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Aus der argentinischen Provinz Mendoza

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Textdaten
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Autor: Christian Anton Goering
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Titel: Aus der argentinischen Provinz Mendoza
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 48–51
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Aus der argentinischen Provinz Mendoza.

Reiseskizzen von A. Goering.

Wir befanden uns in der Provinz Mendoza. Je mehr wir uns der am Fuße der Cordilleren liegenden gleichnamigen Hauptstadt nähern, desto häufiger werden die Niederlassungen und desto höher steigen die majestätischen Gebirgsmauern mit ihren ewig in Schnee gehüllten Häuptern empor. Schon aus weiter Ferne, als wir uns noch in der Provinz San Luis befanden, erblickten wir bei Sonnenuntergang den ungemein malerisch geschnittenen Gebirgszug, und mit immer neuer Bewunderung staunten wir das großartige Landschaftsbild an. Wie eine ferne Meeresküste erschien uns aber dieses Gebirge, wenn am frühen Morgen sich eine dichte Nebeldecke über die Ebene breitete; so flach und gleichmäßig lag sie über der Landschaft, daß hier und da größere Baumgruppen und Häuser inselartig aus derselben hervorleuchteten. Schon lange bevor die kühle Morgendämmerung auf der Ebene der wärmenden Sonne gewichen war, strahlten die mächtigen Bergkolosse in hellem Glanze und spiegelten ihre immer wechselnden prächtigen Farben zitternd im Nebelmeer. Wie hingehaucht und schwimmend auf den graublauen Nebelfluthen, erschien eine gewaltige Gebirgswelt gleich einem Märchen, hervorgezaubert durch die allbelebende Sonne. Immer klarer wurden die Formen, und immer deutlicher gestalteten sich die Einzelheiten des großen Gemäldes, bis endlich mit dem vollen Sonnenlicht, welches nun auf die Ebene fiel, der Nebel sich theilte und die ganze großartige Landschaft, wie zur Wirklichkeit geworden, frei vor uns lag.

Die zwischen 1600 und 1700 geographische Quadratmeilen umfassende Provinz Mendoza hat nur ungefähr 80,000 bis 90,000 Einwohner. Das noch uncultivirte Land ist hauptsächlich mit dornigen Mimosenbüschen und verschiedenen Cactusarten bedeckt, welche der Gegend einen höchst eigenthümlichen Charakter verleihen. Auch alle andern hier wachsenden Pflanzen sind knorrig gewachsen und kleinblättrig und haben nirgends das üppige dichte Laubwerk, wie die meisten Pflanzen der Tropenzone. Myrtenartige, niedrige Gewächse bedecken namentlich südlich von der Stadt oft weite Strecken; dann folgen wiederum Mimosenhecken, niedrige und hohe, oft prachtvoll blühende Cactusformen, welche zusammen auf sandigem trockenem Boden ein hier und da undurchdringliches Dickicht bilden. Eben mit solchem Pflanzenwuchse bedeckte Sanddünen (Mendanos) erheben sich da und dort wie kleine [49] runde und niedrige Inseln aus der Ebene. Sümpfe und Lagunen, einige von bedeutender Ausdehnung, vertheilen sich im Lande, und eine Anzahl unschiffbarer Flüsse durchkreuzt die Gegend.

Ein Ritt durch dieses Buschland, welches im Norden der Stadt die größte Ausdehnung hat und fast ununterbrochen bis nach San Juan reicht, ist im höchsten Grade anstrengend und ermüdend. Kein Schatten schützt vor der brennenden Sonne; ein graugelber Staubmantel deckt sich über die knorrige, dornige und stachlige Pflanzenwelt, und kein erfrischender Regentropfen scheint diese Gegend jemals benetzt zu habend denn ein fast immer klarer Himmel spannt sich über die regenlose Wüste.

Ermüdet steigt der durstige Reisende vom Pferde, um sich durch den Genuß ewiger Tunas (indianische Feigen) zu erfrischen, welche die stachligen Cactusarten spenden, um so freudiger aber begrüßt er nach langem Ritte durch diese Travesias die frischen

Condormahl in den Cordilleren.
Nach der Natur gezeichnet von A. Goering.

Früchte und Wasser spendenden Niederlassungen in der Umgebung der Flüsse und Lagunen. Zwei Flüsse sind es besonders, welche für die Cultur der Provinz Mendoza von größter Wichtigkeit sind, der Rio Tunuyan und der Rio de Mendoza, welche beide in der nahen Cordillere entspringen. Vermittelst geschickt angelegter Canäle, welche netzartig durch die Gegend gezogen sind, werden die Felder und Gärten zeitweilig, je nach Bedürfniß, überschwemmt. Der Boden verbessert sich durch diese künstliche Bewässerung fortwährend, und so hat man dem ursprünglich unfruchtbaren Boden die ergiebigsten Ländereien abgerungen.

Fast mitten in dem üppigen Grün der alle südeuropäischen Früchte erzeugenden Oase liegt die seit dem großen Erdbeben von 1861 neu aufgebaute Provinzialhauptstadt Mendoza, welche einen der bedeutendsten Handels- und Verkehrsplätze zwischen Argentinien und Chili bildet. Es gewährt einen Hochgenuß, die cultivirte Umgebung der Stadt zu durchstreifen, ein Genuß, der durch das freundliche Entgegenkommen der Bewohner, welche meistens aus spanischen Creolen und Mischlingen von diesen und Indianern bestehen, noch bedeutend erhöht wird. Die das bebaute Land vielfach kreuzenden Straßen und Wege sind größtenteils mit sehr eng an einander stehenden, schlanken italienischen Pappeln bepflanzt, zwischen denen üppige Rosenstöcke zu einer bedeutenden Höhe emporwachsen, sodaß man oft hoch oben in den Zweigen der Pappeln eine Fülle prachtvoll blühender Rosen erblickt, welche im Verein mit den mannigfaltigen Blüten der Fruchtbäume einen wunderbaren Duft verbreiten. Neben der Straße ist fast stets ein Graben gezogen, dessen fließendes, wenn auch meist trübes Wasser nicht selten die Verkehrswege überschwemmt, da schadhafte Stellen der Gräben nur im höchsten Notfalle ausgebessert werden. So kommt es häufig vor, daß man gezwungen ist, durch künstliche Lagunen zu reiten oder dieselben zu Fuß zu durchwaten. Doch Letzteres kann nur ausländischen Jägern passiren, da alle Einheimischen reiten. Selbst dem ärmsten Manne fehlt Pferd, Maulthier oder Esel nicht, und er blickt mit einer gewissen Verachtung auf den ausländischen Fußgänger. Oft bin ich dort von berittenen Bettlern um eine Gabe angesprochen worden.

Einen unvergeßlichen Eindruck machten mir die großen Weingärten (Viñas), der Stolz der Bewohner von Mendoza. Die an Pfählen und Querstangen wuchernden Reben bilden große, üppige, manchmal mühsam zu durchdringende Lauben, deren prachtvolle Trauben den besten Italiens nicht nachstehen sollen. Rosinen werden vielfach ausgeführt, und der dort bereitete Wein ist von besonderer Güte, dem besten Burgunder ähnlich.

Von großer Wichtigkeit sind ferner die Luzernfelder, nicht allein für die einheimische Viehzucht, sondern auch für die Rinder, Pferde, Maulthiere und Esel, welche aus den Pampas über Mendoza nach Chili getrieben werden. Bevor die Thiere die schwierige und oft gefahrvolle Reise dahin antreten, werden sie längere Zeit in den Luzernfeldern gehalten, um sich durch kräftige [50] Nahrung zu stärken; ohne diese Station würden sie kaum die Märkte von Chili in brauchbarem Zustande erreichen.

In den Sumpfgegenden des Landes tummeln sich dagegen Hunderte und Tausende von Pferden und Rindern in halb wildem und zum Theil in verwildertem Zustande. Ställe giebt es nicht, und die Thiere werden zur Auswahl nur in Umzäunungen getrieben, welche immer in der Nähe der Niederlassungen angebracht sind.

Das beigegebene Bild (Seite 53) veranschaulicht eine solche Sumpfgegend südlich von Mendoza, diejenige bei de San Carlos, in deren Nähe Mais-, Weizen- und Luzernfelder eine freundliche Abwechselung in die Landschaft bringen, welche außerhalb der Lagunen und der Sumpfstrecken mit der erwähnten Buschvegetation bedeckt ist. Den Hintergrund schließt ein Theil des imposanten Cordillerenzuges mit dem 23,000 Fuß hohen Gipfel Aconcagua. Diese wasserreichen Sümpfe sind die Sammelplätze von Tausenden der verschiedensten Wasser- und Sümpfvögelarten, von denen sich die prachtvollen Flamingos, die rothen Löffler, Ibisse, Reiher, Störche und schwarzhalsigen Schwäne am meisten hervorheben; letztere, die fast in keinem unserer zoologischen Gärten fehlen, traf ich nur in Gesellschaften von drei bis vier Stück an.

Bei meinen Ausflügen in diese Sümpfe begleitete mich stets ein junger Pampas-Indianer. Wir waren Beide zu Pferde und ritten jeden Tag ein anderes, da die Rosse am Morgen erst aufgefangen wurden. Es gehört genaue Kenntniß der durch die Sümpfe führenden Pfade dazu, und nur mit größter Vorsicht kann man sich gerade dahin wagen, wo die meisten Vögel sich zusammenfinden. Mein Indio manso (zahmer Indianer) wußte indessen immer Rath zu schaffen und leistete mir bei der Jagd ausgezeichnete Dienste. Hatten wir einen günstigen Punkt gefunden, so stieg ich ab und drückte mich in das Schilf oder Gestrüpp, oder war das nicht vorhanden, so legte ich mich flach auf den Boden. Mein Indio duckte sich nun auf seinem Pferde so zusammen, daß er von den in noch bedeutender Ferne befindlichen Vögeln nicht gesehen werden konnte.

Langsam und in großem Bogen näherte er sich den Reihern, Ibissen oder Flamingos und führte, in entgegengesetzter Richtung von mir, die Pferde auf die Vögel los; bald setzten sich diese in Bewegung und marschirten auf mich zu. So gelang es oft, einen erfolgreichen Schuß abzugeben, wenn die Vögel nahe genug heran gekommen waren. Auf andere Weise war die Anschleichung schwierig, da nirgends Gebüsch oder Schilf genügendes Versteck gewährten, und die besten Vögel sich auch vorsichtig auf weiten, offenen Flächen aufgestellt hatten. Es kam noch dazu, daß der dortige Kiebitz bei unserm Anblick stets in größte Aufregung geriet und, über dem Jäger kreisend, durch sein unaufhörliches gellendes Geschrei die anderen Vögel stutzig machte, sodaß diese in der Regel das Weite suchten.

Während die dort so häufig vorkommenden Wasser- und Sumpfvögel zum großen Theil über die ganze Argentina und viele über ganz Südamerika verbreitet sind, leben in dem trockenen Buschlande viele Vögel, die dieser Gegend und zum Theil der Nachbarrepublik Chile eigenthümlich sind. Sie sehen meist grau und braun aus wie die Landschaft, und nur wenige buntfarbige finden sich unter den immerhin zahlreichen Arten, von denen die durch ihre Farben auffallendsten als Zugvögel gelten dürften.

Oft hört man im dichten Gebüsche einen kurzen, ziemlich lauten Lockton, von welchem man im Augenblick nicht weiß, ob er von einem Säugethiere oder einem Vogel stammt, bis man endlich nach langem Suchen entdeckt, daß er von einem einfach gefärbten Vogel, der nicht viel größer ist als eine Nachtigall, herrührt. Ungemein schnell läuft das kleine zierliche Thier über die Lichtung, um im Verstecke eines andern Busches seine Locktöne zu wiederholen. Der Vogel trägt den langen Schwanz aufrecht nach Art unseres Haushahns, und seine ganze Gestalt ist diesem ähnlich. Die Eingeborenen nennen ihn bezeichnend Gallito (Hähnchen).

Die in Höhlen, an steilen Abhängen nistenden Lorros (Conurus patagonicus) ziehen oft in großen Schaaren über uns hinweg und fallen verheerend in die Maisfelder ein. Es ist dies die größte hier vorkommende Papageienart, ungefähr halb so groß wie der rothe Ara, und hat in der Form Aehnlichkeit mit diesem. Zuweilen stößt man auf ein Rudel Emus, amerikanischer Strauße, welche eilig das Weite suchen. Die Eier dieser Vögel sind sehr beliebt, und mit dem Schalen derselben schmückt man gern die Umzäunungen; ich zählte einmal in Uruguay über siebenzig solcher Eierschalen auf den Spitzen der Zaunpfähle. Auch traf ich so aufgesteckte Pumaschädel, die den erlegten Räubern abgeschnitten worden waren, aber wenn ich ein Angebot machte, dieselben zu kaufen, erhielt ich von den Besitzern stets abschlägige Antwort, da sie glaubten, daß sich durch Aufpflanzung dieser Schädel die Pumas von neuen Raubanfällen abhalten lassen.

Hier und da sieht man auf den Algarrobobüschen eine prachtvoll rothblühende Schmarotzerpflanze, welche oft die ganze Krone des Busches bedeckt. Sie bildet immer den Anziehungspunkt eines der schönsten aller bekannten Colibris (Sparganura sappho), welcher besonders im April nicht selten vorkommt und hier nur Zugvogel zu sein scheint. Er ist metallgrün, sein Rücken hochroth, und die sechs Zoll langen Schwanzfedern auf der Oberseite leuchten goldfarbig. Ein selten schöner Anblick ist es, diese reizenden Thierchen vor den Blüthen summend schweben, pfeilschnell durch den Busch fliegen und sich gegenseitig verfolgen zu sehen. Bei Sonnenbeleuchtung scheint alsdann ein Feuerfunken durch die Lust zu zittern. Staunend stand ich dort, als ich den ersten erblickte, und vermochte nicht zu schießen und so dem harmlosen Treiben des kleinen Vogels ein Ende zu machen.

Das Thierleben in Mendoza ist mannigfaltig. Oft glaubt man in der schweigenden Natur keinen Laut zu vernehmen. Plötzlich hören wir dumpfe, eigenthümliche Töne wie „Tultuck, Tultuck“ unter uns, dann neben uns, dann weiter entfernt, bis wir entdecken, daß sie unterirdisch sind. Diese unheimliche Unterbrechung der Ruhe in der Landschaft stammt von einem unter der Erde lebenden Nagethier von der Größe unserer Hausratte, vom Tultuco der Eingeborenen her.

Und solche unterirdische Stimmen hat Mendoza noch mehrere aufzuweisen. Bei Einbruch der Dämmerung vernimmt man ein lautes Grunzen und Belfern unter seinen Fußen; es deutet an, daß die Viscachas rege werden und im Begriffe sind, ihre unterirdischen Wohnungen, welche aus vielen Gängen bestehen, zu verlassen. Vorsichtig halten sie sich zunächst an ihren Eingängen, ehe sie ihre nächtlichen Streifereien beginnen. Ich schoß mehrere dieser großen Nagethiere, welche ihre Wohnungen mit einer unserem Waldkäuzchen ähnlichen Eule theilen, auf dem Anstande vor dem Baue, erhielt aber kein solches, weil sie, wenn auch augenblicklich todt, von ihren Cameraden in die Höhle gezogen wurden. Die Besitzer der Estancias, in deren Nähe oft weite Strecken von den Viscachas unterwühlt sind, versuchten, die fatalen Minirer durch Wasser aus ihrer Nähe zu vertreiben. Vermittelst einiger Gräben wurde Wasser in die Baue geführt, doch dauerte es lange, ehe wir eine Wirkung wahrnahmen. Endlich erschienen einige Viscachas, schon durchnäßt, an der Oeffnung, fuhren aber sofort zurück, als sie die aufgestellten Jäger und Hunde erblickten. Wer höher und immer höher stieg das Wasser und jetzt mußte die Ueberschwemmung eine vollständige sein; denn plötzlich stürzten sie verzweifelt an’s Tageslicht. Einige wurden durch Schüsse niedergestreckt, und wüthend stürzten sich die hungerigen Hunde auf die überraschten Thiere; es kam zum Kampf; denn die Viscachas hoben sich und vertheidigten sich mit ihren großen Nagezähnen, doch schließlich unterlagen sie, nur wenige retteten sich durch die Flucht in Erdlöcher.

Mit vielem Eifer verfolgen die Eingeborenen die ebenfalls unterirdisch lebenden Gürtelthiere, welche sehr wohlschmeckende Braten liefern, wie hier auch das seltenste aller Gürtelthiere, der kleine Pichiciego, gefunden wird.

Während unserer Viscachajagd umkreisten uns verschiedene Raubvögel, und hoch in den Lüften, zuweilen dem schärfsten Jägerauge unsichtbar, schwebte der Condor, dessen nahe Heimath, die Kordilleren, zu einem Besuche locken. Doch wir erreichten nur die ersten Ausläufer dieser großartigen Gebirgswelt, deren schluchten- und thälerreiches Innere ein anderes Thierleben birgt, als die weite meerähnliche von uns durchzogene Ebene. Schon beim Ersteigen der ersten Vorberge erblickten wir mehrere Rudel Guanacos, einer schönen Llama-Art, welche uns von ihrem hohen Standpunkte aus neugierig betrachteten. Und als wir eine Höhe von gegen 4000 Fuß erklettert hatten, wurde uns das Glück zu Theil, ein Condormahl zu belauschen. Ein gefallenes Guanaco blutete unter den Krallen und kräftigen Schnäbeln der um ihre Beute kämpfenden Riesengeier (vergl. Abbildung auf Seite 49). Immer mehr und mehr dieser gewaltigsten aller Vögel senkten sich herab aus schwindelnden Höhen auf die streitende Gruppe, [51] und in kurzer Zeit war, unter furchtbaren Kämpfen und Flügelschlägen, das Opfer zerrissen. Doch lange noch dauerte der Kampf um die einzelnen Theile, bis ein scharfer Schuß die gierigen Geier aus einander scheuchte.

Der nahende Abend mahnte uns zur Rückkehr nach der tief unter uns sich ausbreitenden, sanft nach Osten sich neigenden Ebene. Eine großartig erhabene Umgehung: hinter uns die immer höher ansteigenden kahlen Bergmassen mit ihren zerklüfteten Wohnungen der Bergviscachas und den spärlich bewachsenen Weiden der vom Puma und Jaguar verfolgten Guanacos und vor uns in der Tiefe die scheinbar unendliche meerähnliche Fläche von Mendoza, welche, wie andere argentinische Provinzen, eine große Zukunft haben mag, wenn durch einwandernde Europäer der Ackerbau noch zu höherer Blüthe gebracht wird.

Wenn die Natur auch dort bei Weitem weniger bietet als in den nördlich liegenden Tropenländern, so tritt dem Wanderer doch so viel Eigenthümliches und Interessantes entgegen, daß unsere Skizze nur einen flüchtigen Ueberblick gewähren konnte.

[53]

Sumpfgegend bei San Carlos in der Provinz Mendoza.
Nach der Natur gezeichnet von A. Goering.