Aufbau der Proletarischen Kultur
[719] AUFBAU DER PROLETARISCHEN KULTUR
Von F. W. Seiwert
Vorbemerkungen
Diese Schrift ist eine Auseinandersetzung mit den Kulturaufgaben des Proletariats von Lunatscharski und seinen Berichten über die Tätigkeit des Kommissariats für Volksaufklärung in Sowjet-Rußland in der AKTION und mit dem kommunistischen Schulprogramm von Rühle. Ich weise auf diese Berichte und Schriften hin.
Einige Dinge will ich, so wie ich sie sehe, hinstellen, ihre Umgestaltung oder Zerstörung, oder wie sich mir das Neuzuschaffende vorstellt, versuchen zu sagen. Nichts als ein fertiges, festes System gegen ein ebenso festes, beendetes System, sondern als Gedanken, hineingeworfen in den geistigen Revolutionsprozeß, die sich mit gleichgerichteten Gedanken verbinden möchten, zur endlichen Klärung. Denn ich glaube, daß wir Heutigen, gebildet durch das bürgerlich-kapitalistische System, verstrickt mit unserm Gedankengang in dieses System, nicht kommender revolutionärer Umwandlung den Weg versperren dürfen, indem wir etwas vorwegnehmen wollen, zu dem die Voraussetzungen in uns erst beginnen sich zu verwirklichen. Darum muß alles, was man versucht, als Form für das Kommende vor sich hinzusetzen, so weich sein, muß sich selbst so fragwürdig sein, daß nirgendwo die Möglichkeit des Versperrens des Weges der fortschreitenden Revolution besteht. Es soll nicht etwas festgesetzt und damit Wachsendes beendet, sondern Wachsendes unterstützt werden, aus dem Glauben, daß das Unmögliche Möglichkeit wird, wenn persönliche Ichsucht, die den kleinen Punkt eigener Erkenntnis für die Erkenntnis nimmt, sich dem großen Werden und Wachsen nicht hindernd entgegenstemmt. Diese Erkenntnis der Unmöglichkeit des Wissens des Einzel-Ich, losgelöst vom Allich, ist der Grundpfeiler, auf dem sich die proletarische Kultur, die in die erste allgemeinmenschliche Kultur mündet, aufbaut. Aus diesem wächst das Wissen, daß alle gewordenen Dinge, alles Formgewordene, reif ist zum Untergang, das aus dieser Erkenntnis in das Formwerden einen Tod ohne Qual und Krampf, da er die Gewißheit der Neugeburt, die Gewißheit, daß er, der Tod, erst die Möglichkeit der Neugeburt und des ewigen Lebens ist, einschließt. Daß also jede Form sich aus sich selbst zerstört, um sich neu zu bilden.
Es sitzt noch an so manchem Punkte die Ehrfurcht vor der bürgerlichen Kultur und, hieraus entspringend, der Glaube, die Hoffnung, man könnte diese bürgerliche Kultur in die proletarische überleiten, der Glaube, die proletarische Kultur sei die höchste Spitze der bürgerlichen. Wir müssen wissen, daß hier nichts mehr überzuleiten, höher zu bauen ist, denn der Geist, der diese Kultur schuf, beginnt selbst sie zu zerstören. Es kann keine Verbindung, außer jener feinen Schwingung, die aber so fein ist, daß man sie nicht bezeichnen kann, zwischen der bürgerlichen und proletarischen Kultur geben. Dort ist ein Ende, hier ein Neuanfang. Dazwischen das Chaos. Wir müssen das Chaos wollen! Wir müssen durch das Chaos hindurch. Die proletarische Kultur bedingt die Neueinstellung des Menschen und der Dinge, bedingt den Anfang. Alles andere sind Umwege, wenn nicht schlimmeres: sich immer schließende und verschließende Kreise, Versuch der bürgerlichen Kultur, in einer anderen Farbe zu schillern. (Die Parallele: die kommunistische Wirtschaftsordnung durch eine staatskapitalistische oder auch durch einen Kommunismus der Familie, der Sippe, der Nation zu erreichen.) Wir wissen, daß der Geist des Kommunismus, gleich dem Geiste Christi, nicht zu ertöten ist, daß Er immer wieder aufersteht, aber wir wissen auch, daß das Formwerden, das Festwerden, immer wieder sein Tod ist, bis er im Zerstören der Form, des Festen, wieder seine Auferstehung feiern kann. Und ist es in der ganzen vergangenen [720] Kultur, sichtbar in der Kunst, die doch immer nur ein Aussagen über das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein dieses Geistes ist, nicht das gleiche? Die Wahrheit immer nur in dem Ausbrechen gärenden, zerstörerischen Lebens und nachfolgend die Lüge in der Erstarrung zur festen, gesicherten Form. An einem Punkte des Beginns einer jeden Kultur war die proletarische Kultur Wirklichkeit. Von dort kommt die feine Schwingung, von der ich vorher sagte, daß sie mit Worten nicht zu bezeichnen sei, die die proletarische Kultur mit aller menschlichen Kultur verbindet. Immer kam der Neubeginn aus der Masse, aus dem Unbewußten, das sich, sein Einzelnes, seine Einzelnen ausspie, sich in ihnen seinen Mund schuf. Bis jetzt fehlte die Möglichkeit der Mündung der proletarischen Kultur in die klassenlose, denn ökonomisch fehlte die Möglichkeit der Auflösung der Klassengesellschaft in die klassenlose. Die herrschende Klasse zwang sich die Kunst, die Kultur, zu ihrer Stütze, wie sie sich alles Geschaffene zwang. Mit der Klassenherrschaft vergeht die Klassenkunst. Auf Erdstrichen, die es ökonomisch leichter hatten, fiel längst die Klassenherrschaft in unserem Sinne und ward die klassenlose Kultur längst Wirklichkeit. Alles, was entsteht, entsteht aus seiner Not, der Not, leben zu müssen. Auch der Kapitalismus entstand aus dieser Not. Er war in seinem Beginn eine Verminderung der Not und eine Steigerung des Lebens einer größeren Zahl Menschen als der Feudalismus das sein konnte. Ökonomisch bestand noch nicht die Möglichkeit, daß alle Menschen ein wahrhaftes Leben führen konnten ohne Unterdrückung des Schwächeren, dessen, der sich unterdrücken ließ. Die Kultur brauchte Sklaven. Wir glauben an den Sozialismus als den Weg, das wahrhafte Leben für alle Menschen zu erringen. Wir glauben an die ökonomische Möglichkeit, den Sozialismus heute zu verwirklichen. Der Sklave der proletarischen Kultur ist die Maschine. Der Sozialismus ist der Weg zum Kommunismus. Der Sozialismus, der Kommunismus ist die Voraussetzung und die Folge der proletarischen Kultur. Die proletarische Kultur ist die Steigerung des Lebens aller Menschen.
Im Sozialismus sind drei Etappen sichtbar. Jedoch sind diese Etappen nicht eng gegeneinander abgegrenzt, sondern es ragt eine in die andere hinein, sie durchdringen sich gegenseitig und Anfang der einen und Ende der andern gehen unbestimmt ineinander über. Es ist keine Entwicklung, sondern die Klärung eines Zustandes, welcher ist die kommunistische Idee.
Die erste Etappe ist die Kampfperiode. Die Besitzergreifung der Macht durch die Arbeiterschaft. Die harte, schonungslose Auseinandersetzung des Proletariats mit der Bourgeoisie.
Die zweite Etappe ist die Zerstörung aller überkommenen Formen der Bourgeoisie. Die Zerstörung des Bürgers im Proletarier selbst. Die Zerstörung der Macht und des Besitzes bis in ihre letzten Konsequenzen. Der Beginn des Aufbaues der sozialistischen Gesellschaft.
Die dritte Etappe ist die Errichtung der wahrhaften, klassenlosen kommunistischen Erdgemeinschaft.
Ich möchte nun bestimmte, mit Namen festumrissene Bezirke heutiger Kultur in diese drei Etappen hineinstellen, um ihr Wirken, ihre Tätigkeit, ihr Wesen in diesen Etappen klar werden, sichtbar werden zu lassen. Es soll kein enges Umgrenzen oder Festlegen des in jeder Etappe zu tuenden sein, und was seinem Wesen nach in die dritte Etappe gehört, kann in der ersten geschehen, ja muß geschehen und wird geschehen, da Menschen diese drei Etappen in sich schneller durchlaufen haben werden und eher zum Bau der kommunistischen Gemeinschaft reif sein werden als sie außer ihnen geschieht. Durch sie wird die Klärung der kommunistischen Idee vor sich gehen und die Revolution weitergetrieben. Es geht aus dem in den [721] Vorbemerkungen Gesagten hervor, daß man über die letzte der drei Etappen am wenigsten zu sagen sich wird vermessen dürfen.
Erziehung – Wissenschaft
Die kommunistische Gesellschaft kennt in der Erziehung und der Teilnahme an den Kulturgütern keine Minderung des Kindes gegenüber dem Erwachsenen. Es gibt keine Kunst für das Kind, keine Erziehung für das Kind. Erziehung, Kunst, Teilnahme an der allgemeinen Kultur sind Kindern und Erwachsenen gemeinsam. Die Erziehung muß gegenseitig geschehen. Eine Grenze liegt nur in der Aufnahmefähigkeit, aber die kann bei Erwachsenen enger sein als bei Kindern. Eine Kunst, die sich nicht an das Kind wendet, ebenso wie an den Erwachsenen, ist keine Kunst. Nachdem die bürgerliche Wissenschaft sich selbst erledigt hat, ist es nicht Aufgabe der Arbeiterklasse, diesen Scheinwissenschaftsbetrieb wieder aufzurichten. Die Arbeiterschaft vergesse nicht, welche Stütze insbesondere die Hochschulen der Reaktion waren und, daß sie sich nach ihrer ganzen Art nicht ändern können noch wollen. Es sind, sobald die Arbeiterschaft die Macht dazu hat, alle bestehenden Schulbetriebe zu schließen. Die Schulen werden in Propagandastätten des Kommunismus umgewandelt und dienen in ihrem Aufbau der Vervollkommnung des sozialistischen Produktionsprozesses. Das heißt, die Schulen sind die Versuchswerkstätten des proletarischen Wirtschaftsbetriebes. Die bestehenden Lehrkräfte, sofern sie nicht sich durch die Tat in die Reihen des Proletariats stellten, sind zu entfernen. An ihre Stelle treten die besten Menschen, die das Proletariat besitzt. Es ist, bei dem neuen Wesen der Schule, nicht notwendig, daß es Berufslehrer sind, sondern sie müssen aus allen Berufen kommen, die in der sozialistischen Gesellschaft wirksam sind. Die Schule dient der Propagierung, der Klärung der kommunistischen Idee, deshalb müssen die Besten des Proletariats an ihr tätig sein.
Man kann zwei Richtungen menschlichen Erkenntnissuchens unterscheiden. Eine, die sich mit der Verbesserung, der Erleichterung, des äußeren Lebens des Menschen beschäftigt, die andere, die sich um die Erkenntnis des inneren Lebens des Menschen, der Dinge bemüht. Die beiden Richtungen können eigentlich nicht streng voneinander geschieden werden, da sie sich gegenseitig durchdringen, bedingen, aufeinander beziehen. Heute, wo alle Dinge voneinander getrennt sind, sind auch diese beiden geschieden und abgetrennt. Da die Lehrtätigkeit als Beruf aufgehoben wird und an seine Stelle die innere Berufung zum Lehrer tritt, kann die Vereinigung der beiden Richtungen beginnen. Denn der berufene Lehrer der Jugend kann keine abgegrenzte Berufsmaschine, die nur ihren Hammer, ihren Hebel weiß, sondern, muß ein Ganzer, ein Umfassender, muß ein Liebender sein.
Die Schule wird das Bild der höchsten Möglichkeit des in diesem Augenblick erreichten Wegpunktes des Sozialismus geben und der Verwirklichung der kommunistischen Idee immer um einiges näher sein, als das Leben außer ihr.
Es gibt keine Trennung zwischen Schule und werktätigen Leben. Die Schule ist die Bindung zwischen der die Familie umbildenden, kommunistischen Gemeinde und der proletarischen Gesellschaft. Die Kinder wachsen aus der kommunistischen Gemeinde in die Schule, die ein Teil der kommunistischen Gemeinde ist, und mit der Schule, da sie ebenfalls ein Teil der proletarischen Gesellschaft ist, in das tätige Leben innerhalb der proletarischen Gesellschaft hinein.
Die Schulen sind untereinander und mit der Gesellschaft nach dem System der Räte verbunden, zum gegenseitigen Austausch. Es besteht innerhalb der Schulen eine Freizügigkeit [722] über die ganze Erde. Die uneigennützige Mutter wird die beste Leiterin der Kleinen sein.
Die Kinder finden sich zu ihnen Gleichen, zu Freunden, zu Kameraden zum Spiel zusammen. Das Spiel ist dem Kinde Ernst. Das Spiel wird zu einer ernsten Arbeit, die mithilft in der Gesellschaft, bei der Erwachsene die Kinder sind, ihm Freunde, Kameraden, Helfer, Anleitende werden. Spielerische Arbeit ist ausgeschlossen[1].
Ist die härteste Not des Daseinskampfes der proletarischen Gesellschaft überwunden, beginnt in ihr bereits die Arbeit zum Spiel zu werden, so wird die Schule immer weiter und freier. Ich sehe wieder die Lehrer der Menschheit, wie Münder des Unbewußten, ihre Stimme zu ihren Brüdern, zu ihren Genossen erheben, gemeinsam mit ihnen die Wahrheit zu suchen, sich am Dasein des Lebens, am Spiel der Kräfte des Lebens zu erfreuen, es mit ihnen, durch sie, zu erleiden.
Muß ich es nochmal sagen, daß die heutigen Wissenschaftsbetriebe auch in ihrer höchsten äußeren Vervollkommnung, dies nicht zu fassen vermögen?
[723] Presse
Ein Zeichen, daß die Revolution Wirklichkeit wurde, ist, daß die Presse vernichtet ist. In der revolutionären Kampfperiode (ich verstehe unter Kampf ebenso die bewaffnete Auseinandersetzung mit der kapitalistischen Klasse, als die wirtschaftliche) tritt an die Stelle der Zeitung das Flugblatt, das über die Entwicklung, den Stand des Kampfes berichtet, die Erfahrung, die im Kampf erworben wird, weitergibt, und welches die kommunistische Idee durch das gedruckte Wort und das Bild zu klären sucht und für sie wirbt, für ihre Verbreitung sorgt. Diese Flugblätter sind mit allen Mitteln (Flugzeuge!) in die vom Kapitalismus noch beherrschten Gebiete zu bringen, um seine Macht zu untergraben, durch Aufklärung der ihn noch stützenden Massen.
Mit der Festigung der kommunistischen Gesellschaft und der Bildung der kommunistischen Gemeinde wird dieses Flugblatt zu einem Gedankenaustauschmittel innerhalb der kommunistischen Gesellschaft von Gemeinde zu Gemeinde, von Betrieb zu Betrieb. Hier werden die Erfahrungen, die fortschreitende Vervollkommnung des Produktionsprozesses mitgeteilt, ausgetauscht, die Beschlüsse der Räte bekanntgegeben und die Gestaltwerdung der kommunistischen Idee in der Gesellschaft, in der Gemeinde, den Menschen aufgezeigt. So werden die Flugblätter zum Werk, zum Buch.
Jede Gemeinde, jeder Betrieb geben, wenn sie eine Notwendigkeit dazu drängt, solche Mitteilungen heraus, die durch die Räteorganisation an alle gehen, für die diese Mitteilungen wichtig und bestimmt sind.
Kunst
Das Proletariat benutzt zunächst den heutigen Kunstbetrieb zur Verkündigung, Klärung und Erklärung des Wesens des Kommunismus und bildet die bestehenden Betriebe in diesem Sinne um. Der heutige Kunstbetrieb ist zu vernichten, denn er ist ein Produkt des Kapitalismus, eine Stütze des Bürgertums. Die fortschreitende Verwirklichung der kommunistischen Idee ist der Zerstörung des heutigen Kunstbegriffes gleichbedeutend. Das wahrhafte Kunstschaffen und die Verwirklichung des Kommunismus kommen aus dem gleichen.
Die Theater und Konzert-Betriebe werden geschlossen. Die Räume zu Versammlungsräumen des Volkes gemacht. Besser wäre es, sie niederzureißen. Da jedoch vorläufig Zeit fehlen wird, um die der proletarischen Kultur gemäßen, Räume zu schaffen und da wahrscheinlich erst aus dem Proletariat die Kräfte kommen müssen, die ihm seine Räume schaffen können, wird man die vorhandenen benutzen müssen, bis die innere Revolution so weit vorgeschritten ist, daß niemand sie mehr erträgt und die von allen gespürte Notwendigkeit ihres Abbruchs eintritt.
In der kommunistischen Gesellschaft gibt es keine Berufskünstler. Das Wort Künstler ist ein Schimpf und eine menschliche Minderung. Wen der Geist dazu zwingt, der wird Kunstwerke schaffen. Er wird auf die Bühne springen, die innerhalb der Volksfesthäuser und Festplätze aufgerichtet ist und spielen. Es gibt keine geschriebenen Dramen, denn damit, daß sie aufgeschrieben wurden, sind sie beendet. Spontan aus dem Urgrund des Schaffenden wird das Werk entstehen, einmalig. Das Schauspiel wird zum Tanz. Das Wort, der Laut zur Musik. Alles geschieht aus der Erfülltheit des Augenblicks, ist ein Sichtbarwerden der im Augenblick gespürten Verknüpfung und Verbundenheit. Der ausführende und der schaffende Musiker ist der gleiche. Es gibt, alles das ergibt sich aus dem vorstehenden, keine aufgeschriebenen Noten mehr. Es ist nicht notwendig, dieses alles des langen und breiten zu begründen, denn dem, der das Wesen des Kommunismus erkannte, wird dieses so klar sein, und den andern, die sich bewahren wollen, wird es nie klar werden.
[724] Alle die Worte: Theater, Bühne, Musik werden einen ganz anderen Sinn haben und etwas ganz anderes bezeichnen, wie sie auch einstens etwas anderes bezeichneten als heute.
Die Museen werden ausgeräumt und besseren Zwecken zugeführt. Die Werke kommen an die Stelle zurück, für die sie geschaffen waren. Besser, daß sie dort langsam zerstört werden, als daß sie in Museen tot sind. Die Kunstwerke auf die Straße. Die Straßen sind so öde. Hier ergeben sich ganz neue Möglichkeiten. Die Häuser können bemalt werden, ganze Straßen können bemalt werden. Die Reklamesäulen, die zwecklos geworden sind, können zu Bildwerken, zu Plastiken werden.
Das Kunstwerk, das Kunstschaffen ist öffentlich. Jeder hat das Recht auf jedes Werk. Es gibt kein Eigentum an Kunstwerken. Auch nicht das des Schaffenden, da er nicht als Einzelwesen das Werk schafft, sondern die Gesamtheit alles Lebenden durch ihn schafft. Werke, die nicht aus dieser Gesamtheit geschaffen wurden, die der Verfertiger der Gemeinschaft verweigert, sind keine Kunstwerke und mag er sie behalten, um die Leere seines „Einzigseins“ mit ihnen zuzudecken.
Die Künstler sind in der Produktion tätig, helfen Dinge des Gebrauchs herstellen. Ingenieure sind Künstler, Künstler werden Ingenieure. Alle Arbeitenden werden Künstler sein, denn Kunst ist nicht mehr, was schön gemacht, sondern alles, was wahrhaft ist.
Die kommunistische Gesellschaft und die fortschreitende kommunistische Kultur wird den heutigen Stadtbegriff zerstören und neuformen. Die innere Unwahrhaftigkeit, der Schmutz und die Unklarheit, die das Bürgertum mit „Kultur“ zu überkleistern suchte, wird sich enthüllen (es beginnt jetzt schon, sich zu enthüllen) und dann wird die Menschen die Wut überkommen, daß sie den schönen Plunder zuerst herabreißen, dann werden alle die Stadt zum erstenmal nackt sehen. Sie werden sie sich gegenüberstellen, um sie zu zerschlagen, und dann ihre Stadt zu erbauen beginnen, die mit heutiger Stadt nicht den Namen mehr wird gemeinsam haben können.
Organisatorischer Aufbau
Der organische Aufbau der Gefäße der proletarischen Kultur: Schule, Presse, Kunst, Theater (Schule, Kunst, Presse, Theater ist nicht das, was heute durch die Worte bezeichnet wird) geschieht in engster Verbindung mit der kommunistischen Gemeinde und den Betrieben und in engster Bindung untereinander durch eine Rätesystem, das sich auf Betrieb und kommunistischer Gemeinde gründet.
Die Einzelgebilde werden in Kultur und Wirtschaftsgebieten zusammengefaßt, wo zunächst ein Austausch der Einzelgebilde unter sich stattfindet. Die Gebilde der Kultur und Wirtschaftsgebiete schließen sich zusammen zu einer Erdumspannung, zu gegenseitigem Austausch und Selbstverschenken.
- ↑ Siehe auch Rühle: Das kommunistische Schulprogramm.