An die Mildthätigkeit und Großmuth der Glücklichen
[548] An die Mildthätigkeit und Großmuth der Glücklichen wendet sich eine arme Mutter für ihr unglückliches Kind. Eine Beamtenwittwe mit 150 Mark Jahrespension wurde in der Erziehung ihrer übrigen drei Kinder bis jezt von ihrer ältesten Tochter unterstützt. Als Mädchen von 19 Jahren Lehrerin an einer über 80 Schüler und Schülerinnen zählenden Klasse einer Volksschule und nebenbei noch in Privatunterricht thätig, hat sie sich durch diese Ueberanstrengung ein Lungenleiden zugezogen, das ihr jede fernere Lehrthätigkeit verbietet und den Genuß südlicher Luft als einziges Lebensrettungsmittel vorschreibt.
Die Aermste weilt derzeit in Meran zur Kur; nächsten Monat bezieht sie ihr letztes Lehreringehalt. Dann ist sie vollständig mittel- und rathlos. Arzt und Obrigkeit aber bezeugen mit warmen Worten die Würdigkeit und Noth der Bittenden.
Zur Entgegennahme von Gaben ist die Expedition der „Gartenlaube“ bereit.