Auf dem Anstand (Die Gartenlaube 1884)
[620] Auf dem Anstand. Was ein Häkchen werden will, krümmt sich
früh, behauptet der Volksmund, und „Fingal“, der sein „erstes Feld“,
wie der geehrte Leser in voriger Nummer erfahren, mit einer Bravour
sondergleichen bestand, war auch einmal ein so närrischer, unbeholfener,
plumper kleiner Geselle, wie die beiden schnurrigen Käuze auf Lebling’s
heiterem Bildchen. Doch „Blut steckt in der Rasse“, kaum vermögen die
beiden Dickköpfe aus den Augen zu sehen, kaum können sie ihre schlotternden
dicken Glieder regelrecht gebrauchen, da „stellt“ der eine bereits
die Spatzen, welche, um einen saftigen Brocken
zu erlangen, sich dem Lager genähert.
Breitbeinig wackelt er auf dem noch
ungehorsamen Untergestelle, aber
die ganze Haltung erinnert schon an die
Zukunft, wann er, „abgeführt“, sein „erstes Feld“
nehmen wird; doch jetzt befindet er sich, noch
ohne Dressur, auf dem „Anstande“, und in der
nächsten Secunde wird er mit seinen tölpelhaften
Tatzen zwischen die Spatzen fahren, freilich
ohne weiteren Erfolg, als daß diese pfeifend
und zwitschernd davonfliegen, um vom nächsten
gesicherten Plätzchen aus ihrem Hohne über
den ganz unangebrachten „Anstand“ Luft zu machen. *