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Am Klostergarten

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Ernst Ziel
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Titel: Am Klostergarten
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 46, S. 738–740
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[738]

Am Klostergarten.

An der alten Klostermauer
Schreit’ ich hin im Frühlingsduft;
Neuen Lebens Wonneschauer
Athmen durch die Morgenluft.
Sonntäglich und still ist’s heute,
Nur ein hallendes Geläute
Festlich zum Gebete ruft.

Durch den schattenreichen Garten
Geht im wallenden Talar,
Ihres heil’gen Amts zu warten,
Feierlich die Nonnenschaar.
Aus der kühlen Waldcapelle
In die schwüle Klosterzelle
Ruft die Glocke hell und klar.

Siehe! in der Schwestern Reihe
Wunderhold und engelmild,
Lieblich in der Unschuld Weihe –
Welch ein bleiches Mädchenbild!
Himmelsruhe in den Mienen
Scheint sie flüchtig nur erschienen
In dem irdischen Gefild.

[739] 

Am Klostergarten.
Originalzeichnung von L. Sckell in München.

[740]

Eine Rose bricht vom Strauche
Schüchtern sie mit zagem Sinn,
Drückt an’s Herz sie – Klagehauche
Seufzt im Kuß sie drüber hin,
Und den Gartenpfad hernieder
Wallet mit den Schwestern wieder
Meine holde Büßerin.

Bild der Jugend ist die Rose –
Ich verstehe ganz Dein Leid:
Jugendfrisch, Du Jugendlose,
Trauerst Du in Einsamkeit;
Daß Dich Gottes Schleier schmücke,
Bliebst Du fern dem Erdenglücke –
Doch Dein Herz – wie sehnsuchtsweit! –

Halle, halle, leis’ Geläute!
Stille, fromme Schwestern ihr,
Wallt vorüber, Himmelsbräute,
Daß ich einsam bete hier!
Du auch bete, bleiche Nonne,
Daß die heilige Madonne
Frieden schenke Dir – und mir!

 Ernst Ziel.