An mein Saitenspiel
[28] An mein Saitenspiel.
Du nie von mir entweihtes Saitenspiel,
Das um kein Ordensband ich Jüngling tauschte,
Dir dank’ ich manches edlere Gefühl
Erwacht, wenn ich bey dir im Stillen lauschte!
Im goldenen und unbezahlten Wagen
Sich brüsten; mag auf Londens edlem Roß
Dem Hirsche nach, beym Schall des Hüfthorns, jagen,
Mag, ein geschworner Feind der Nüchternheit,
Daß sie dafür bald sein Pariserkleid,
Bald seinen Witz, bald seine Dose preisen.
Ha! frey bin ich, und habe nie gelernt
Mein deutsches Herz an Kleinigkeiten binden,
Weiß ich mein Glück in mir allein zu finden.
[33] In kühler Nacht, beym lieben Mondenschein,
Wenn Thoren noch am Ombretisch erbleichen,
Da will ich mich nach Isters Espenhayn,
Ich sing’ in dich die keusche Zärtlichkeit,
Die purpurner des Mädchens Wange röthet,
Im Jünglinge, der ihr sein Herz geweiht,
Der viehischen Begierden Geyer tödtet.
Von des Pasquills ehrloser Pfütze wohnet,
Zu bessern sucht, und mit Bescheidenheit
Das Laster schlägt, des Lasterhaften schonet.
Die Sympathie, durch deren magisch Band
Beym ersten Blick, beym ersten Druck der Hand
Einander oft in jedem Punkt berühren:
[34] Dann schmückest du, wenn ich verweset bin,
Noch lang mein Grab, dann eilt mit jedem Lenzen
Umwindet dich mit frischen Veilchenkränzen.
Und trocknet sich ein Engelthränchen ab,
Hinlispelnd noch der Freundschaft besten Segen:
Indessen weht wie dankend aus dem Grab
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S. die Litterar. Monate.