An Herrn Pfarrer Güntert zu Weil
Vetter Vogt! Der Bammert (i mueß ichs chlage) wird tägli
liederlicher, füler, versoffener; ’s isch nümme z’lebe,
’s isch nümme z’gschirre mit em; ’s hilft weder strofe, no Zuespruch.
Looset, wiener mers macht! ’s isch weg’neme Tubakpfifli,
chost und ungradi Chrützer, no ohni ’s Bschläg dra, und ohni
’s Chetemli dra; sust seit me der Gattig Pfiflene Merschum.
Wiiß sin si, wie Chlabaster, und weich wie Anke, und wie ne
Fliegeschißli so licht, wenn eim e Fliege ’n uff d’Hand …
Zerst wirds grüen am Bschläg, aß wie der libhaftig Grüenspon,
Alliwil witer abe, und alliwil grüener und dunkler,
bis es schwarz isch, wie d’Nacht; doch brun wirds gegenem Chopf zue;
und der Chopf blibt wiß; ’s isch nüt nutz, wenn er nit wiß blibt.
wie e Sexmonetchindli, (doch nit der Landvögti ihres,)
wo me’s arührt, thuets em weh; im Augeblick het es
Moose, Chritzli, Löchli; me darf nit herzhaft dra chuche.
Het ein e Ruusch, se will i’m nit rothe us so me Pfifli
soll er ’s rauche lo si; me het bitrübti Exempel,
’s got mit em zunderst und zöberst, der Bode will unter em breche.
d’Brucke schwanke, d’Berg biwege si, d’Lüt sicht er dopplet,
schwezt mit em selber – armsdicke Wort, – si schieße kem Pfarrer
Aber wider zuem Pfifli. Wenn so e Pfifli versaut isch,
lueget, se cha me’s butze, und wenn’s so rueßig und schwarz isch,
wie der Michel mit vierzeh Striche, wirds ich doch wider
wie der g’falle Schnee, me glaubts nit, wemmes nit gseh het.
Jokeb Friderli wär, se wird’s ich so glatt und so glänzig,
’s Suffilis Bäckli chönne nit glänziger, chönne nit glätter
si, – und wenn so e Pfifli recht g’schlacht sol blibe, se nimmt me
näumen e Tüpfi, wo no ke Eierenanke isch drin gsi,
und chocht ’s Pfifli im Wax; ’s isch aber e bsundere Vortel,
’s cha’s nit iedwede Chue! Der werdets selber nit chönne!
Usem Fundement verstohts der Bammert, und sider
as er d’Feldhuet verlore, und keini Einig me z’zieh het,
’s Stunde rüffe treit nit viel i; zwor brüelt er enzezli,
er, und d’Chatze, und d’Güehl, und ’s Wirths fuelärtige Hofhund
hen e Gragöl mitenander; der Mond am Himmel wird schüüch drob.
d’ Hexe bsegne si selber im ruessige Chämi, und bette:
Aber brüele und sufe isch zweierlei. Gsoffe mueß doch si!
Und wie ärger er brüelt, wie ärger suuft er bis d’Sterne
nootno verbleiche am graue Himmel, und enenam Turnberg
lisli der Morge verwacht; und was er mit Brüele verdient het,
au si Sach, und der Bammert isch ken vo dene, wo ’s Esse
obem Trinke vergessen, er frißt ich mit Vieren um d’Wett,
wenn ers het, seigs Ehes, seigs Brotis, Tübli und Strübli.
Aber so e Lebe chost Geld in ietzige Zite!
Pfifli putze. Es treit zwor wenig i, doch ischs so viel.
Loset iez, wie er mers macht! Mi Pfifli isch rublig, – i gib em’s.
Vor zwölf Wuche, ’s het no gschneit, ’s het no ke Blüemli
’s Chöpfli zeigt, se gib i’m mi Pfifli, und sag em: „Do hent er’s!
ohni ’s Bschläg dra, und ohni ’s Chetemli. Bringet’s bald wider!
Wenn der’s ordeli putzet, und zitli bringet, so hilf i ich
wider zue enem Aemtli, und zahl ich extra zwo Halbi.“
Sot’s der Bursch nit thue? Was macht er? Er nimmt mer mi Pfifli.
Sellemols gseh, und nümme! I frog’ en, wo i’m de Chopf sieh,
„Bammert, hen der mer’s Pfifli?“ – „I blos ich ufs Pfifli,“ isch d’Antwort.
„Hent er’s verlore?“ – Nei! – se hen ders versoffe, bikennets!
Nei i ha’s nit versoffe! – se bringet’s! – Morn will i’s bringe.“
Wer mer’s Pfifli nit bringt, das isch der liederlich Bammert.
Vetter Vogt! Drum meint i, der chönnet mer öppe do bi stoh!
Wenn der e scharpfe Bifehl im Bammert schicktet; der wüsset,
wie me mitem mueß rede! so dütli: „’s Dunder und ’s Wetter
Het der Her Stabhalter si tusig schön Pfifli für euch gchauft?
’s Pfifli use! bi Gott! sust müenter sechs Wuche ins Hüüsli.
Dixi! Güntert Vogt.“ – – Was gilts, er loßt’s nit druf a cho!
Thüent mer der Gfalle, Herr Vogt! – Der neu Vikari vo Lörech
Sust sin die iunge Burst mengmol e wenig phatestig,
meine sie heigen ellei mit Löffle d’Glersamkeit gfresse.
Aber der neu Vikari isch kei vo dene. Er predigt
Gottes Wort, wies si ghört, und füehrt e christliche Wandel,
hexefrisirt er eim d’Sprüch so dütli, daß es e Freud isch.
Drum erwiset em Ehr – I will ihn grekhummedirt ha!
Stabhalter.
- ↑ Hebel pflegte, als er noch in Lörrach angestellt war, seinen Freund Güntert im Scherze Vogt zu nennen, und behält hier diese Benennung bei. Sich selbst nannte er Stabhalter, und einen andern Freund, der damals Amtsactuar zu Lörrach war, Bammert, d. i. Bannwart, Feldhüter.