Auf der Landpartie
[468] Auf der Landpartie. (Mit Illustration S. 465.) Die besten Einfälle haben stets die Mütter heirathsfähiger Töchter. Sie haben eine beneidenswerthe Phantasie, wenn es gilt, zwei Leutchen einander zu nähern oder Hindernisse, welche sich zwischen den Beiden aufthürmen, zu überwinden. Wir wetten Hundert gegen Eins, daß eine Dame von der Gruppe, welche im Hintergrunde unseres Bildes lagert, Fräulein Helenens Mutter ist, und zwar fällt unser Verdacht auf jene Dame, die sich eben dem Pärchen im Vordergrunde zuwendet. Was sie da aber gewahrt, kann ihr nur das Herz lachen machen und muß ihr beweisen, daß sie richtig „kalkulirt“ hat: wenn zwei Liebende sich um Alles in der Welt nicht aussprechen wollen, dann giebt es kein besseres Mittel, ihnen die Lippen zu öffnen, als eine – Landpartie. Diese reizend verschlungenen, verschwiegenen Waldwege machen selbst das zaghafteste Herz muthig, und der frische Hauch der Natur, der freudige Glanz der Sonne erwärmen selbst das sprödeste Jungfräulein und lassen sie Blicke mit Blicken und Seufzer mit Seufzern erwidern. Und was jetzt gerade die Lippen des jungen Mannes flüstern, das beweist uns aufs Beste – Fräulein Helenens Sonnenschirm. Wenn ein hübsches Mädchen auf offener Haide, unter dem glühenden Strahl der Sonne, ihren Schirm nicht schützend über das Gesicht hält, sondern ihn lässig in den Schoß sinken läßt, dann giebt es nur eine Erklärung für ein solches Wunder – sie lauscht den Geständnissen des Geliebten. Darüber vergißt man selbst die Sommersprossen. Mama hat also ein Recht, triumphirend zu lächeln, wenn sie auch nicht hört, was sich die Beiden erzählen. Ihr Scharfblick täuscht sie nicht – das Ende der Landpartie wird eine Verlobung sein. E. P.