Zum Inhalt springen

An die „alte Raketenkiste“

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Rudolf Lavant
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: An die „alte Raketenkiste“
Untertitel:
aus: In Reih und Glied
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Verlag von J. H. W. Dietz
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Stuttgart
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons,
S. 112–113
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[112]
An die „alte Raketenkiste.“

(1891.)

Bevor wir wackeln Sie und stürzen sahn,
War unerschöpflich der Verehrungswahn
Und endlos Ihrer Ehrennamen-Liste.
Den einz’gen aber, der uns Spaß gemacht,

5
Den haben Sie geschmackvoll selbst erdacht,

Ich meine nämlich die – „Raketenkiste.“

Ein förmlich Knattern liegt schon in dem Laut!
Je länger ich das Wort mir angeschaut,
Um desto besser scheint es mir zu passen.

10
Gestatten Sie, den treffenden Vergleich,

Der so viel Anklang fand im Deutschen Reich,
Ins Auge etwas schärfer nun zu fassen?

Selbst dem Beschränkten ist von Anfang klar,
Daß der Herr Herzog eine Kiste war

15
Und – notabene – eine von den alten;

Auch als erwiesen wäre anzusehn,
Wenn wir das Bild nicht gänzlich mißverstehn,
Daß sie Raketen lediglich enthalten.

„Was aber,“ fragt die deutsche Gründlichkeit,

20
Die unsres Volkes Zierde jederzeit,

„Ist der Rakete eigentliches Wesen?“
Wer es nicht weiß – ich zeige ihm den Weg
Und will ein kurzes, bündiges Kolleg
Zu dieses Gegenstands Erled’gung lesen.

25
[113]
Wohl! die Rakete ist ein Blendwerk nur,

Das jäh und sausend in die Höhe fuhr,
Nach kurzem Knattern, Zischen und Rumoren,
Und von der steilen Bahn, die sie beschreibt,
Am nächt’gen Himmel eine Lichtspur bleibt

30
Und staunend folgen Augen ihr und Ohren,


Die blöde Menge, die den Hals verrenkt,
Als einen Stern sich die Rakete denkt,
Der für die Zukunft leuchten wird da droben;
Hat das Phantom sein bischen Kraft verpufft,

35
Dann ist’s, so hell es war, in leere Luft

Mit einem Mal zerfahren und zerstoben.

Nun, finden Sie, daß, was Sie je erreicht,
An Werth und Dauer der Rakete gleicht,
Kommt zwischen uns es sicher nie zum Zwiste.

40
Wir finden auch, es hat im deutschen Land

Nichts als Raketen in die Luft gesandt
Die alte, feste, vollgepackte Kiste.

Des nicht’gen Schauspiels, das sich ewig gleich,
Ward müde man nicht blos im neuen Reich,

45
Ward herzlich müde Jedermann auf Erden.

Daß sich nicht schließlich Jemand noch verletzt,
Schiebt in den Winkel nur die Kiste jetzt –
Sie kann wohl endlich zugenagelt werden!

Anmerkungen (Wikisource)

Ebenfalls abgedruckt in:

  • Der Wahre Jacob. Nr. 117 (1891), S. 937.