
hor=sam meinem Win=ke, reicht mir das Glas, ich halt's em=
por und trin=ke, trin=ke, trin=ke.
2. Mich plagt ein Dämon, Durst genannt; doch um ihn zu ver=
scheuchen, nehm ich mein Deckelglas zur Hand und laß mir Rheinwein
reichen. Die ganze Welt erscheint mir nun in rosenroter Schminke;
ich könnte niemand Leides thun, ich trinke, trinke, trinke.
3. Allein mein Durst vermehrt sich nur bei jedem vollen Becher;
dies ist die leidige Natur der echten Rheinweinzecher! Doch tröst ich
mich, wenn ich zuletzt vom Faß zu Boden sinke: Ich habe keine Pflicht
verletzt, ich trinke, trinke, trinke.
1. Immer feucht sei meine Kehle und der Becher nicht zu klein!
Nur Philister und Kamele können lange durstig sein. Gute Menschen
müssen singen wie die lieben Engelein; darum sei vor allen Dingen
unser Leib vom Staube rein.
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2. Freunde, lernet von den Fröschen, diesem Sänger=Lumpenpack,
allen Erdenstaub zu löschen, der den Schlund beschweren mag. Trinke,
wem Gesang gegeben, trinke, wer nicht singen kann, euch zum Himmel
zu erheben feuchtet eure Schwingen an.
3. Charon selbst am dunklen Styxe trinket Lethe und begehrt erst
ein Trinkgeld in die Büchse, eh er uns hinüberfährt. Laßt den Alten
durstig werden, warten mag der Grobian: denn am längsten lebt auf
Erden, wer am längsten trinken kann.
1. Immer und immerdar, wo ich auch bin, steht nach der Kneipe
mein durstiger Sinn, geht nach der Kneipe voll Sehnsucht mein Blick,
immer und ewig zur Kneipe zurück.
2. Bin ich darinnen und sitz ich einmal ruhig vor einem gefüll=
ten Pokal, ist mir so wohlig, so selig zu Mut, als ob ich tränke am=
brosische Flut.
3. Rings um die Tafel her, frohen Vereins, sitzen die Freunde,
die singen mir eins. Freunde, die Kneipe, das singe ich fort, ist auf
der Erden der herrlichste Ort.
4. Wo der Mensch gern ist, da bleibet er fein, möcht in der Kneipe
drum ewiglich sein, singend und trinkend ein froher Student ewig bis
an mein seligstes End.
590. Das Lied von der Kneipe.
1. Kennt Ihr das Wort, so hehr, so mächtig, der deutschen Sprache
schönsten Klang? Es tönt so voll, es tönt so prächtig, erfüllt die Brust
mit heißem Drang. Heimlich erklinget süß es und traut, zum Herzen
es dringet mit kraftvollem Laut, wie Donnersturm, wie Glockenton;
du kennst es, deutscher Musensohn, des deutschen Kraftwort: Kneipe!
2. Herab von eures Hauses Wänden, Kneipjes, der welschen Worte
Zier! Café – Hôtel - nicht länger schänden soll es der deutschen
Kneipe Thür! Fränkische Lettern, nieder mit euch, sonst soll euch zer=
schmettern ein kräftiger Streich! Laßt doch, Kneipjes, den welschen
Tand und schreibt mit Stolz an eure Wand das deutsche Kraftwort:
Kneipe!
3. Auf brauner Bank lang ausgestrecket liegt in der Kneip der
Bursche hier, das Haupt von farbger Mütz bedecket, die Pfeife dampft,
es schäumt das Bier! Ach, wie gemütlich raucht er und trinkt, wie
thut er sich gütlich und jubelt und singt. Ja, kneipen laßt uns immer
fort zu Ehren diesem deutschen Wort, dem deutschen Kraftwort: Kneipe!