Auch eine Erinnerung an unsern großen Krieg

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Autor: Fr. Hofmann
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Titel: Auch eine Erinnerung an unsern großen Krieg
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aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 308–311
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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[308]

Auch eine Erinnerung an unsern großen Krieg.

Hut ab, lieber Leser! Wir treten vor die ältesten Soldaten der deutschen Armee im Kriege von 1870 und 1871.

Diese Zeit, deren Thatenfülle im Ring von acht Monaten an Wucht des Erfolgs und der Folgen Jahrzehnte früherer Perioden der Weltgeschichte aufwiegt, wird durch die Raschlebigkeit unserer Tage den Blicken des Volkes so weit entrückt, daß es Menschen in Deutschland geben kann, denen schon jetzt die Feier des Sedanfestes zu viel ist. In dem durch das gemeinsam im heldenmüthigsten Kampfe vergossene Blut aller deutschen Stämme zur Einheit geretteten deutschen Reich ist ein Kleinkrieg ausgebrochen, welcher von der hohen Politik bis zum untersten Tagewerk [309] die Geister bedrückt und verwirrt und die Gefühle der Freude an jener großen Zeit und des Dankes für diejenigen, die ihr Bestes für sie gewagt und geopfert, immer weiter in den Herzen zurückdrängt.

Da muß wohl der treue Vaterlandsfreund es als ein Gebot der Pflicht erkennen, von Zeit zu Zeit wieder ein Bild aus jenen großen Tagen dem Volke vor Augen zu bringen, um die einst so warmen Gefühle des Dankes und der Erhebung nicht ganz erkalten zu lassen. Oder wäre wirklich aus dem Geiste der Gegenwart jedes Andenken an jene unsägliche Sehnsucht gewichen, mit welcher die Edelsten und Besten unserer Nation über ein halbes Jahrhundert lang nach dem einen Ziele strebten, das durch unsern großen Krieg endlich erreicht worden ist? Die Sehnsucht aller Vaterlands- und Freiheitsfreunde – denn in beiden waren alle eins, und der Wahlspruch: „Freiheit, Ehre, Vaterland“, war der aller wahrhaft deutschen Männer – sie ließ die letzte Hoffnung Aller in einem großen nationalen Krieg erkennen: noch einmal ein Jahr Dreizehn! Das war der tiefinnigste Wunsch aller Patrioten – ein Jahr Dreizehn mit seiner allgemeinen Erhebung aus der tiefsten Erniedrigung! Und es kam dieses Jahr des unerhörten Aufschwungs des deutschen Volksgeistes: wir haben es erlebt im Jahre 1870. Alles, was die Väter uns noch in ihren ältesten Tagen gepriesen und was die Geschichte verherrlicht von der Einmüthigkeit aller Herzen, von der Opferfreudigkeit aller Stände in jenem deutschen „Befreiungskriege“ – wir haben es wieder gesehen mit den eigenen Augen, wir haben die ungeheuersten Thaten im Sturme, im unaufhörlichen Wehen der Siegesfahnen miterlebt.

Ferdinand Wiest.   Fritz Orlin.       Ferdinand Roggisz. 0 Peter Göttling.
Die ältesten Soldaten der deutschen Armee im Kriege von 1870 und 1871.
Nach Photographien auf Holz gezeichnet von G. Sundblad.

Und wie im Jahre Dreizehn haben mir abermals erfahren, daß der furor teutonicus, die alte germanische Kampfwuth, wo das Höchste und Heiligste mit dem Schwerte zu schützen ist, noch forttobt in den deutschen Adern. Aus weitester Ferne, über das Meer her eilten die Kampfpflichtigen zu ihren Fahnen, Knaben verleugneten ihr Alter und flehten um Waffen, und Männer, die keine Pflicht mehr zwang, den Regimentern zu folgen, sie hielten nun erst recht die Treue fest, und freiwillig setzten Väter an der Grenze des Greisenalters Pickelhaube und Raupenhelm auf die grauen Häupter und zogen mit der Jugend der Linie und den Männern der Landwehr in den Krieg.

Und von diesen alten Helden wollen wir heute erzählen, von ihnen stellen wir die Aeltesten, soweit wir dies vermögen, im Bilde dar. Selbstverständlich müssen wir bei der Alterswürdigung uns auf die Soldaten vom Feldwebel abwärts beschränken. Nur eines Einzigen müssen wir hier gedenken, der freilich auch über dem Officiercorps steht: es gehört zu den fast wunderbaren Auszeichnungen, die das Schicksal dem deutschen Heere in seinem größten Kampfe zu Theil werden ließ und die auch auf die Reihe der dargestellten alten Helden einen weihenden Strahl wirft, die in der Weltgeschichte einzig dastehende Thatsache, daß seines Reiches ältester Soldat unser Kaiser selbst ist!

Um unsere Leser nicht mit der Hinweisung auf die einzelnen, diesen Gegenstand behandelnden Notizen im vorigen Jahrgang der „Gartenlaube“ zu behelligen, geben wir hier über das Ganze einen vollständigen Bericht.

Die Anregung zu der Frage nach dem ältesten Soldaten der deutschen Armee im französischen Kriege von 1870/71 verdanken wir – dem jüngsten freiwilligen Mitkämpfer in diesem Feldzug, Herrn Theodor Hofmann, gegenwärtig Stadtschreiber zu Forchheim in Baiern. Mit einem Alter von 15 Jahren [310] und 27 Tagen (er ist am 3. August 1855 geboren) wußte der kaum der Knabenzeit entwachsene, aber kräftig gebaute Jüngling sich im baierischen Heere einreihen zu lassen. Er machte alle Kämpfe seiner Truppe mit, und er würde mit mehr als nur der Kriegsdenkmünze auf der Brust heimgekehrt sein, wenn sein Hauptmann nicht zu früh schweren Wunden erlegen wäre. Wir wissen von Th. Hofmann, daß er in der Schlacht bei Sedan verwundet wurde, aber, kaum von einem französischen Arzt verbunden, in’s Gefecht zurückkehrte und tapfer aushielt, bis der Blutverlust ihn kampfunfähig machte. Dennach kehrte er nicht in das Lazareth zurück, ohne mit Aufbietung seiner letzten Kraft einen schwerer verwundeten Cameraden dorthin zu tragen. Auf diesem Gange erhielt er noch einen Schuß in den Tornister, in welchem jedoch die Kugel in ein Paar französischen Handschuhen stecken blieb. Jetzt ist Th. Hofmann selbst schon Vater von zwei strammen Jungen, die er sicher nicht aus seiner tapferen Art schlagen läßt.[1]

Auf unsere Frage nach dem ältesten Soldaten (Jahrg. 1882, S. 120) meldeten sich drei im Jahre 1821 Geborene (Friedrich Wilh. Alex. Borghard in Löderburg bei Staßfurt, Wachtmeister Dürr zu Ludwigsburg in Württemberg, der schon sein vierzigjähriges Dienstjubiläum gefeiert hat, und der in Pommern geborene Aug. Friedr. Wilh. Neplin, Invalide, Vicefeldwebel und Divisionsküster der 31. Division zu Mühlhausen im Elsaß), von deren Berechtigung wir, trotz ihrer persönlichen Verdienste und Auszeichnungen, für den vorliegenden Fall jedoch absehen mußten, als endlich die in den Zeiten der Befreiungskriege Geborenen hervortraten.

„Hurrah, Gtoßvater!“ lautete der Jubelruf, der gleich den Ersten begrüßte: den alten preußischen Husaren Ferdinand Roggisz. In Rudersdorf bei Berlin am 15. Januar 1814 geboren, war Roggisz im Herbst 1836 bei dem dritten Ulanenregiment in Fürstenwalde eingetreten und 1839 als Unterofficier zur Reserve entlassen. Als ihm aber 1859 mit der Mobilmachung die Aussicht winkte, gegen die Franzosen zu fechten, meldete er sich freiwillig und wurde Sergeant bei dem sechsten Ulanen-Landwehrregiment in Langensalza. Seine Hoffnung ging damals nicht in Erfüllung, und er begab sich in seine Stellung als Land-Feuersocietäts-Beamter zurück. Er war siebenundfünfzig Jahre alt geworden, als der König gegen Frankreich sein Volk zu den Waffen rief. Nichts konnte da den alten Helden zurückhalten, er trat abermals freiwillig und nun als Sergeant bei der vierten Schwadron des zweiten Reserve-Husarenregiments in Merseburg ein und durchlebte und durchkämpfte mit demselben den ganzen Krieg und zwar gerade in seinem schwersten Theile. Denn nachdem er die Belagerung von Straßburg mitgemacht, hatte er bei der Division Schmeling des Werder’schen Armeekorps sämmtliche Gefechte desselben und namentlich die dreitägige Schlacht vor Belfort (15. bis 17. Januar 1871) vom Anfang bis zum Ende, mit all den furchtbaren Strapazen jener Tage mit zu bestehen und verfolgte schließlich noch die Franzosen Bourbaki’s mit bis an die Schweizergrenze.

Mitten im Kriege, im November 1870, wurde ihm sein erster Enkel geboren, und da die Feldpostkarte mit dieser Nachricht aus der Heimath lange von Truppe zu Truppe wanderte, ehe sie ihn traf, so erlebte er dafür auch die Freude, daß seine Großvaterschaft bei vielen Regimentern bekannt und er mit dem Zuruf „Hurrah, Großvater!“ von Cameraden aller Farben und Waffen begrüßt wurde. Auch seine beiden Söhne standen im Felde, der eine als Zahlmeister bei einem westfälischen Landwehrbataillon, der andere als Feuerwerksmaat bei der Marine. Nach der Siegerheimkehr hing der alte Held den Säbel wieder an die Wand und handhabte die friedliche Feder bis 1880; seitdem genießt er den wohlverdienten Ruhestand in Burg bei Magdeburg.

Es war keine geringe Freude, als zu diesem preußischen Alten sich ein baierischer gesellte und so Nord und Süd des Vaterlandes Vertretung fand. Herr Peter Göttling, Stabstrompeter vom sechsten Chevauxlegers-Regiment in Bayreuth, ist zwar an Lebensjahren nahezu zwei Jahre jünger, dagegen an Dienstjahren ebenso viel älter, als sein preußischer Camerad. Am 1. November 1815 in Bamberg geboren, trat er daselbst 1834 freiwillig als Trompeter zu demselben Regiment, zu dessen Stabstrompeter er 1855 erhoben wurde und das seit 1866 in Bayreuth steht. Mit demselben erlebte er manches interessante Ereigniß. Das Jahr 1848 führte ihn in die bewegte Rheinpfalz; während der hessischen Unruhen von 1850 stand er als Ordonnanztrompeter bei dem General von Heilbronner, und damals war es seine Trompete, welche die Signale zu der Affaire von Bronnzell gab, durch welche ein Stiefelbalg und ein Schimmel zu so seltsamer geschichtlicher Berühmtheit gelangten. Ganz anders schmetterte sein Instrument dagegen im deutschen Kriegsjahre 1866, wo er bei Hettstädt sich besonders dadurch auszeichnete, daß er im richtigen Moment zum Sturmangriff der baierischen Kürassiere und Chevauxlegers blies, durch welchen die preußische Cavallerie geworfen wurde. Bei diesem Sturmritt gerieth er selbst in Gefangenschaft, konnte aber von den Seinen rasch wieder herausgehauen werden. Den französischen Feldzug machte der alte Held, trotz seiner Jahre und trotz der vielen schweren Strapazen, kerngesund vom ersten bis zum letzten Tage mit.

So steht Peter Göttling als Soldat da, dessen Brust vier wohlverdiente Ehrenzeichen schmücken. Aber auch als Künstler und Mann verdient er unsere besondere Hochachtung. Wer die Schwierigkeiten kennt, welche bei dem oft rasch wechselnden Personal der Militärmusiken sich der Durchführung höherer Leistungen entgegenstellten, wird seinem Musikkorps, das er für die neuesten und schwierigsten Aufgaben der Wagner’schen Tonwerke glänzend schulte, und ihm als Dirigenten Anerkennung zollen. Als charaktervoller, gemüthreicher und allezeit schlagfertiger Mann ist Peter Göttling nicht nur der Liebling seines Regiments, sondern der ganzen Stadt, für die das fünfzigjährige Dienstjubiläum, das er am 23. October des vorigen Jahres feierte, sich zu einem allgemeinen Freudenfeste gestaltete. Kennzeichnend für ihn ist sicher auch seine Erklärung, als er zur Liquidation für die von ihm zum Leichenzuge Richard Wagner’s gestellte Musik aufgefordert wurde: er und sein Corps könnten sich die Ehre, dem Meister den letzten Liebesdienst erwiesen zu haben, nicht bezahlen lassen.

Neben dem Stabstrompeter der Cavallerie begrüßen wir als ebenbürtigen Cameraden desselben einen Musikmeister der Infanterie: den königlichen Musikdirektor Fritz Orlin in Stettin, der zugleich der Aelteste der bisher Genannten ist. Am 24. December 1812 in Delitzsch geboren, trat er am 1. Januar 1835 in das Musikcorps des ersten Grenadierregiments zu Potsdam und wurde am 1. Januar 1852 als Musikmeister zum Grenadierregiment „König Friedrich Wilhelm IV“ (dem 1. Pommerischen) Nr. 2 in Stettin versetzt. Seine Tüchtigkeit als Künstler erwies Orlin durch weitverbreitete Kompositionen, namentlich von Märschen und Tänzen; als Soldat folgte er der Fahne seines Regiments in den Krieg von 1866 und nach Frankreich, wo der schon nahezu Sechszigjährige, allezeit zu Fuß vor seinem Corps, den ganzen Feldzug in voller Rüstigkeit bestand. Orlin hat sich Achtung und Liebe in reichem Maße erworben, außer vielen andern Ehrenzeichen auch das Eiserne Kreuz verdient und lebt seit dem 1. April 1880 im Ruhestand.

Auch das badische Armeecorps konnte in der Reihe dieser ältesten deutschen Kriegshelden nicht unvertreten bleiben. Ist der Feldwebel Ferdinand Wiest auch erst am 12. Oktober 1819, und zwar zu Rothweil im Amt Breisach, geboren, so steht er, da er die Fahne nie verließ, im Dienstalter reich an Jahren da. Er hat 1848 in Schleswig-Holstein und 1866 in Deutschland mitgefochten, und wenn er für den französischen Feldzug dem fünften Infanterieregiment als Oberlazarethgehülfe beim ersten badischen Feldlazareth bestellt wurde, so war das ein schwerer und verantwortlicher Dienst, für den das Eiserne Kreuz, welches er neben sieben anderen Ehrenzeichen trägt, ein gerechtes Zeugniß ablegt. Der alte Soldat verrichtet noch heute bei der fünften Compagnie des fünften badischen Infanterieregiments Nr. 113 seinen Dienst.

So weit konnten wir unseren Lesern die alten Herren im Bilde vorführen. Von vier Anderen ist uns Nachfolgendes mitgetheilt worden.

Das Rheinland findet in der Reihe unserer ältesten Soldaten von 1870 seine Vertretung in dem Wachtmeister a. D. Heinrich Lüttgen aus Bonn, der, am 5. Juni 1819 geboren, 1836 als Dreijährig-Freiwilliger beim rheinischen Ulanenregiment Nr. 7 eintrat [311] und in diesem Regiment ununterbrochen bis 1874 diente. Er nahm Theil an den Feldzügen 1848 in Baden, 1866 in Oesterreich und 1870 und 1871 in Frankreich. Während sein Regiment im Norden Frankreichs focht, starb ihm am 1. Januar 1871 die Gattin. Er erhielt Urlaub, um sein Haus daheim zu ordnen, aber schon nach zehn Tagen war er wieder bei seiner Fahne, der Pflicht für das Vaterland getreu. Der alte Held hat seinen Wohnsitz jetzt zu Forbach in unserm Lothringen.

Aus Württemberg, dem alten Schwabenlande, das einst die Reichssturmfahne trug, werden uns die Namen dreier alter Soldaten von 1870 genannt: 1) J. Heller, am 30. November 1813 geboren, 1834 ausgehoben, bis 1848 zum Oberfeldwebel avancirt, von 1859 an Profos und gegenwärtig Assistent an der Württembergischen Hypothekenbank. Zu seinen fünf Kriegsmedaillen gehört auch das Ehrenzeichen für den französischen Feldzug. – 2) Joseph Friedrich Stucke, geboren zu Haßbach im Oberamt Herrenberg am 9. März 1812, diente vom 12. April 1833 bis zum 30. September 1871 im dritten württembergischen Infanterieregimente Nr. 121. Auch er machte als Profos (eine jetzt nicht mehr bestehende Charge im Feldwebelsrange) die Feldzüge l866 gegen Preußen und 1870 auf 1871 gegen Frankreich mit. – 3) Johannes Knöller.

Bei diesem letzten, den wir zu nennen haben, trifft in der That das Sprüchwort ein: „Die Ersten werden die Letzten sein“, denn er ist wirklich der Aelteste aller Soldaten des großen Krieges: am 3. Februar 1809 geboren, und zwar zu Höfen im Oberamte Neuenbürg. Um sein Bild würden wir uns dringend beworben haben, wenn die Nachricht über ihn nicht zu spät zu uns gekommen wäre. Herr Knöller, seines Zeichens Büchsenmacher, wurde in seinem einundzwanzigsten Jahre zum württembergischen Militär ausgehoben, leistete seine normale Dienstzeit ab, blieb vier Jahre vom Militär weg, und diente dann wieder im sechsten Infanterieregimente Nr. 124 ununterbrochen bis zu seinem Abschiede 1881, also achtunddreißig Jahre. Als Regimentsbüchsenmacher machte er die Feldzüge 1848 nach Schleswig-Holstein und Baden, 1866 gegen Preußen und 1870 nach Frankreich mit. Während des Krieges erlebte er in Coulommiers seinen zweiundsechszigsten Geburtstag; in diesem Jahre hat er den vierundsiebenzigsten in der Garnisonsstadt seines Regiments, in Ulm, gefeiert, wo er nun den Lebensabend in Ruhe genießt.

Das sind die acht der ältesten Soldaten unseres letzten Krieges, von denen wir Kunde erlangt haben. Ein neunter wäre „der alte Dettloff“ in Potsdam gewesen, der uns leider während der Vorbereitung zu diesem Artikel gestorben ist. Wenn wir dennoch hier erwähnen, daß er, am 28. Mai 1813 geboren, als Wachtmeister von der zweiten Escadron des Garde-Husarenregiments alle Feldzüge desselben mitgemacht, seit 1879 pensionirt war und am 18. August 1882 zur großen Armee einberufen wurde, – so geschieht dies, weil uns zugleich berichtet wird, daß derselbe eine Wittwe mit zahlreicher unversorgter Kinderschaar hinterlassen habe. Vielleicht ist das doch nicht in solchen Kreisen bekannt, wo man noch ein warmes Herz für das Wohl und Wehe aller Soldaten und ihrer Hinterbliebenen hat.

Der Werth der Schicksale Derer, die wir hier genannt, ist wohl verschieden; Alle aber haben ihr Leben preisgegeben in dem großen Kampfe, dessen Segnungen Millionen zu Theil geworden sind, und sie tragen keine Schuld daran, wenn die Früchte ihrer Thaten verdorben werden. Möge unser Volk sich wieder mit vollem Ernste der Schwere der Gefahr und des erlösenden Gefühls des Umschwungs im Weltgeschicke jener Zeit erinnern: es wird dann besser würdigen, was es hat, und die Blicke schärfen für Das, was ihm Noth thut. In allen Orten aber, wo ergraute Kämpfer aus jener großen Zeit leben, sollte man die Mahnung nie vergessen: Ehret eure alten Helden, denn sie sind eure Ehre! Fr. Hofmann.     


  1. Auch zu diesem „Jüngsten“ hat sich noch ein, nur um 8 Monate 42 Tage älterer Camerad. ein Württemberger, der Hoboist Karl Friedrich Deiß, eingestellt, der noch im Oktober 1870 einem Württemberger Feldspital als Signalbläser nächgesandt worden war.